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Sport: Glanzlichter im Regen

Von Jörg Wenig Manchester. Ausgerechnet Manchester.

Von Jörg Wenig

Manchester. Ausgerechnet Manchester. Angeblich ist es eine der feuchtesten Städte Englands. In einem ohnehin regnerischen Sommer finden dort seit Donnerstag die 17. Commonwealth Games statt. Und für die Engländer geht es dabei um weit mehr als um die bloße Ausrichtung der alle vier Jahre stattfindenden Spiele, an denen alle Länder, die irgendwann mal zur britischen Krone gehört haben oder noch gehören, teilnehmen. Diesmal starten rund 5000 Athleten aus 72 Ländern in 17 Sportarten – Rekord. Es geht vor allem darum, einen ramponierten Ruf aufzupolieren.

Manchester soll nämlich in diesen elf Tagen beweisen, dass die Engländer doch noch in der Lage sind, eine bedeutende internationale Sportveranstaltung zu organisieren. Daran hatte es zuletzt einige Zweifel gegeben, wofür die Briten selbst gesorgt hatten. An der prestigeträchtigen Leichtathletik-Weltmeisterschaft 2005 hielten die Engländer so lange fest, bis vor knapp einem Jahr endgültig feststand, dass es in London kein geeignetes Stadion dafür geben würde. Die Regierung hatte die geplanten Gelder für eine neue Arena gestrichen. Für diese peinliche Aktion ernteten Politiker und Funktionäre im eigenen Land Hohn und Spott.

Nachdem zuvor eine Bewerbung Manchesters um Olympische Spiele gleich zweimal gescheitert war und die Engländer auch nicht die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 bekamen, erkennen sie nun die Commonwealth Games als große Chance. Und dabei gibt es Unterstützung durch IOC-Präsident Jacques Rogge. Der erklärte in Manchester bezüglich einer möglichen Olympiabewerbung für 2012: „Wenn die Commonwealth Games erfolgreich und die Fragen bezüglich eines modernen Olympiastadions beantwortet werden, dann hat eine britische Bewerbung alle Chancen.“

Extra für die Commonwealth Games wurde in Manchester ein neues Stadion mit 38 000 Plätzen gebaut. Zu den Stars der Spiele zählen der australische Ausnahmeschwimmer Ian Thorpe, der siebenmal Gold gewinnen kann, sowie die Leichtathletik-Weltrekordler Colin Jackson (Wales/110 m Hürden) und Jonathan Edwards (England/Dreisprung). Cathy Freeman (Australien), die bei Olympia 2000 mit ihrem 400-m-Sieg zur Nationalheldin wurde, hatte auf den Einzelstart verzichtet, wird nun aber doch in der australischen 4x400-m-Staffel laufen. Sie gehörte zu den Auserwählten, die am Freitag von der Königin zum Lunch empfangen wurden. Aber auch Fußballprofi David Beckham, Superstar von Manchester United, hatte seinen großen Auftritt in der Nähe der Queen. Die Königin eröffnete die Spiele, und bei der Eröffnungsfeier überreichte Beckham mit einem sechsjährigen Mädchen der Königin eine Fackel, mit der die Queen ein großes Leuchtfeuer entzündete.

Die Engländer hoffen vor allem auf das 100-m-Männer-Finale. Am Sonntagabend haben sowohl Dwain Chambers als auch Mark Lewis-Francis die Chance, schnellster Mann des Commonwealth zu werden. In der Nationenwertung freilich sind die Engländer chancenlos gegen Australien. Zumal Fußball nicht auf dem Programm steht.

Dennoch wird der Fußball, der in der Stadt Manchester eine große Rolle spielt, von den Spielen profitieren. Für den zweiten großen Klub der Stadt, Manchester City, wird das Stadion bis zum nächsten Jahr zu einer Fußballarena mit 48 000 Plätzen umgebaut. Der Neubau des Stadions kostete umgerechnet 215 Millionen Euro. Zehn Millionen mehr haben die Engländer seit der Schließung für das Londoner Wembleystadion ausgegeben - ohne dass darin die Abrisskosten enthalten wären. Ein weiteres unglückliches Kapitel der jüngeren englischen Sportgeschichte.

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