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© GETTY IMAGES NORTH AMERICA

Sport: Golfstar statt Gemüsebauer

Der ersehnte Major-Sieg des Südkoreaners Yong-eun Yang lässt Asien auf einen Boom hoffen

Bälle haben Y. E. Yang zeit seines Lebens fasziniert: Er hat Fußball gespielt, Basketball, Volleyball, Baseball. Golf war für ihn nie ein Thema. „Golf ist etwas für reiche Leute. Warum willst du unbedingt ein Golfer werden. Alles bloß das nicht“ – Yong-eun’s Vater Yang Han-joon erinnert sich gut an die Gespräche, die er mit seinem Sohn führte, nachdem dieser als 19-Jähriger den Golfsport als Balljunge im örtlichen Country-Club für sich entdeckt hatte und spätabends allein vor sich hintrainierte. Gemüsebauer sollte der Junge werden, alles, nur kein Golfer.

18 Jahre später hat sich seine Einstellung zum Golfsport geändert. Seit dem Sieg seines Sohnes bei der US PGA Championship in Hazeltine/Minnesota am Sonntag hängt am Eingang des Ora-Country-Clubs ein Banner mit der Aufschrift „Glückwunsch für Yang Yong-eun, den ersten Asiaten, der die PGA Championship gewann.“ „Tiger-Killer“ nennt die südkoreanische Presse den 37-Jährigen, seit er in der Finalrunde über Tiger Woods triumphierte. „Das ist wahrscheinlich der größte Tag überhaupt für den Golfsport in Asien“, sagt der Geschäftsführer der Asian Tour, Kyi Hla Han. „Wir haben immer darauf gehofft, dass ein Asiate ein Major gewinnt.“ Zuletzt ruhten die Hoffnungen auf Yangs Landsmann K. J. Choi, der seit Jahren zur Weltspitze zählt.

Der asiatische Golfsport braucht Helden, um das Spiel von einem Hobby der Elite zu einem Breitensport zu machen. In Japan stehen sich fast 15 Millionen Golfer noch immer weitgehend auf mehrstöckigen Driving Ranges die Füße platt. Eine Runde Golf auf einem der rund 3500 Plätze kann bis zu 500 Euro kosten. Südkorea hat nur 200 ordentliche Plätze zu bieten, China hat laut Angaben des Golfverbandes rund 1,1 Millionen Spieler, aber nur 350 Plätze.

Dass erst ein international erfolgreicher Spieler einen Boom in Gang setzt, beweisen zahlreiche Fälle: Der 20 Jahre alte Amateur Francis Quimet weckte mit seinem US-Open-Sieg 1913 die Golfbegeisterung in den USA. Severiano Ballesteros sorgte Anfang der 80er Jahre für einen Schub in Europa, Bernhard Langer machte Golf in Deutschland populär.

In Südkorea sind die Frauen ihren männlichen Kollegen weit voraus. Seit mit Se Ri Pak 1989 die erste Asiatin die US Open gewann, überfluten asiatische Spitzengolferinnen die Profitouren in den USA. In Japan genießen Profigolferinnen wie Ai Miyazato Kultstatus. Der Erfolg Yangs könnte nun einen ähnlichen Boom bei den Männern bedeuten. Wenn Golf 2016 zum olympischen Programm gehört, „werden sich die jungen Leute, die jetzt wie Yao Ming ein NBA-Star werden wollen oder Hürdenläufer Liu Ziang nacheifern, stattdessen auf Tiger Woods konzentrieren“, meint Tenniel Chu, Direktor der mit zwölf Plätzen weltgrößten Golfanlage Mission Hills in China.

Dass die Zeit für die Entwicklung vom Nichtgolfer zum Goldmedaillengewinner reicht, zeigt Y. E. Yangs Karriere. 1996, fünf Jahre nachdem er zum ersten Mal Golf gespielt hatte, wurde er Profi.

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