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Der Schlag ins Glück. Bubba Watson spielt am zweiten Loch im Stechen aus den Bäumen heraus aufs Grün und gewinnt nach zwei Putts den wichtigsten Titel im Golfsport.

© AFP

Golf: Bubba Watson gewinnt US Masters im Stechen

Nach einem unglaublichen Schlag im Stechen gewinnt der US-Amerikaner Bubba Watson erstmals das Masters der Golfprofis. Martin Kaymer war zwar chancenlos, am Ende aber dennoch nicht unzufrieden.

Nein, eine Golfstunde hat Bubba Watson nie bekommen, seinen Schwung nie auf Video gesehen. Drives über 300 Meter sind für den Longhitter kein Problem. In endlos weiten Rechts- und Linkskurven lenkt er seinen Ball über den Platz. „Ich kann den Ball gerade spielen, aber das ist nicht das, was ich wirklich will“, erklärt er sein Spiel, das man unter der Bezeichnung „Bubba-Golf“ kennt. Bubba Watson, ist der Profi, der Golf anders spielt als alle anderen. Nur deshalb konnte er am Sonntag die US Masters im Augusta National Golf Club gewinnen. Wer sonst hätte im Stechen am zweiten Extraloch gegen Louis Oosthuizen einen Katastrophen-Abschlag in die Bäume noch in einen Sieg umgemünzt?

„Ich musste den Ball nur 30 Meter hoch über die Bäume aufs Grün hooken. Ich bin den Hook gewöhnt,“ erklärte der gänzlich in Tränen aufgelöste Watson nach der Runde seinen Schlag mit extremer Rechtskurve aus 140 Meter Entfernung.

Was sich so einfach anhört, war in Wahrheit ein Kunststück, das neben Watson vielleicht noch Phil Mickelson oder Tiger Woods zustande gebracht hätte. Aus dem Unterholz der Bäume hervor schlug der Amerikaner mit einem kurzen Eisen den Ball hoch über die Baumspitzen und ließ ihn in einer enormen Bogenlampe auf dem Grün, sechs Meter neben der Fahne landen. Dem Kontrahenten Oosthuizen nahm der perfekte Schlag jenes Selbstbewusstsein, mit dem er 19 Löcher lang schwierige Putts in Serie verwandelt hatte. Während der Südafrikaner, der 2010 die British Open in St. Andrews gewann, vom Grünrand noch drei Schläge zum Bogey benötigte, hatte Watson zwei Putts zum sicheren Par und dem ersten Majorsieg seiner Karriere.

Der ungewöhnliche Befreiungsschlag des 33jährigen, der bis dato drei Turniere auf der US PGA Tour gewann, bedeutete den Höhepunkt eines Finaltages voller Überraschungen. Während Spieler wie Rory McIlroy und Luke Donald das Turnier bereits am frühen Nachmittag auf den mittelmäßigen Plätzen 40 und 32 beendeten, Tiger Woods die Anlage nach einer lustlosen 74er Runde mit dem schlechtesten Ergebnis seiner Masters-Karriere beendete, spielte Louis Oosthuizen am zweiten Loch einen Albatross. Mit einem Eisen 4 lochte der 29jährige auf dem  Par 5-Loch aus 282 Metern ein. In der Geschichte der US Masters ist ein solcher Schlag an diesem Loch noch nie gelungen. Einen Albatross spielten vor Oosthuizen ohnehin bis dato nur die Profis Bruce Devlin (1967), Jeff Maggert  (1994) und Gene Sarazen (1935).

Der Sieger im legendären Grünen Jackett.
Der Sieger im legendären Grünen Jackett.

© dpa

Oosthuizens Mitspieler Watson fand den Schlag wenig motivierend: „Ich habe nur noch den Kopf eingezogen und auf die Birdiechancen während der zweiten Hälfte der Runde gehofft.“ Der Südafrikaner zog dem Feld davon, die Gruppe seiner Verfolger reduzierte sich schnell. Phil Mickelson verlor drei Schläge am vierten Loch, an dem der Linkshänder vergeblich versuchte, seinen Ball rechtsherum aus den Bäumen aufs Grün zu schlagen. Nach dem Triple-Bogey mit sechs Schlägen spielte der dreifache Masters-Champion makellos. Am Ende teilte er sich den dritten Rang mit Lee Westwood, Matt Kuchar und Peter Hanson.

Vier Birdies in Folge an den Bahnen 13 bis 16 brachten kurz vor Schluss der Runde Bubba Watson wieder ins Spiel. Am 16. Loch zog er mit Oosthuizen beim Stand von zehn unter Par gleich, mit jeweils zwei Pars beendeten die  Spielpartner ihre Runde, bevor Watsons Schlag aus den Bäumen im Stechen die Entscheidung brachte. „Ich habe einen verrückten Schlag gemacht, den ich irgendwie im Kopf hatte und jetzt sitze ich hier mit einem grünen Jackett“, fasste er am Abend die entscheidende Situation noch einmal zusammen. Sein zweites Major-Playoff fand ein gutes Ende. 2010 verlor er in Whistling Straits im Stechen der US PGA Championship gegen Martin Kaymer.

Anders als Watson kommt der Deutsche mit den trickreichen Grüns von Augusta National nach wie vor nicht zurecht. Während Phil Mickelson am Sonntag vor der Runde noch einen kleinen Mittagsschlaf hielt, arbeitete sich der Deutsche schon durch seine Runde, die er am Ende mit 72 Schlägen und einem Gesamtergebnis von sechs über Par auf dem geteilten 44. Platz beendete.

„Mein langes Spiel war gut, da habe ich den Platz im Griff“, konstatierte Kaymer. Mit 25 Birdies lag der 27jährige unter den Besten. 121 Putts an vier Spieltagen aber waren einfach zuviel. „Mir fehlt da einfach das Selbstvertrauen“, bekannte er – nicht ohne selbstironisch festzustellen: „Immerhin habe ich in diesem Jahr vier Runden gespielt.“ Jetzt, wo er zumindest das Problem des Cuts bewältigt habe, sieht er die Zukunft positiv: „Dieses Jahr war ein Riesenschritt für mich, ich habe sehr viel gelernt“, meinte er, bevor er sich auf den Weg nach New York machte, um von dort über Dubai zur Malaysian Open zu fliegen. „Ganz schön stressig“, stöhnte Kaymer. Aber zumindest die Grüns in Kuala Lumpur sollen erholsam unkompliziert sein.

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