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Sport: Gleiches Recht für gleiche Spieler

Berlin. Als im Mannschaftshotel von Hertha BSC in Kaprun das Telefon klingelte, wurde es für einen Moment ruhig.

Berlin. Als im Mannschaftshotel von Hertha BSC in Kaprun das Telefon klingelte, wurde es für einen Moment ruhig. Monate, ja, fast ein Jahr, hatten sie beim Fußball-Bundesligisten auf diesen Anruf gewartet. Gestern endlich, rief Geschäftsführer Ingo Schiller aus Berlin an. „Die DFL hat sich gemeldet“, sagte Schiller. „Es geht alles in Ordnung, ,Zecke’ wird akzeptiert.“ Herthas Profi Andreas Neuendorf darf somit nach dem Einverständnis der Deutschen Fußball-Liga (DFL) seinen Spitzn „Zecke“ auf dem Trikot tragen. Die DFL hatte den Antrag am Montag nach einem monatelangen Streit offiziell genehmigt.

Für Neuendorf war die Sache längst klar. „Ich weiß gar nicht, warum die sich bei der DFL so lange geziert haben“, sagt Neuendorf. „Niemand in der Branche nennt mich ’Herr Neuendorf’, nicht einmal die von der DFL.“ Doch so einfach sei das nicht, sagten die Herren dort. Fußballspieler seien halt Fußballspieler. Und keine Künstler.

Neuendorf hat das nicht so ganz verstanden. Seine ausländischen Kollegen dürften schließlich auch einen Künstlernamen auf dem Trikot tragen. Marcelinho zum Beispiel, Herthas Spielmacher. Der heißt bürgerlich Marcelo dos Santos Pareiba. Oder der große Pelé: Edson Arantes do Nascimento. „Diese Spieler kennt man nur unter diesem Namen", sagte Tom Bender von der DFL damals. „Bei aller Liebe zur Kunst: Es gibt Vorschriften. Wenn Neuendorf ,Zecke’ heißen darf, dann will morgen ein anderer Spieler ,Kommisar Rex’ heißen."

Im Februar dann hat Neuendorf einen heißen Tipp bekommen. Er solle doch Bilder malen, dann sei ja auch er Künstler. „Eine sehr gute Idee“, sagt Neuendorf. Dann hat er losgelegt: „Ein bisschen Tubenmalfarbe, ein paar Linien, naja, und da hatte ich dann dieses hübsche Bild an der Wand.“ Seine Frau Vanessa findet das Bild gar nicht so hübsch. Vor kurzem sagte sie, „dass Kleinkinder so etwas besser hinkriegen“.

Das Bild stelle ein Gesicht dar, erklärt Andreas Neuendorf. „Da! Die Nase! Und da zwei Augen!“ „Gesicht 2001“ hat sein Kunstwerk genannt. Und mal ehrlich: So schlecht ist das Bild für einen Fußballer nun wirklich nicht. Als er das Bild im Internet versteigerte, griff ein Redakteur des Tagesspiegel zu. Immerhin 151 Euro hat das Werk gekostet. Das Geld „ist für einen guten Zweck“ sagt Neuendorf, der seinen Spitznamen einer Legende nach wegen eines Zeckenbisses bei einem Waldlauf vor acht Jahren in Leverkusen verpasst bekam.

Der Streit ist nun endlich beendet. Der Tagesspiegel hat Neuendorf zum Künstler gemacht. Genervt hatte ihn diese lange Geschichte schon. Im Pass stand Neuendorfs Künstlername seit Wochen, und das Trikot mit dem Schriftzug „Zecke“ auf dem Rücken hat er beim Testspiel in Bernau auch schon getragen. Lange hatte sich die DFL geweigert, den Antrag zu akkzeptieren. Bis Montag. André Görke

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