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Sport: Glück kreieren

Wie die Berliner Eisbären heute das vierte Finalspiel bei den Frankfurt Lions gewinnen wollen

Berlin. Das Glück fällt nicht vom Himmel, man muss es sich erarbeiten. Der Wahrheitsgehalt dieser Weisheit lässt sich in der Realität nur schwer überprüfen, aber die Berliner Eisbären werden heute Abend im vierten Play-off-Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft bei den Frankfurt Lions versuchen, einen empirischen Beleg für diese These zu erbringen. „Glück ist eigentlich Glück. Aber im Sport hat dieser Begriff eine andere Definition“, sagt Eisbären-Trainer Pierre Pagé. „Man muss das Glück kreieren, ihm die Voraussetzungen schaffen, sich zu zeigen.“

Pagé, der stundenlang über Sport und Philosophie reden kann, weicht auch in der schwierigen Situation keinen Deut von seinen Überzeugungen ab. Seine Mannschaft, die als klarer Favorit in die Finalserie gegen die Frankfurter gegangen war, liegt in der nach dem Modus „Best of five“ ausgetragenen Serie mit 1:2 zurück. Weil sie am vergangenen Montag das dritte Spiel trotz einer 2:0-Führung in eigener Halle 3:4 nach Verlängerung verloren hat. Durch zwei unglückliche Gegentore. Und trotz eines Chancenverhältnisses von 42:19, das Pagé anführt, um die Überlegenheit seines Teams zu dokumentieren. Diese Niederlage war eigentlich ein Gegenbeweis für die Behauptung vom erarbeiteten Glück. Ein Zeitpunkt, an dem Pagé Kampfparolen ausgeben oder an die Ehre der älteren Spieler im Team appellieren könnte, die vielleicht zum letzten Mal die Chance auf einen Titelgewinn haben.

Aber der Kanadier hält es für wirkungsvoller, auch in der Pause zwischen den Spielen an den kleinen Teilen des großen Glückspuzzles zu arbeiten. „Wir müssen uns auf die Details konzentrieren, die den Unterschied ausmachen können“, sagt Pagé. Zumindest auf jene, die man beeinflussen kann. „Unser Überzahlspiel war nicht gut genug. Und wir müssen uns statt vieler guter Chancen noch bessere erspielen. Das Glück liegt nämlich vor dem Tor.“ Und was ist mit den Dingen, die man nicht beeinflussen kann? „Die Frankfurter hätten in den ersten Spielen viel mehr Strafzeiten bekommen müssen. Aber da bleibt uns nichts anderes übrig, als auf die Schiedsrichter zu vertrauen.“

Und auf Rich Parent, der heute wieder im Tor der Eisbären stehen wird. Der Torhüter ist im Eishockey-Puzzle häufig das entscheidende Teil. Pagé hat auch in den Play-offs an seinem Wechselspiel zwischen den Goalies Oliver Jonas und Parent festgehalten. Bis zur Finalserie mit Erfolg. „Aber in den ersten beiden Runden brauchten wir auch gar keinen richtigen Torwart, weil wir so überlegen waren“, sagt Rich Parent. Er kassierte im zweiten Finalspiel in den ersten vier Minuten drei Treffer und machte dabei keine gute Figur.

Der 31-jährige Kanadier hat noch keinen Vertrag für die kommende Saison, Nationaltorwart Jonas wird bleiben. Parents bisher wichtigstes Spiel für die Eisbären könnte also auch zugleich sein letztes sein. „Daran denke ich jetzt aber nicht. Der Druck ist riesengroß, aber ich mag das. Ich bin gut drauf.“ Dennoch merkt er an, dass ein konstanter Spielrhythmus für einen Eishockey-Torhüter sehr wichtig sei: „Man sieht es an dem Frankfurter Ian Gordon. Der kann sich ganz auf sich selbst konzentrieren und hat den Lions am Montag mit einer Superleistung den Sieg gerettet.“ Parent beklagt sich über die fehlende Spielpraxis in den vergangenen Wochen. „Entscheidend sind heute die ersten zehn Minuten. Wenn ich gut ins Spiel komme und wir unsere Leistung bringen, schaffen wir das Break und erzwingen so das fünfte Spiel“, sagt der Torhüter.

Ein Glücksbringer ist Parent allerdings nicht gerade. „Ich bin in den letzten zwölf Jahren jetzt zum siebten Mal im Finale. Leider habe ich bisher nur zweimal gewonnen“, sagt der Torhüter. Aber Statistik hat mit Glück nichts zu tun.

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