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Schnäppchenjäger Schüttler. Der Ex-Profi ist Organisator des Turniers. Foto: dpa

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Sport: Gesundschrumpfen

Das Düsseldorfer Tennisturnier erfindet sich neu, um wieder eine Zukunft zu haben.

Düsseldorf - Die illustre Bildergalerie, auf denen die Tennisgrößen von einst wie Lendl, McEnroe, Becker, Agassi und Edberg in edlen schwarz-weiß Porträts abgebildet waren, sind von den Wänden des Düsseldorfer Rochusclubs verschwunden. Dass die besten Spieler in den vergangenen 35 Jahren am prestigeträchtigen World Team Cup (WTC) teilgenommen hatten, der inoffiziellen Mannschafts-WM, darauf waren die Klubbetreiber immer besonders stolz. Doch der WTC ist seit diesem Jahr Geschichte, und man hatte sich lange genug in alten Erinnerungen verloren. „Wir schauen jetzt nach vorne“, betont Dietloff von Arnim, der weiterhin Turnierdirektor ist. Der Schritt weg vom einmaligen WM-Format hin zum normalen 250er-Modus ist ein Neustart in eine aussichtsreiche Zukunft.

Daran hatte Ende 2010 kaum noch jemand geglaubt, denn dem WTC fehlte der Titelsponsor und mit den hochkarätigen Spielern, die eine Woche vor den French Open lieber pausieren wollen, blieben auch die Zuschauer weg. Das Traditionsturnier stand vor dem Aus. Doch dann sicherten sich der ehemalige Profi Rainer Schüttler und Beckers früherer Manager Ion Tiriac die Lizenz und hielten die Veranstaltung damit in Deutschland. „Das war eine dicke Chance, eine, die sich nur einmal bietet. Da musste ich zugreifen“, sagte Schüttler. Über eine Gebühr von 1,6 Millionen Euro wird spekuliert, um ein Vielfaches weniger, als die Spieler- und Turnierorganisation ATP noch für das Alleinstellungsmerkmal der WM verlangt hatte. Ein Schnäppchen.

Eigentlich wollte Schüttler nach 17 zehrenden Jahren auf der Tour ein bisschen pausieren, nun ist er gleich mittendrin im nächsten Job als Organisator. Der 35-Jährige ist das neue Gesicht des Turniers, immer präsent und wissbegierig bei der Sache. „Ich glaube daran, dass Deutschland ein toller Markt für Tennis ist“, sagt Schüttler, „und man macht ja keine Geschäfte, wenn man sich keine Gewinne erhofft.“ Diese Maxime hat er bereits von Tiriac gelernt, dem rumänischen Milliardär und erfolgreichen Geschäftsmann, der sich ein Imperium geschaffen hat. Tiriac investiert in nichts, von dem er sich keinen Profit verspricht. Und obwohl Düsseldorf für seine Maßstäbe eher ein kleiner Fisch ist, so könnte es sich bald zu einem fetten Fang entwickeln.

Die Zuschauer sind bereits überzeugt, sie pilgern auch bei widrigem Wetter wieder an den Rolander Weg. Und das Spielerfeld ist so gut besetzt wie seit Jahren nicht. Einer wie Rafael Nadal, der gut eine Million für sein Kommen nimmt, ist aber noch nicht drin. „Der liegt leider weit über unserem Budget“, sagt Schüttler. Doch der Etat steht durch die Umwandlung wieder auf solideren Füßen, wurde von ungefähr fünf Millionen Euro auf die Hälfte verringert. Auch das Preisgeld wurde halbiert. Der alte Titelsponsor engagiert sich weiter, und ein TV-Partner wurde gefunden.

All das sind positive Signale, doch selbst ein Turnier der kleinsten Kategorie weist hohe Betriebskosten auf. Die Zahlen aus Düsseldorf: Das Preisgeld beläuft sich auf 420 000 Euro, die Antrittsgelder der Spieler auf insgesamt 300 000 Euro. Für die Übernachtungen der Profis samt Anhang wird mit 50 000 Euro Hotelkosten gerechnet, das Catering für die Akteure verschlingt noch einmal 30 000 Euro. Der Rochusclub erhält eine Miete von 90 000 Euro, der Aufbau der Zelte und Tribünen beläuft sich auf 205 000 Euro. Hinzu kommen Aufbaukosten für die gesamte Anlage von 220 000 Euro. Weitere 63 000 Euro sind für das Sicherheitspersonal eingeplant, das Catering für Ehrengäste beträgt 50 000 Euro, und das Marketing schlägt mit 150 000 Euro zu Buche. Doch es sind Investitionen, die sich mittelfristig für alle Beteiligten auszahlen werden. Dafür steht allein schon der Name Tiriac. Petra Philippsen

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