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Die Däninnen wurden zuletzt Zweiter bei der EM

© Carmen Jasper/dpa

Gleiche Bezahlung im Fußball: Was andere Frauenmannschaften von Dänemark lernen können

Die Frauen-Nationalmannschaft aus Dänemark boykottiert aus Protest gegen zu geringe Bezahlung ihr WM-Qualifikationsspiel. Das ist mutig. Ein Kommentar.

Es geht ein Gespenst um in Europa: Das Gespenst der Gleichstellung im Fußball. Zuerst geisterte es in Norwegen, jetzt spukt es im Staate Dänemark umher. Schon lange hatten die dänischen Fußballerinnen mit den niedrigeren Honoraren gehadert und mit dem dänischen Fußballverband verhandelt. Sie waren gescheitert und bereits beim Freundschaftsspiel gegen Europameister Niederlande in Streik getreten. Die Tatsache, dass die norwegischen Kolleginnen jetzt eine Honorargleichstellung mit den Männern erreicht haben – dazu noch auf Kosten der Männer –, war dann jetzt aber wohl zu viel für die Däninnen.

Sie haben den Arbeitskampf ausgerufen und wollen zum WM-Qualifikationsspiel gegen Schweden am Freitag nicht antreten. Das ist eine ebenso konsequente wie mutige Entscheidung, besonders in einem Land, in dem Fußball eine ebenso große Rolle spielt wie hierzulande, und bei einer Mannschaft, die ähnlich erfolgreich spielt wie die Männerauswahl – die nach ihrem EM-Titel 1992 nicht mehr viel gerissen hat. Die Däninnen sind Vize-Europameister, bekommen aber gerade einmal 350 Euro für ein Qualifikationsspiel – und bei Freundschaftsspielen werden sie mit Freikarten abgespeist, von den monatlichen Stipendien können sie im besten Fall gerade einmal die Miete zahlen.

Nun gefährden sie ihre WM- und Olympia-Teilnahme für mehr Gerechtigkeit. Sie riskieren ihren Status sowie den Zorn der Fans und gehen auf die Eskalationsstufe eines lange währenden Konflikts mit ihrem Verband. Gerade gegen Erzfeind Schweden nicht anzutreten, wenn die Aufmerksamkeit besonders hoch ist, zeigt eine Entschlossenheit, von der die deutschen Nationalspielerinnen noch weit entfernt sind. Die werden nämlich seit Jahren mit noch niedrigeren Prämien entlohnt, scheinen aber zufrieden zu sein – vielleicht auch, weil sie ihr Geld in gutsituierten Klubs verdienen können. Die Däninnen dagegen fangen bei sich zu Hause an und wagen die Kraftprobe. Ob das Gleichstellungsgespenst auch bald im deutschen Fußball unterwegs ist, ist zweifelhaft. In Sachen Courage können andere Frauen-Nationalmannschaften vom Wikingergeist der nordischen Nachbarinnen aber durchaus lernen.

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