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Sport: Gewonnen, aber nicht das Spiel

Aufsteiger Cottbus spielt stark in Mönchengladbach, nutzt seine Chancen nicht und verliert 0:2

Jupp Heynckes sah aus wie ein Verlierer. Den Oberkörper leicht nach vorne gebeugt, die Schulter herabhängend und mit einer fast weinerlichen Stimme trug er seine Eindrücke vom Spiel vor. Ganz anders klangen die Cottbuser, Marco Küntzel, der Mittelfeldspieler des FC Energie, zum Beispiel: „Für unsere Verhältnisse haben wir ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht“, sagte er. „Mehr Positives als Negatives“ hatte auch Küntzels Kollege Steffen Baumgart registriert, „gegen uns muss man erst mal gewinnen“. Und Trainer Petrik Sander hatte von seiner Mannschaft eine Leistung gesehen, „die meiner Vorstellung von einem Auswärtsspiel sehr nahe kommt“. Nur für das Ergebnis galt das vermutlich nicht. 0:2 (0:0) verloren die Cottbuser bei Borussia Mönchengladbach.

Ein normales Resultat eigentlich, wenn man bedenkt, dass Energie gerade in die Fußball-Bundesliga aufgestiegen ist, die Gladbacher hingegen mit der Verpflichtung des international erfahrenen Trainers Heynckes noch einmal ihre höheren Ambitionen dokumentiert haben. Einen entsprechenden Nachweis allerdings konnten Borussias Spieler lange Zeit nicht erbringen. Der Aufsteiger wirkte besser eingespielt, obwohl Sander vier Neuzugänge aufgeboten hatte, Heynckes nur zwei. Mit einer Art Umzingelungstaktik brachten die Cottbuser den ballführenden Gladbacher immer wieder in Bedrängnis, dazu standen sie in der Defensive sicher wie zu Zweitligazeiten, und mit ihren zielstrebigen Kontern brachten sie die Borussen immer wieder in Gefahr. „Normalerweise müssen wir 3:0 führen“, sagte Küntzel. „Dann brennt hier der Baum, aber jetzt ist wieder heile Welt in Gladbach.“

Küntzel selbst vergab fünf Minuten vor der Pause die zweite von drei guten Chancen, als er allein auf Torhüter Kasey Keller zulief, den Ball zu spät in die Mitte passte und im Nachschuss den Pfosten traf. Auch Lawrence Aidoo und Jiayi Shao konnten Keller nicht überwinden, während auf der anderen Seite Michael Delura schon in der zweiten Minute die einzig herausgespielte Chance der Borussen vergeben hatte. Dass die Cottbuser einen guten Job gemacht hatten, konnten sie zur Pause feststellen. Als die Mannschaften in die Kabine gingen, pfiffen die Gladbacher Fans.

Vielleicht war es trotzdem zwangsläufig, dass sie am Ende in nicht einmal zehn Minuten das Saison-Auftaktspiel verloren. Erst köpfte Verteidiger Bo Svensson nach der zweiten Ecke der Gladbacher das 1:0. Sein Gegenspieler Zoltan Szelesi hatte recht teilnahmslos daneben gestanden. Dann sah Aidoo, der bis dahin im defensiven Mittelfeld sehr ordentlich gespielt hatte, für ein taktisches Foul Gelb-Rot, und kurz darauf verwandelte Nationalspieler Oliver Neuville einen Foulelfmeter (Sidney an Kluge) zum 2:0. „So haben wir sie halt wieder stark gemacht“, sagte Energies Manager Steffen Heidrich.

Ein bisschen wirkten die Cottbuser nach dem Spiel so, als hätten sie einen derartigen Ausgang irgendwie erwartet. Sander hatte in der Pause sogar noch einmal zu höchster Vorsicht bei Standardsituationen gemahnt, und natürlich wussten seine Spieler, dass jeder Fehler bestraft wird; sie machten sie trotzdem. „So ist das in der Ersten Liga“, sagte Marco Küntzel vor der Heimreise. Die Cottbuser haben es nicht anders gewollt.

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