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Sport: Geteilte Spiele, geteilter Blick

Hertha im Spätherbst sieht ein bisschen so aus wie eine Eiche, die alle Blätter abgeworfen hat. Stabil im Stand, kahl in der Krone.

Hertha im Spätherbst sieht ein bisschen so aus wie eine Eiche, die alle Blätter abgeworfen hat. Stabil im Stand, kahl in der Krone. So wenig. Und nicht mehr. Der goldene Oktober mit rauschenden Fußballfesten blieb für die Berliner aus, der November war eigentlich noch nie ihr Monat. Wo aber steht Hertha, so kurz vor der Weihnachtspause?

Es ist wie mit der ewig jungen Streitfrage, wonach das Glas halb voll ist oder doch eher halb leer. Hertha teilt das Gros seiner Spiele, hat ein paar Mal gewonnen wie verloren, und teilt deshalb die Liga auch tabellarisch. Für einen Aufsteiger ist das ordentlich. Sagen die Optimisten. Doch bleibt es nicht eine Frage der Sicht? Man kann den Status der Berliner auch anders sehen. Zum oberen Ende der Tabelle ist weit mehr Luft als zum Rand zur Zweiten Liga. Das wiederum ist nicht verhandelbar, sondern das sind Fakten. Nur wie interpretiert man die Fakten?

Sicher, Hertha ist ein Aufsteiger, und für einen solchen sind 19 Punkte aus 15 Spielen keine schlechte Bilanz. Doch inwieweit ist Hertha überhaupt ein normaler Aufsteiger? Hertha war auch kein normaler Absteiger, sondern ein Verein, der davor um die Meisterschaft mitspielte. Lassen wir das also.

Hertha hat sich offenbar eingerichtet im gesicherten Mittelfeld, so bar jeder Ausschlagsmöglichkeiten nach oben wie unten. Das birgt etwas Trügerisches in sich. Sieben Unentschieden nach vergeigten Führungen oder wegen zu wenigen Risikos und Mumms können einen nicht dauerhaft in Sicherheit wiegen.

Hertha braucht mal wieder einen Sieg. Mehr fürs Gemüt als für die Tabelle. Es geht darum, sich selbst zu vergewissern, dass man es noch kann. Das muss dann nicht mal schön aussehen, hellt aber die Aussichten für den Winter auf.

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