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Sport: Geschäft ohne Grenzen Die Szene der Spielerberater ist hart – nur nicht bei der WM

Von Erich Ahlers Seogwipo. Ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft, der größten Börse für Fußballspieler, treten sie kaum in Erscheinung: die Spielerberater.

Von Erich Ahlers

Seogwipo. Ausgerechnet bei der Weltmeisterschaft, der größten Börse für Fußballspieler, treten sie kaum in Erscheinung: die Spielerberater. „Man kommt ja nicht einmal ins Mannschaftshotel, da kann ich besser zu Hause bleiben", sagt Norbert Pflippen, der eventuell zum Halbfinale anreisen wird. Pflippen war mal die große Nummer der Branche, hat aber inzwischen Prominenz wie Oliver Kahn, Sebastian Deisler oder Mehmet Scholl von der Kundenliste streichen müssen. Im deutschen WM-Kader ist Pflippen noch mit Torsten Frings und Lars Ricken vertreten.

Der Rechtsanwalt Michael Becker hat mit Michael Ballack, Bernd Schneider und Miroslav Klose drei Stammspieler unter Vertrag und gilt als einer der Marktführer. Er hat mit dem Berliner Jörg Neubauer – bei der WM durch Christoph Metzelder und Marko Rehmer repräsentiert – eine Art strategische Partnerschaft vereinbart, beide haben sich einen für die Berater-Gilde vergleichsweise guten Ruf erworben. „Die arbeiten sauber", sagt zum Beispiel Ernst Thoman von der Vereinigung der Vertragsfußballspieler (VdV).

Gelästert wird dennoch gern über die Konkurrenz, geklagt über ständige Abwerbeversuche sowieso. Vor allem Roger Wittmann, Chef der Rogon AG, bekommt sein Fett ab. Aus dessen umfangreicher Kundendatei rutschte zwar nur Thomas Linke in den deutschen WM-Kader, doch wird sein Wirken auch von der Spielergewerkschaft mit Argwohn verfolgt. „Wir beobachten ihn im Interesse der Spieler", sagt Thoman und verweist darauf, „dass Wittmann den 1. FC Kaiserslautern im Griff hat". Ein Großteil des Kaders des pfälzischen Klubs ist Rogon-Kunde, die Abhängigkeiten seien von Jahr zu Jahr gewachsen und hätten längst bedenkliche Ausmaße erreicht.

Das und auch die ihm nachgesagten wirtschaftlichen Schwierigkeiten lassen Wittmann kalt. Der umstrittene Berater, Schwager des früheren Nationalspielers Mario Basler und in Asien mit einem Mitarbeiter vor Ort, meint nur: „Wir sind die größte Gesellschaft am Markt und den anderen wohl zu groß geworden." Dann verweist er auf „ganz, ganz renommierte Partner" wie Karl-Heinz Förster und Bernd Cullmann. Für Pressearbeit hat er Stefan Backs eingestellt, und der wundert sich über nichts mehr: „Es geht um viel Geld, da wird auch mit Lügengeschichten gearbeitet." Backs ist ehemaliger Sportjournalist, und es gibt Gerüchte, dass auch aktuelle Berichterstatter nebenher im Transfergeschäft mitmischen und abkassieren.

Wittmanns Ruf konnte nicht einmal durch die Zusammenarbeit mit Wolfgang Fahrian, der Linke mit zu Rogon gebracht hat, aufpoliert werden. Die VdV-Vizepräsidenten Michael Preetz und Steffen Freund, beides ehemalige Nationalspieler, sind bis heute mit Fahrian verbandelt. Auch Thoman lobt den früheren Torhüter und freut sich, dass immer mehr Berater ihr Geschäft professionalisieren: „Früher waren das oft Einzelgänger, heute gibt es eine ganzheitliche Betreuung." Was auch daran liegt, dass große Vermarktungsagenturen wie IMG führende Berater wie den ehemaligen HSV-Profi Jürgen Milewski verpflichtet haben.

Sorgen bereitet der Gewerkschaft weniger der Spitzen-, sondern vielmehr der Amateurbereich. „In den unteren Ligen geht es geradezu schäbig zu", beklagt Thoman. In der Bundesliga sei alles seriöser, auch wenn „eine Reihe von Leuten versucht, hier ins Geschäft zu kommen, denn das ist das Filetstück". Thoman spricht von zwölf Prozent des Bruttojahresgehalts eines Spielers, die an den Berater gehen. Plus Sonderleistungen, „und da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt". Michael Becker weiß das nur zu gut und freut sich, dass sich Miroslav Klose bei der WM in den Blickpunkt gespielt hat. Er kann Torschützenkönig werden, hat das Interesse großer Klubs geweckt und scheint den nächsten großen Deal zu garantieren. Der Berater meint dazu lapidar: „Weder mir noch Klose liegen derzeit Angebote betreffend eines Vereinswechsels vor."

Darüber hinaus passt es Becker auch bestens in den Kram, dass die USA noch immer im Wettbewerb vertreten sind. Diverse US-Nationalspieler wie Landon Donovan sind auch seine Kunden. „Schade, dass die USA jetzt schon auf Deutschland trifft“, bemerkt Becker. „Wäre aus meiner Sicht ein schönes Endspiel gewesen." HB

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