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Sport: Geschädigt und scheu

Frist zur Hilfe der DDR-Dopingopfer wird nicht verlängert

Berlin. Dopingopfer der DDR haben nur noch bis zum 31. März Zeit, eine finanzielle Entschädigung zu beantragen. Der Sportausschuss des Bundestages sprach sich am Mittwoch dagegen aus, die Frist zu verlängern. „Vor einer Gesetzesänderung wollen wir abwarten, wie viele Opfer einen Antrag stellen“, sagte Staatssekretärin Ute Vogt (SPD). Nach Auskunft von Birgit Boese, Leiterin der Berliner Beratungsstelle für DDR-Dopingopfer, liegen bislang nur 31 Anträge von Betroffenen vor. „Ich rechne aber fest damit, dass bis Ende März 250 Geschädigte einen Antrag stellen“, sagte Boese am Mittwoch.

Die ehemalige Kugelstoßerin Boese wies darauf hin, dass viele Sportler befürchten, Beweise für ihre körperlichen Schäden erbringen zu müssen. Dabei reiche die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung aus. Außerdem müssten Sportler nicht sofort alle ärztlichen Gutachten vorlegen, sondern nur den Antrag stellen. Danach sei noch Zeit, um Unterlagen nachzureichen. „Wir bemühen uns um eine Nachreichfrist von drei Monaten“, sagte der CDU-Politiker Klaus Riegert.

Das Entschädigungsgesetz sieht vor, dass zwei Millionen Euro an alle Antragsteller verteilt werden. Da beim Gesetzgebungsverfahren vor einem Jahr von bis zu 1000 Geschädigten ausgegangen wurde, setzte die Politik keinen Festbetrag pro Sportler fest, sondern eine Verteilung an alle Opfer. „Wenn es bei so wenigen Anträgen bleibt, muss die Verteilung geändert werden“, fordert der Chef des Deutschen Sportbundes, Manfred von Richthofen. „Es kann nicht sein, dass die Entschädigung wie ein Lottogewinn ausfällt“, sagte Richthofen dem Tagesspiegel. Der Sportchef bezweifelte, dass noch 200 Sportler einen Antrag abgeben. „Ich habe die Sorge, dass es nicht mehr viele werden.“ Auch der ehemalige Chef des Sportausschusses, Friedhelm Julius Beucher (SPD), der das Gesetz mit ausgearbeitet hatte, hegt Zweifel. „Bei 31 Anträgen muss die Frage gestellt werden, ob es in der DDR überhaupt flächendeckendes Doping gab“, sagte Beucher auf Nachfrage.

Boese gab an, sie habe bislang 330 betroffene Sportler beraten. Sie forderte, die Beratungsstelle auf Dauer einzurichten. „Für Suchtfälle brauchen wir eine permanente Beratung.“ Viele Turnerinnen und Volleyballerinnen litten unter Bulimie. „Und es melden sich auch Sportler, die in der Bundesrepublik gedopt haben und Hilfe brauchen.“

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