zum Hauptinhalt
Rennen mit Zukunft. Beim Langstreckenklassiker im französischen Le Mans gewann erstmals ein Auto mit Hybridtechnologie. Foto: dpa

© dpa

Sport: Gnadenloses Spektakel

Audi gewinnt wie erwartet die 80. Auflage der 24 Stunden von Le Mans, muss dabei aber einige Schreckmomente überstehen.

Die 80. Ausgabe des Langstreckenklassikers von Le Mans versprach im Vorfeld wenig Spannung. Neuling Toyota wurde nicht viel zugetraut und Titelverteidiger Audi hätte den Sieg eigentlich souverän nach Hause fahren sollen. Doch Le Mans ist kein gewöhnliches Rennen, Strecke und Konkurrenz sind gnadenlos. Und so wurde den gut 200 000 Zuschauern auch in diesem Jahr wieder ein echtes Motorsportspektakel geboten.

Schon in der Qualifikation zum Rennen ließen die Japaner mit sehr guten Rundenzeiten aufhorchen. Ihre Startplätze drei und fünf konnten die guten Trainingsleistungen bestätigen. Toyota setzte ausschließlich Hybridrennwagen ein, während Audi ebenfalls zwei neue Hybridfahrzeuge an den Start brachte. Daneben trat das Team aber auch mit zwei überarbeiteten Siegerautos aus dem Vorjahr an. Die Hybridtechnik läutet eine neue Zeit im Motorsport ein. Mit den Elektromotoren an Bord soll nicht nur die Effizienz der Fahrzeuge gesteigert werden. Es geht auch um mehr gesellschaftliche Akzeptanz für alle PS-Spektakel weltweit.

Auch zu Beginn des Rennens zeigte Toyota eine starke Vorstellung und setzte Audi gehörig unter Druck. Alles schien gut zu laufen für Toyota, am Abend konnte sogar kurzzeitig die Führung erobert werden. Aber dann zeigte Le Mans seine Grausamkeit.

Am Ende der mehr als sieben Kilometer langen Hunaudières-Geraden, wo die Prototypen Geschwindigkeiten von mehr als 330 Stundenkilometer erreichen, übersah Ferrari-Pilot Pierguiseppe Perazzini aus der GT-Klasse den deutlich schnelleren Toyota mit Anthony Davidson an Bord. Die folgende Berührung zog einen spektakulären Überschlag des Toyotas nach sich, der daraufhin heftig in die Streckenbegrenzung einschlug. Davidson kam relativ glimpflich davon und brach sich bei dem Horror-Crash, der zunächst Schlimmes vermuten ließ, zwei Wirbel. Das Audi-Team musste im Vorjahr zwei ähnlich gravierende Unfälle hinnehmen, bei denen die Fahrer Allan McNish und Mike Rockenfeller glücklicherweise unverletzt aus den Wracks ihrer Autos aussteigen konnten.

Als am Abend der zweite Toyota wegen eines Motorschadens erst mehrmals für lange Zeit in die Box musste und dann endgültig ausfiel, drohte Langeweile aufzukommen. Zwar hatte auch Audi Probleme, denn Romain Dumas im Fahrzeug mit der Nummer drei riss nach einem Unfall die komplette Frontverkleidung seines Autos ab und rumpelte mit gebrochener Radaufhängung in die Box. Zu diesem Zeitpunkt jedoch schienen die Ingolstädter einem ungefährdeten Erfolg entgegen zu fahren.

Audi ist es hoch anzurechnen, dass es offensichtlich keine Stallorder gab. Das zeigte sich nach einer relativ ruhigen Nacht dann am Sonntagvormittag, als es zwischen den beiden Hybridfahrzeugen an der Spitze einen harten Kampf um die Führung gab. Fast hätten sich die beiden Autos gegenseitig aus dem Rennen geschoben.

Gegen 12 Uhr am Sonntag zeigte Le Mans dann noch mal, dass ein Rennen hier definitiv erst nach 24 Stunden zu Ende ist. Zunächst rutschte Audis drittes Fahrzeug an der gleichen Stelle wie am Abend zuvor erneut in die Leitplanken. Die Strecke baute im Laufe des Rennens viel Haftung auf. Neben der Ideallinie kam für einige Fahrzeuge schnell das Aus. Fast identisch wie am Vortag holperte das Auto in die Box, konnte dann aber weiterfahren.

Nur Minuten später crashte der führende Hybrid-Audi mit Allan McNish am Steuer in die Mauer. Den Sieg hatte das Team mit dem Unfall zwar verspielt. Dank einer schnellen Reparatur der Karosserie konnte das Auto allerdings das Rennen auf Platz zwei beenden.

Durch das Missgeschick war dann der Weg frei für das Siegerteam des Vorjahres. Die Fahrer Benoît Tréluyer, André Lotterer und Marcel Fässler leisteten sich keine Fehler mehr und fuhren in der letzten Stunde ihrem zweiten Le-Mans-Sieg in Folge entgegen. Letztendlich war es ein Ergebnis, das sich Marketing und Presse der Ingolstädter wohl erträumt haben. Drei Audis an der Spitze und das vierte Auto auf Platz fünf. Dennoch wurde den Zuschauern nicht nur der historische erste Sieg eines Hybridautos geboten. Sie sahen auch spannenden Motorsport. Le Mans ist seinem Ruf als härtestes Rennen der Welt auch in diesem Jahr gerecht geworden.

Zur Startseite