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Endlich Gold. Severin Freund, Andreas Wank, Marinus Kraus und Andreas Wellinger (von links) feiern.

© AFP

Update

Gold im Teamwettbewerb: Flüge für die Ewigkeit

Die deutschen Skispringer gewinnen nach 1994 und 2002 zum dritten Mal Gold im Teamwettbewerb. In einem dramatischen und emotionalen Finale behalten sie gegen Österreich diesmal die Nerven.

Am Ende jubelte ein Österreicher über den Sieg gegen die Österreicher – auf der kleinen Tribüne, auf der die Trainer ihre Fähnchen zum Startsignal geschwenkt hatten. Während Werner Schuster, Vorarlberger und Bundestrainer der deutschen Skispringer, die Arme in den Abendhimmel reckte, freuten sich seine vier Männer unten in der Auslaufzone ausgiebig: Das deutsche Skisprung-Team hat am Montag olympisches Gold gewonnen.

Es war ein Erfolg, der sich nicht unbedingt angesagt hatte nach den beiden Einzelspringen bei den Winterspielen von Sotschi. Doch so sehr die deutschen Springer für sich allein enttäuscht haben, so waren sie dann gemeinsam für einen ganz großen Erfolg gut. Schuster sagte: „Ich bin stolz auf die Jungs. Wir haben hier schwere Zeiten erlebt, aber immer zusammengehalten.“ Es hat sich gelohnt, die Deutschen siegten knapp mit 2,7 Punkten Vorsprung vor den Österreichern, dahinter belegte das Team aus Japan um Noriaki Kasai Platz drei.

2010 in Vancouver gab es Silber

Wenn die Springer auf der Großschanze anfahren, dann sind sie noch kleine Punkte für die Zuschauer auf der großen Tribüne im Russki-Gorki-Center, beim Absprung werden sie kleine Männchen und im Zielraum gelandet, wachsen die Pünktchen zu großen Figuren für die Fans auf den Besuchertrassen. So wie am Montag der deutsche Springer Marinus Kraus. Schon im ersten Durchgang überragend, sprang er im Finale 134 Meter weit und sah wenig später von unten an der Absperrung im Zielbereich, wie sein Kollege Andreas Wellinger sogar einen halben Meter weiter seine Ski aufsetzte. Da war bereits klar, dass die deutschen Springer den Tag mit einer Medaille beenden würden. Als Severin Freund im zweiten Durchgang als letzter seines Teams auf die Schanze kam, war es nur noch die Frage ob Gold oder Silber. Zwischen Deutschland und den Österreichern lagen nur Nuancen. „Ich wusste den Abstand zu den Österreich nicht, und das war gut so“, sagte Freund später. Er sprang 131 Meter weit – und gewann Gold. Die geschlagenen Österreicher gratulierten den Siegern als Erste.

2010 hatte es in Vancouver olympisches Silber für die deutschen Springer gegeben. Andreas Wank, der im Zielraum vor Freude in den Schnee sank, war 2010 auch schon im Team. „Ich wusste nach Severins Sprung, dass es reicht. Aber es dauerte eine Ewigkeit, bis die Eins endlich zu sehen war“, sagte Wank.

Keine guten Spiele für Richard Freitag

Am Montag allerdings war seine Leistung allerdings am wenigsten sehr gut in einem sehr guten Team. Allerdings sprang er später auf dem Siegerpodest beim Jubel mit seinem Mannschaftskameraden sichtbar am höchsten – nachdem Alfons Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, den jungen Herren ein paar Blümchen in die Hand gedrückt hatte bei der „Flower Ceremony“. Und dann konnte Wank kurz nach 24 Uhr Ortszeit auch noch seinen 26. Geburtstag feiern, da waren die deutschen Springer allerdings immer noch mitten im Interviewmarathon.

Richard Freitag hatte am Sonntag die teaminterne Ausscheidung gegen Wank verloren und durfte am Montag nicht auf die Schanze von Krasnaja Poljana. Für ihn keine guten Spiele, für andere in der deutschen Mannschaft schon: Carina Vogt hatte bereits den erstmals ausgetragenen Skisprungwettbewerb der Frauen gewonnen, so dass die deutschen Springer mit zwei Goldmedaillen erstmals wieder ein so gutes Resultat wie 1994 erreichen konnten. In Lillehammer hatten die Deutschen und später dann 2002 im Salt Lake City mit dem Team triumphiert.

Bundestrainer Werner Schuster hatte seine Springer sehr gut auf diesen finalen Sprungwettbewerb eingestellt. Sie hatten ja alle etwas mitnehmen wollen aus Sotschi. Besonders Freund, der von der Großschanze knapp an einer Medaille vorbei auf Platz vier gesprungen war. Um die Konzentration nicht zu stören, hatte Schuster seine Männer instruiert, nach ihren Sprüngen im ersten Durchgang keine Interviews zu geben. Manchem mag das Reden helfen, einem anderen nicht.

Es sei dahingestellt, ob das das Schweigen Gold wert war. Dafür waren sie ja nach dem tollen Erfolg auch sehr redselig, die schlanken deutschen Burschen. „Wir sind überglücklich, dass wir mal nicht den Österreichern zum Sieg gratulieren mussten“, sagte Andreas Wank. Einem Österreicher gratulierte sein Kollege Andreas Wellinger dann aber doch noch. Und das gern: „Unser Trainer Werner Schuster hat einen sehr guten Job gemacht.“

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