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Sport: Golf als Prüfungsfach

Auf den Plätzen in Berlin und Brandenburg ist Nachwuchs gern gesehen – in Bad Saarow auch in der Schule

Auf einem Golfplatz muss es nicht immer leise zugehen. Während sich die Profis schon von einem klickenden Kamerageräusch gestört fühlen, geht es dreimal pro Woche in Bad Saarow ganz anders zu. „He, Yvonne, den Schläger höher“, gibt ein 14-Jähriger seiner Freundin das Kommando. Die anderen feuern ihre Favoriten gleichermaßen lautstark an oder brüllen ihre Ratschläge gleich quer über den Platz. Doch alle sind sehr konzentriert bei der Sache. „Hier gewinnen wir unseren Nachwuchs“, sagt Rainald Bierstedt, der Berater für das bundesweit einzigartige Schulgolfen beim Brandenburger Bildungsministerium. „Die Schüler sind regelrecht Feuer und Flamme für die Sportart.“ Und die Schüler der 1. Oberschule in Fürstenwalde finden das Training auf dem Gelände des A-Rosa-Terrains am Scharmützelsee einfach toll. „Von Golf hat zwar jeder mal gehört, aber wir dürfen es in der Schule spielen“, erzählt eine Schülerin aus der achten Klasse.

Vor elf Jahren rief das Bildungsministerium das Schulfach Golf ins Leben, um der Sportart mehr Anhänger zu verschaffen. „Inzwischen laufen die Vorbereitungen auf die ersten Prüfungen der Klassenstufe 10 im Wahlpflichtfach Golf“, teilt der Initiator Bierstedt mit. Die Nachfrage nach den Plätzen im Unterricht übersteigt das Angebot schon beträchtlich. Das gehört zu den vielen Erfolgen der Sportart in der Region Berlin-Brandenburg. Zu Mauerzeiten konnten die West-Berliner lediglich auf dem Neun-Loch-Platz in Wannsee spielen. Ab und zu durften einige Enthusiasten bei den britischen Truppen in Gatow oder bei den Amerikanern im „Berlin Golf Club Wannsee“ abschlagen. Im Osten war Golf von offizieller Seite verpönt.

Heute dagegen stehen auf der Landkarte 16 private und sechs öffentliche Anlagen. Der Golfverband Berlin- Brandenburg nennt 18 Klubs als Mitglied. In Berlin selbst hat die Sportart mit dem im Vorjahr eröffneten Platz im Pankower Ortsteil Blankenburg einen neuen Aufschwung erlebt. Den 18-Loch-Platz haben die bayerischen Investoren nach der Torwartlegende Sepp Maier benannt, der selbst regelmäßig zum Golfschläger greift. „So eine Anlage in den Grenzen einer Großstadt ist schon etwas ganz Besonderes“, lobte Maier. Angesichts der Entwicklung verwundert es kaum, dass der Deutsche Golfverband das 100-jährige Jubiläum der Sportart auch in Brandenburg feiert. Rund 150 Athleten werden vom 22. bis 25. August in Bad Saarow zur Europameisterschaft der Amateure erwartet. Das Turnier wird auf dem Nick-Faldo- Platz ausgetragen, den die Fachwelt zu den schwierigsten Anlagen Europas zählt.

Nach den German Open 1998 und 1999 und den Amateur-Weltmeisterschaften 2000 erlebt der traditionsreiche Kurort, der seinen Aufstieg von einem unbedeutenden Fischerdorf zum mondänen Flanierziel nicht zuletzt dem Golfsport verdankt, wieder einen großen Wettkampf. 1930 hatte hier das Golfzeitalter begonnen. Der erste Klub zählte auch Max Schmeling zu seinen Mitgliedern. Eine noch längere Tradition weist der Golf- und Landclub Wannsee auf, der schon 1895 gegründet wurde.

Mittlerweile ist aber nicht aus jedem Projekt eine Institution geworden. In Motzen im südlichen Berliner Umland beispielsweise schwebte der Klub auf einer Welle der Euphorie, als Bernhard Langer die German Open zwischen 1994 und 1997 hier austragen ließ. Sonderzüge beförderten die Zuschauer vom Berliner Ostbahnhof direkt zum Loch 18. Nie wieder gab es danach in Brandenburg einen solchen Zulauf für ein Golf-Turnier.

Auch Bad Saarow musste Rückschläge hinnehmen, nachdem die Hotelkette Kempinski Ende der Neunzigerjahre ein luxuriöses Sport-Resort am Scharmützelsee eröffnet hatte. Wohlsituierte Stammgäste der Hotelgruppe vertrugen sich jedoch nicht mit leger gekleideten und manchmal schwitzenden Golfern. Kempinski gab das Projekt nach wenigen Jahren auf. Danach folgten weitere Pleiten von Betreibern, ehe die A-Rosa- Gruppe aus Rostock wohl die richtigen Konzepte fand.

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