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Sport: Gott bleibt Brasilianer

Argentinien verliert im Finale der Copa America nach Elfmeterschießen

Die argentinischen Fans hatten schon lange an ihrem Fußball-Nationalteam herumgemäkelt. Sie wollten endlich einen Titel, und die diesjährige Copa America, die Lateinamerikameisterschaft, schien dafür geeignet. Argentinien spielte den besten Fußball, hatte das beste Spielsystem und führte kurz vor dem Ende des Finales gegen den Erzrivalen und fünfmaligen Weltmeister Brasilien 2:1. Auf den Rängen wurde schon gesungen, die hellblauen argentinischen Fahnen schmückten das Nationalstadion von Lima. Doch dann kam Brasiliens 22 Jahre alter Torschützenkönig Adriano von Inter Mailand und schoss mit der letzten Aktion des Spiels den Ausgleich. Im Elfmeterschießen gewann Brasilien dann 4:2.

Das Finale jedenfalls war von der Qualität, wie man es sich von einem großen, internationalen Fußball-Turnier vorstellt. Nicht immer konnte die Copa dieses Niveau in früheren Jahren bieten, weil stets viele Legionäre aus Europa fehlen und nur wenige Teams in Bestbesetzung auflaufen. Fifa-Chef Joseph Blatter, der bei der Siegerehrung orkanartig ausgepfiffen wurde, schlug deshalb vor, die Copa nur noch alle vier Jahre auszutragen. Nicolas Léoz dagegen, der Präsident des südamerikanischen Verbandes, gab bekannt, dass der Verband über andere Veränderungen nachdenke. Er plane, zur Copa 2007 in Venezuela alle Länder Nord-, Mittel- und Südamerikas einzuladen, dazu den führenden Vertreter Ozeaniens, Australien.

Argentiniens Trainer Marcelo Bielsa wollte nach der unglücklich verlorenen Partie nicht an die Zukunft des Turniers denken, er war frustriert. „Wir waren klar besser. Es gibt Mannschaften, die drehen ein Spiel verdientermaßen, und anderen gelingt so etwas rein zufällig. Das Finale war ein Beispiel für den zweiten Fall“, maulte Bielsa. Sein brasilianischer Kollege Carlos Alberto Parreira hielt dagegen und sagte kämpferisch: „Wir sind nicht irgendjemand, und wir geben niemals auf. Niemand spielt mit dem brasilianischen Fußball.“ Das war zweifellos ein Seitenhieb auf die aufreizende Spielweise des Argentiniers D’Alessandro, der den Gegner kurz vor Schluss noch vorführen wollte. Das aber misslang.

Schon in der letzten Aktion vor der Pause hatte Luisao das 1:0 von Kily Gonsalez ausgeglichen, bevor am Ende Adriano erneut die Führung der Argentinier durch Chelito Delgado egalisierte. So kam es den Regularien der Copa gemäß direkt zum Elfmeterschießen, nachdem die angespannten Brasilianer und die wütenden Argentinier sich noch durch einige Handgreiflichkeiten locker gemacht hatten. D’Alessandro und Heinze vergaben gleich am Anfang, die Brasilianer dagegen trafen – wie schon im Halbfinale gegen Uruguay – geölten Maschinen gleich. Juans Treffer, der vierte Strafstoß, war schon entscheidend. Der Leverkusener Verteidiger bedankte sich schließlich so, wie es einem Südamerikaner gebührt: „Dank Gottes Hilfe habe ich verwandelt.“

Martín Hiller[Lima]

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