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Glover

© dpa

Golf: Gewehre fasst Lucas Glover nicht an

Mit präzisem Sicherheitsgolf schlägt der unscheinbare Lucas Glover die Favoriten bei den US Open.

Die Turnierwoche ist lang gewesen. Langatmig genau genommen. So voll von Regenpausen und Schlechtwetter-Unterbrechungen, dass Lucas Glover sein übliches Pensum von einem Buch pro Turnier auf vier erhöht hat. Seine Empfehlung nach der Lektüre: „The Lost City of Z.“. Eine Art Indiana-Jones-Abenteuerroman im Amazonasgebiet. Glover selbst hat allerdings so gar nichts von einem Abenteurer an sich – zum Glück. Ansonsten hätte er womöglich versucht, die US Open in Farmingdale am Montag am letzten Loch auf besonders herausragende und heroische Art zu gewinnen. Das haben schon Männer wie der Franzose Jean van de Velde bei den British Open in Carnoustie versucht und sind auf diese Weise kläglich gescheitert.

Glover, ein international eher unbekannter Golfer mit gerade einmal einem Sieg auf der US-PGA-Tour, hat also am 18. Loch des Black Courses von Bethpage den Ball nicht mit dem Driver die Bahn heruntergedonnert, sondern ein bedächtiges, mittleres Eisen gespielt. Unspektakulär auf das Fairway. Sehr umsichtig, wenn man bedenkt, dass er zwei Schläge Vorsprung auf David Duval, Phil Mickelson und seinen Spielpartner Ricky Barnes hatte und seinen ersten Majortitel so gut wie in der Hand. Das Par zum Abschluss, zum Gewinn der US Open war dann eigentlich eine Formalie.

Der 29-Jährige hat keine Faust gereckt, keinen Freudentanz am 18. Grün aufgeführt und im Anschluss eher trocken resümiert: „Daran hätte ich am Donnerstag niemals geglaubt.“ Da war er nicht der Einzige. Lucas Glover war zu Beginn dieses Majors auf keiner Favoritenliste zu finden und hat sich doch durchgesetzt gegen Männer wie Tiger Woods, Phil Mickelson, Retief Goosen, Mike Weir oder Todd Hamilton, die allesamt unter den Top Ten in die Schlussrunde gestartet waren und jeweils bereits zumindest einen Majortitel geschafft haben. „Diese Woche war eine komplett andere als sonst und man musste da einfach gewisse Anpassungen vornehmen“, analysierte Tiger Woods im Anschluss an seine 69er Runde, die ihm am Ende den geteilten sechsten Rang bescherte.

Glovers solides, konstantes Spiel reichte vollkommen aus, um den Sieg nach Hause zu schaukeln. Bei genauerem Hinsehen war er allerdings längst reif für einen Sieg. Er führt die Driving-Statistik der US-PGA-Tour an, in der sowohl die Länge der Schläge als auch ihre Genauigkeit zusammengefasst werden. Sein Rundendurchschnitt liegt bei beinahe 69,91 Schlägen und ist damit besser als der von Phil Mickelson. Er hat bei zwei hochklassigen PGA-Turnieren in diesem Jahr bereits den zweiten Rang belegt.

Lucas Glover wird seinen Freunden bei der nächsten Entenjagd in allen Einzelheiten von diesem Sieg berichten, weil er immer viel Muße hat, wenn es zum Jagen geht. Glover ist dabei der Einzige, der kein Gewehr mitnimmt. Er will nicht schießen, sondern nur ein wenig abhängen. Ein Abenteurer wird Lucas Glover in diesem Leben wohl nicht mehr.

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