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Cink

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Golf: Doch noch die Hauptrolle für Stewart Cink

Stewart Cink änderte auf Druck seiner Frau Einstellung und Spiel – und gewann die British Open.

Berlin - Stewart Cink hat nie die Hauptrolle auf dem Golfplatz gespielt – selbst damals nicht, als er als Kind die ersten Schläge auf der Driving Range versuchte. Cinks Eltern, selbst exzellente Golfer, hatten den Sprössling allein zum ersten Üben abgesetzt – sie selbst wollten zum Spielen auf den Platz. Aus der Not heraus fing Klein-Stewart an, auf die Golfbälle zu schlagen. Drei Jahrzehnte später steht der 36-jährige Amerikaner erstmals im Mittelpunkt: Er hat die British Open in Turnberry gewonnen, vier Schläge Rückstand in der letzten Runde wettgemacht, den 59-jährigen Tom Watson im Play-off geschlagen. „Ich habe noch keine Ahnung, was ich dazu sagen soll“, schreibt er bei Twitter, wo fast 570 000 Fans seine Einträge verfolgen. „Keine Ahnung, ob ich diesen Majorsieg wirklich gebraucht habe“, grübelte er.

Cink hat viermal auf der US-PGA- Tour gewonnen, mehr als 25 Millionen Dollar an Preisgeld eingespielt und zu den vier letzten US-Ryder-Cup-Teams gehört. Ein Spieler, der kaum einen Cut verpasst, der zig Top-Ten-Platzierungen vorweisen kann, der 352 Turniere allein in Amerika absolviert hat. Das mangelnde Rampenlicht hat ihn nie gestört. Als er noch studierte, hatten er und seine Frau Lisa bereits zwei Kinder zu versorgen, da blieb kein Raum für Eitelkeiten. Später auf der Profitour standen Männer wie Phil Mickelson, Ernie Els, Tiger Woods im Rampenlicht. Cink blieb der exzellente Spielpartner.

Dass dem 59-jährigen Tom Watson in Schottland 71 Löcher lang alle Aufmerksamkeit und Sympathie galt, passt für Cink selbst ins Bild: „Ich habe schon zig mal mit Tiger Woods und Mickelson gespielt und dann all’ die Anfeuerungsrufe für sie gehört. Ich bin ja immer der Kerl, den die Menge zwar schätzt, aber hinter dem sie nicht zu 100 Prozent steht. Das ist schon o.k.“ Selbst die Tatsache, dass er bei der US Open in Southern Hills 2001 am 18. Grün einen zweieinhalb Meter-Putt für den Einzug ins Play-off verpatzte, hat er irgendwie verkraftet. „Das war natürlich eine Riesenblamage“, erinnert er sich noch heute an das Debakel. „Aber so ist Golf nun einmal. Man positioniert sich vor der ganzen Welt und manchmal blamiert man sich eben.“

Als Cink sich vor eineinhalb Jahren zufrieden geben wollte mit seiner Nebenrolle in der Profiszene, hat er Ärger mit seiner Frau bekommen. Cink hatte soeben den scheinbar sicheren Sieg bei der PODS Championship auf den letzten vier Löchern verspielt. Stewart gestand Lisa, er werde in solchen Phasen immer zögerlich. Lisa Cink hat nichts Zögerliches an sich. In der Wohlfühlzone, in der er sich so bequem aufhalte, sei eben wenig zu gewinnen, teilte sie ihrem Ehemann mit. Nur wer bereit sei, zur Not auch nackt auf dem 18. Grün zu putten, werde am Ende siegen. Cink bekam einen neuen Mentaltrainer verpasst und änderte seine Routine beim Putten. „Man darf sich eben nicht ständig Gedanken über die Resultate machen“, hat er erkannt. „Man darf sich nur noch um die eigene Routine bei dem einen Schlag kümmern.“

In Turnberry hat er das geschafft. Der Putt am 18. Loch zur 69er Runde und zum Einzug ins Play-off, „war der wichtigste Putt meines Lebens“, sagte Stewart Cink. Er hat endlich seine Hauptrolle bekommen.

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