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Sport: Gescheitert in Novara

Inter Mailand entlässt Trainer Gasperini

Berlin - Im Augenblick der größtmöglichen Demütigung flüchteten sich Inters Fans in die Vergangenheit. Mit weitaufgerissenen Augen und wild gestikulierend reckten sie Pappschilder in den Abendhimmel von Novara. Darauf stand in großen Lettern: „Jose Mourinho – Numero uno“. Champions League, Meisterschaft und Pokal – alles gewann Inter Mailand, als der Portugiese dort noch Trainer war.

Am Dienstagabend war die Erinnerung an die vergangenen Erfolge der einzige Trost, in den sich die Mailänder Anhänger flüchten konnten. Mit 1:3 verlor ihre Mannschaft bei Aufsteiger Novara Calcio und wurde anschließend sogar von dessen Fans verspottet: „Serie B, Serie B“ – riefen sie, nachdem Marco Rigoni in der 90. Minute den Endstand hergestellt hatte. In die Zweite Liga musste sich der Traditionsklub aus Mailand bisher noch nie begeben, aber nachdem die Mannschaft in Novara auch ihr drittes Ligaspiel nicht gewinnen konnte, sah Klubchef Massimo Moratti wohl eine gewisse Tendenz zur Zweitklassigkeit vorhanden und entließ nur wenige Stunden nach der Blamage Trainer Gian Piero Gasperini.

Ein Nachfolger für Gasperini war allerdings schnell gefunden: Es wird Claudio Ranieri. Dies berichtete die italienische Presse am Mittwochabend. Ranieri soll demnach einen Zwei-Jahres-Vertrag in Mailand unterschrieben haben. Der 60-Jährige hatte in der Serie A bereits Juventus Turin und zuletzt den AS Rom trainiert, war dort aber im Februar nach einer Niederlagenserie entlassen worden.

Gasperinis Rauswurf kam wenig überraschend, noch immer wartet Inter in dieser Saison auf den ersten Pflichtspielsieg. Außer einem 0:0 gegen den AS Rom wurde bisher nur verloren. Vor allem das peinliche 0:1 vergangene Woche in der Champions League gegen Trabzonspor und die 1:2-Niederlage im Supercup gegen Erzrivale AC Mailand sorgten für Unruhe im Klub. Gasperini gilt als Hauptschuldiger für den schlechten Start. Ohne Not stellte er die jahrelang erfolgreiche Taktik um und ließ anstatt einer Viererkette lediglich drei Mann auf einer Linie verteidigen.

Im Gegenzug stellte er drei Angreifer auf – für die jahrelang auf Defensive getrimmten Inter-Spieler eine zu große Umstellung. „Wir befinden uns in einer ganz schwierigen Situation“, sagt Rekordspieler Javier Zanetti, der gegen Novara sein 757. Pflichtspiel für Inter bestritt. „Die Fans müssen verstehen, dass solche Situationen eintreten können. Wir brauchen ihre Unterstützung in guten und in schlechten Zeiten.“

Die guten Zeiten, mit dem Champions League-Sieg gegen Bayern München als Höhepunkt, liegen gerade einmal16 Monate zurück. Am Dienstagabend fühlte es sich für die Fans von Inter Mailand an wie 16 Jahre. Sebastian Stier

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