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Giulia Gwinn erzielte gegen China den einzigen Treffer.

© REUTERS

Giulia Gwinn und Co. glänzen: Die Teenager übernehmen Verantwortung bei der Frauen-WM

Nicht etwa Alexandra Popp oder Dzsenifer Marozsan bestimmen das Spiel der Deutschen bei der Frauen-WM. Es sind ganz andere, die überraschen.

Vor Beginn der Weltmeisterschaft deutete Giulia Gwinn an, dass sie eine wichtige Rolle für die deutsche Nationalmannschaft spielen könnte. „Ich versuche, möglichst viel Spielzeit zu sammeln und will dann mehr Verantwortung in der Mannschaft übernehmen“, sagte sie der „Nürtinger Zeitung“. Das hat die erst 19-Jährige bereits in ihrem ersten WM-Spiel eindrucksvoll getan.

Im Auftaktspiel gegen China hatte Gwinn mit ihrem Tor und einer starken Leistung in der zweiten Halbzeit einen riesigen Anteil am 1:0-Sieg der deutschen Nationalmannschaft. Nicht die erfahrenen Spielerinnen wie Kapitänin Alexandra Popp oder Spielmacherin Dzsenifer Marozsan stachen zum WM-Beginn am Samstag hervor, sondern Gwinn, ausgerechnet die jüngste Spielerin aus der Startelf, übernahm Verantwortung und sorgte für einen gelungenen Start ins Turnier.

Es lief die 66. Minute im Roazhon Park in Rennes, als Marozsan für eine ihrer gefährlichen Ecken anlief. Im Strafraum prallte der Ball nach einem Kopfballduell zwischen Popp und einer chinesischen Verteidigerin zentral zur Strafraumkante. Dort lauerte Gwinn. Sie nahm den Ball an, legte ihn sich einmal vor und traf dann mit einem schönen Rechtsschuss halbhoch ins linke Eck. Es war das erlösende Tor für die deutsche Mannschaft, die unbedingt erfolgreich in die WM starten wollte. „Es ist natürlich schön, zum Auftakt der WM so ein Tor zu schießen“, sagte Gwinn der ARD. 

Für Gwinn war es, selbstverständlich, das erste WM-Spiel ihrer Karriere. Als Bundesligaspielerin ist sie aber schon erfahren. Für den SC Freiburg hat sie 71 Spiele bestritten, zur neuen Saison wechselt sie zum Vizemeister FC Bayern München. Eine große Stärke ist vor allem ihre Vielseitigkeit. Sie kann sowohl im Mittelfeld als auch in der Abwehr auf beiden Außenpositionen eingesetzt werden.

Vielseitig einsetzbar

Das schätzt auch Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg. Gegen China setzte sie Gwinn in 90 Minuten auf drei unterschiedlichen Positionen ein. Anfangs spielte Gwinn im rechten Mittelfeld, wo sie überhaupt nicht ins Spiel fand. Fast alle Angriffe liefen über die starke Svenja Huth, die auf Linksaußen immer wieder für Gefahr sorgte. Nach dreißig Minuten wechselten Gwinn und Huth die Seiten, aber auch hier hatte Gwinn keine gelungenen Aktionen.

Erst nach der Pause, als sie links hinten verteidigte, konnte Gwinn überzeugen. Wie auch ihre Mitspielerinnen passte sie sich in der zweiten Hälfte der harten Spielweise der Chinesinnen an, hielt besonders stark dagegen und gewann wichtige Defensivzweikämpfe. „Wir haben viel auf die Socken bekommen und mussten viel einstecken“, sagte Gwinn nach dem Spiel.

Wie Prinz und Hingst

Die starke Leistung in der zweiten Halbzeit krönte sie mit ihrem Tor. Nach Birgit Prinz und Ariane Hingst ist sie damit erst die dritte Spielerin unter 20 Jahren, die für Deutschland bei einer WM ein Tor erzielte. Doch vielleicht werden noch bei dieser WM zwei andere Spielerinnen in diesen elitären Kreis stoßen. Mit Lena Oberdorf (17 Jahre) und Klara Bühl (18 Jahre) stehen zwei weitere Teenagerinnen im Kader von Voss-Tecklenburg. Oberdorf wurde gegen China zur Halbzeit eingewechselt, „um physische Präsenz“ ins Spiel zu bringen, wie die Bundestrainerin erklärte. Das funktionierte. Oberdorf stabilisierte das defensive Mittelfeld und räumte später in der Innenverteidigung ab. Klara Bühl muss noch auf ihren ersten Einsatz warten, die Stürmerin ist vielleicht in kommenden Spielen eine Option als Joker.

Auf die jüngeren Spielerinnen könnte auch mehr Verantwortung zukommen, weil einige andere aus der Startformation leichte Verletzungen auskurieren müssen. „Wenige sind ohne Blessuren aus dem Spiel gekommen“, sagte Voss-Tecklenburg und zählte Marozsan, Popp, Svenja Huth und Melanie Leupolz auf, die sich schnellstens regenerieren müssen. Denn am Mittwochabend trifft Deutschland in Valenciennes auf die Spanierinnen, die deutlich stärker einzuschätzen sind als China. Inbesondere Marozsan hat es wohl heftiger getroffen. Die Spielmacherin droht auszufallen. Es wäre ein riesiger Verlust, den auch Giulia Gwinn nicht kompensieren könnte. Aber sie und Oberdorf haben gezeigt, dass sich Voss-Tecklenburg auf ihre jungen Spielerinnen verlassen kann.

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