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Alexander Winokurow

© dpa

Giro d’Italia: Befleckte Begeisterung

Cycling is coming home. Der 93. Giro d’Italia beginnt am Samstag in der Zweirad- und Coffeeshop-Metropole Amsterdam. Doping schreckt die Fans nicht ab.

Berlin - Eleganter als mit diesem Startort, der die Popularität der tretenden Fortbewegung nach wie vor mit dem Nimbus einer freizügigen Drogenpolitik verbindet, könnten die Organisatoren der Italienrundfahrt nicht auf den Doppelcharakter ihrer Veranstaltung hinweisen. Und Radsport bewegt auch im Jahr 2010 die Massen. Hunderttausende Zuschauer erwartet die „Gazzetta dello Sport“ allein an den holländischen Straßen, die von Samstag bis Montag Schauplatz des insgesamt dreiwöchigen Rennens über 3433 Kilometer sein werden.

Diese Begeisterung wird allerdings dadurch befleckt, dass sich so mancher Professional gern diverser pharmazeutischer Tricks zur Leistungssteigerung bedient und damit die Ursprungsidee der körperlichen Ertüchtigung in ihr Gegenteil verkehrt. Einige frühere Helden des Pelotons – etwa der Italiener Marco Pantani, der Belgier Frank Vandenbroucke oder der Spanier José Maria Jimenez – endeten als psychische und physische Wracks. Ihr Sterben erinnert an jene Opfer des Kreislaufs von Drogensucht und Drogenrepression, den das liberale Amsterdam der 70er und 80er Jahre vermeiden wollte.

Auch der aktuelle Giro d’Italia wird von Drogen überschattet. Der Zweite und der Dritte des Vorjahres sind wegen nachgewiesenen Dopings oder eines dringenden Dopingverdachts vom Wettbewerb ausgeschlossen. Auch der Titelverteidiger Denis Mentschow fehlt. Der Russe, der verdächtigt wird, Kunde des Blutdopinglabors Humanplasma gewesen zu sein, verzichtet aber, weil er sich auf die Tour de France konzentrieren will.

Favorit ist der Weltmeister Cadel Evans. Der Australier vom ebenfalls nicht ganz dopingfreien Team BMC Racing – hier wurde der Schweizer Thomas Frei mit Epo erwischt, Ex-Weltmeister Alessandro Ballan ist weiter wegen seiner Verwicklung in eine Dopingermittlung der Staatsanwaltschaft Mantua nicht gemeldet – erhält die Startnummer 1. Evans den Gesamtsieg streitig machen wollen vor allem die von ihren Dopingsperren zurückgekehrten Alexander Winokurow und Ivan Basso.

Und sonst so? Für Milram-Kapitän Linus Gerdemann geht es um eine Standortbestimmung nach diversen gesundheitlichen Rückschlägen. André Greipel vom Team Columbia will sich in Abwesenheit seines teaminternen Rivalen Mark Cavendish das Sprintertrikot sichern.

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