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Aller schlechten Dinge sind drei. Clujs Torhüter Eduard Stancioiu (links) kann nur noch entsetzt registrieren, wie der Ball durch seine Beine ins Tor rollt. Bei allen drei Treffern der Bayern halfen Stancioius Vorderleute kräftig mit. Foto: dpa

© dpa

Sport: Geschenke aus Siebenbürgen

Nach dem Sieg gegen Cluj freuen sich die Bayern über ihr neues, altes Glück

Es gibt Momente, in denen Louis van Gaals autoritäre Art eine drollige Komponente hinzugewinnt. Das passiert meistens dann, wenn sich sein passables Deutsch für wenige Sekunden mit seiner Muttersprache, dem Holländischen, mischt. Nach dem 3:2 am Dienstagabend gegen den rumänischen Meister CFR Cluj, mit dem der FC Bayern auf äußerst glückliche Weise seine Spitzenposition in der Champions-League-Gruppe E festigte und nun im Grunde für das Achtelfinale planen kann, stand van Gaal vor einer der vielen Fernsehkameras. Er wurde nach dem „Bayern-Dusel“ gefragt; jener Eigenschaft, die dem Rekordmeister in der Vergangenheit auch unverdiente Punkte beschert hat. „Ja, ich kenne diesen Begriff“, sagte van Gaal ernst. „Aber in dieser Saison haben wir nicht so viel geduselt.“

Der Begriff „Dusel“ ist fast zu schwach, um das Glück der Münchener an diesem Dienstagabend zu beschreiben. „Ja, wir haben heute Glück gehabt“, erklärte van Gaal in erfrischender Einfachheit. Dem ist nichts hinzuzufügen, denn keines der drei Tore der Bayern gegen den neureichen CFR Cluj aus Siebenbürgen fiel ohne gütige Mithilfe des Gegners. Die wacker kämpfenden Profis aus Cluj hatten sich die Reise nach München anders vorgestellt. Sie schlichen betrübt in den Mannschaftsbus, kaum einer machte halt bei den Journalisten, um eine Frage nach dem gerade Erlebten zu beantworten. Wenigstens ihr Trainer fand einige Worte, wenn auch wenige: „Es ist unglaublich frustrierend, nach so einem Spiel etwas sagen zu müssen“, bekannte Sorin Cartu. „Ich wünsche keinem Trainer, heute an meiner Stelle zu stehen.“ Fünf Tore fielen an diesem Dienstagabend in der kalten Münchner Arena. An fünf Toren waren seine Schützlinge unmittelbar beteiligt.

Sicher, die beiden Eigentore waren keine Kuriositäten; nicht vergleichbar mit dem Cottbuser Torwart Tomislav Piplica, dem eine Flanke auf die Stirn und von dort ins Tor tropfte. Oder mit dem Unglück des Bremers Valerién Ismael, der vor seinem Eigentor von seinem Mitspieler Frank Baumann angeköpft wurde. Eher fühlte man sich erinnert an Nikolce Noveski, den früheren Abwehrspieler vom FSV Mainz 05, dem in einem Bundesligaspiel erst zwei Eigentore unterliefen, bevor er auch noch ins richtige Tor traf. Das jedoch waren vergleichsweise unbedeutende Bundesligapartien – diesmal war Champions League.

Das fast schon historische Pech des CFR Cluj begann nach einer halben Stunde. Sie führten durch einen schönen Treffer von Cadú, den dieser jedoch nur vier Minuten später mit einem Schuss aus fünf Metern völlig unbedrängt ins eigene Tor egalisierte. Dann passierte Christian Panin nur fünf Minuten später auf Flanke von Holger Badstuber dasselbe Missgeschick – aus identischer Position. Auch dem dritten Treffer durch Mario Gomez eine Viertelstunde vor Schluss, der von Cadú vor dem 3:1 aus kürzester Distanz angeschossen wurde, ging eine verunglückte Abwehraktion voraus. Den Bayern war es egal: „Heute können wir uns wirklich bedanken“, sagte Gomez, der sich trotz offensichtlicher Beweislage auch nicht teilweise von seinem ersten Tor in der Champions League seit einem Jahr trennen wollte: „So ist der Fußball: Wochenlang geht nichts, und dann fallen die Tore von selbst.“

Wenn dies die einzige Schlussfolgerung aus einem höchst kuriosen Spiel sein soll, dann ist es für die Bayern eine positive: Sie gewinnen wieder Spiele, die sie vor wenigen Wochen nicht gewonnen hätten. „Es wird wieder geduselt“, müsste es nach van Gaal heißen. Trotzdem lief an diesem Abend einiges schief: Wieder fiel den Bayern gegen einen tief stehenden Gegner offensiv kaum etwas ein, Gomez als einzige Spitze mühte sich meistens vergeblich. Wagte sich Cluj nach vorne, wurde es für die Bayern gleich gefährlich. Das lag hauptsächlich am Innenverteidigerduo Holger Badstuber und Anatoli Timoschtschuk, das an beiden Gegentreffern direkt beteiligt war. „Die Verunsicherung aus den letzten Wochen war uns auch heute noch anzumerken“, sagte Philipp Lahm stellvertretend für seine Kollegen: „Wir hatten in den letzten Wochen einige Dinge, die nicht zu unseren Gunsten gelaufen sind.“

Es scheint, als hätten sich die Dinge seit Dienstagabend wieder geändert.

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