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Sport: Golf: Ein Tiger in Kurpfalz

Der Tiger ist da und entzückt die Provinz. Seit Dienstag versetzt der golfende Superstar Eldrick Woods, den sie alle nur Tiger nennen, das idyllische Örtchen St.

Der Tiger ist da und entzückt die Provinz. Seit Dienstag versetzt der golfende Superstar Eldrick Woods, den sie alle nur Tiger nennen, das idyllische Örtchen St. Leon-Rot in einen Ausnahmezustand. Heute schlägt er den ersten Ball bei den mit 5,3 Millionen Mark dotierten offenen Europameisterschaft vor den Toren Heidelbergs. Woods hat eine Revolution mit dem kleinen weißen Ball ausgelöst, und er ist stolz darauf. "Ich möchte, dass ein jeder Zugang zu diesem Spiel hat", sagt der Amerikaner. "Wer spielen will, der soll auch spielen dürfen. Dies war in der Vergangenheit bei den Minoritäten nicht immer der Fall." Als Schwarzer weiß Woods, wovon er spricht.

Seine Anhängerschaft wird weiter wachsen und ein Ende der grünen Massenbewegung ist vorerst nicht abzusehen. Tiger-Manie in neuen Dimensionen. "Woods ist längst mehr als nur eine Sport-Berühmtheit", erklärt Professor Stephen Greyser von der Harvard Universität, "er steht nun auf einer Stufe mit einem Filmstar oder Astronauten." Und Bob Wood, der die Golfabteilung des Sportartikelgiganten Nike leitet, vergleicht die Popularität des 25-jährigen Amerikaners mit Elvis Presley.

Auch die Vorstandsetagen von Corporate America sind mit dem Tiger-Virus befallen. Die großen Firmen versuchen einfach alles, um den Sieger der vergangenen vier Major-Turniere (Masters, PGA Championship, British Open, US Open) als Werbestar zu ködern. "Es gibt niemanden, der momentan mehr im Trend liegt und gefragter ist als Tiger Woods", meint Sportmarketing-Experte Bob Williams. Woods ist eben ein Mann für alle Fälle, sprich alle Alters- und ethnischen Gruppen. Dies erklärt, weshalb laut dem "Wall Street Journal" der universelle Walt Disney-Konzern einen Vertrag mit dem Superstar abgeschlossen hat. Demnach soll Tiger der etwas angeschlagenen Mickey Mouse als offizieller Sprecher unter die Arme greifen und Werbung für Disneys Vergnügungsparks und Produkte machen.

Woods verlangte für einen fünfjährigen Sponsorendeal mit Nike stolze 20 Millionen Dollar pro Jahr und kassiert auch sonst kräftig ab. So scheffelte die lebende Legende allein im vergangenen Jahr durch zwölf Werbeverträge schätzungsweise 54 Millionen Dollar und übertraf damit sogar Basketball-Superstar Michael Jordan, der in seinem besten Jahr 45 Millionen Dollar allein durch Werbung eingenommen haben soll. Doch auch andere verdienen am Siegeszug des Ausnahmegolfers kräftig mit. Zum Beispiel Auktionshäuser und die glücklichen Zeitgenossen, die über begehrte Sammelobjekte verfügen. "Die Leute sind verrückt nach allem, was Tiger unterschrieben hat", erklärt Auktionär Steve Grad, "und von diesen authentischen Souvenirs gibt es nicht viele." Da der Wunder-Golfer anders als andere Sportstars keine Autogrammstunden abhält, ist sein Schriftzug rar und teuer. Eine handsignierte Golfmütze brachte es zuletzt bei einer Auktion auf 700 Dollar, ein Golfball gar auf 1200 Dollar. Und für eine unterschriebene Sammelkarte legte ein unbekannter Privatmann gar 125 000 Dollar auf den Tisch.

Bei seinem ersten Auslandsauftritt nach dem Gewinn der US-Masters stellt sich der weltbeste Golfer bis zum Sonntag in St. Leon-Rot bei der Deutsche Bank Open vor. Wie in Long Beach werden auch in Deutschland Kids kreischen und ihn Autogrammjäger umlagern. Einen wichtigen Tip für Souvenirjäger lieferte jetzt "USA Today". Laut der auflagenstärksten US-Zeitung muss man Woods nach einer Trainingsrunde erwischen. Wenn der Superstar gut gelaunt ist, dann gibt er ein paar Glücklichen ein Autogramm. Und auch in Europa gilt: Nie war der Abdruck eines Tigers wertvoller!

Stefan Liwocha

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