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Sport: Gescheitert vor großer Kulisse

Die deutschen Wasserballerinnen verpassen das Viertelfinale

Barcelona . Als das Spiel gegen Spanien vorüber und verloren war, streifte Marcel ter Bals erst einmal sein hellblaues Hemd ab. Zum Vorschein kam ein extrem behaarter Rücken, dann wechselte der Trainer der deutschen Wasserballerinnen von schweißgetränktem Hemd zu trockenem T-Shirt und marschierte an den entweder schluchzenden oder ungläubig dreinschauenden Frauen vorbei zum Fernseh-Interview.

Die übliche Manöverkritik gab es kurz darauf bei Gewächshaustemperaturen in der Halle vor den Umkleidekabinen, aber wirklich viel reden wollte der Mann aus den Niederlanden mit seinen Spielerinnen in dem Moment nicht. Mit 6:9 waren sie im WM-Achtelfinale in Barcelona den Gastgeberinnen unterlegen, hatten den ersehnten Sprung unter die besten acht der Welt verpasst und waren nach einer erfreulichen Vorrunde laut Rekordnationalspielerin Sabine Kottig wieder da gelandet, „wo wir alle eigentlich nicht hinwollten": in die Runde, in der es heute (gegen Japan) und am Mittwoch (gegen Griechenland oder Brasilien) um die überschaubar spannenden Platzierungsspiele von Rang neun bis zwölf geht.

Marcel ter Bals wird bei den Platzierungsspielen noch Trainer der DSV-Auswahl sein, aber nach der WM nicht mehr. Sein Wechsel zu den Männern, zum Bundesligisten ASC Duisburg, stand schon vor der Weltmeisterschaft fest – auch wenn die Spielerinnen nicht genau wissen, warum. „Da müssen Sie den Trainer fragen“, empfiehlt Sabine Kottig. Und im Gespräch mit ihm wird der Grund schnell klar: wegen solcher Spiele wie gegen Spanien, und weil er kaum Hoffnung hat, dass es deutsche Wasserballerinnen mittelfristig auf mehr als die Runde neun bis zwölf bringen werden. „Die deutsche Liga ist einfach zu schwach, ich habe ja fast keine Auswahl. Das ist ein Riesenproblem, wie man bei Spielen wie gegen Spanien sieht.“

Dabei hatten sie sich so gefreut auf die Partie, die ihnen ein ungewohnt ergreifendes Ambiente bot: Anpfiff am Samstagabend um halb neun, die Tribünen mit 3000 Menschen fast gefüllt, und am Meeresstrand im Hintergrund packten die Surfer gerade ihre Bretter ein. „Ich habe den Mädels gesagt: Einmal in eurem Leben könnt ihr vor so einer Kulisse spielen. Ihr habt nichts zu verlieren. Macht euren Kopf frei und spielt", seufzte der Trainer. Das allerdings hat so gut wie gar nicht geklappt. Wobei nicht zu übersehen war, dass die Referees bei den zahlreichen heftigen Zweikämpfen im Zweifelsfall immer die Deutsche und nicht die Spanierin in die Sünderecke schickten.

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