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Der Sonne entgegen. Hamburgs Rafael van der Vaart (r.) im Zweikampf mit Herthas Nico Schulz. Foto: dpa

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Sport: Gott sei Dank – und Ramos

Hertha BSC gewinnt durch ein spätes Tor gegen den Hamburger SV 1:0 und bleibt zu Hause ungeschlagen.

Berlin - Drei Wochen ist die neue Spielzeit alt, und Jos Luhukay hat nie eine Gelegenheit ausgelassen, um auf die Bedeutung von Heimspielen hinzuweisen. Für einen Aufsteiger seien Spiele mit den eigenen Fans im Rücken extrem wichtig. Eine ganze Spielzeit in der Zweiten Liga lang war Hertha BSC im heimischen Stadion ungeschlagen geblieben. Und das setzt sich erstmal auch in der Bundesliga fort. Nach dem Sensationsauftakt gegen Frankfurt (6:1) folgte gestern vor 63 574 Zuschauern im Olympiastadion ein 1:0 (0:0) gegen den Hamburger SV.

Auch wenn das Spiel der Berliner nicht die Leichtigkeit von vor zwei Wochen hatte, so bleibt Hertha saisonübergreifend seit dem Mai 2012 im eigenen Haus unbezwungen. Durch den zweiten Sieg im dritten Spiel kommt Hertha auf stolze sieben Punkte und Platz fünf. Für den Hamburger Trainer Thorsten Fink dagegen könnte es nach dem Fehlstart nun immer ungemütlicher werden.

Jos Luhukay wäre nicht Jos Luhukay, wenn er nicht auch für dieses Spiel eine personelle Umstellung vorgenommen hätte. Für Fabian Holland auf der linken Abwehrseite spielte diesmal Nico Schulz – die offensivste Option, die sich Herthas Trainer bietet. Doch die wäre beinahe nach hinten losgegangen. Das Duell war acht Minuten alt, da spielte Schulz ohne Not einen Rückpass ins neutrale Feld. Weder Innenverteidiger John Anthony Brooks noch Torwart Thomas Kraft fühlten sich angesprochen. Der Hamburger Stürmer Rudnevs erlief den Pass und scheiterte beim Torschuss an Kraft. Nach gut zwanzig Minuten ersetzte Peter Niemeyer den jungen Brooks. Die Lethargie, die Hertha in der Anfangsphase befallen hatte, schmeckte Luhukay gar nicht.

Hertha kam schwer in die Gänge. Den ersten Torschuss gab Adrian Ramos ab. Das war's dann schon. Die Hamburger, die in zwei Spielen schon acht Tore kassiert hatten, wirkten keineswegs flattriger als die Berliner. In der ersten Halbzeit war nichts von dem zu sehen, was die Berliner zuletzt so gut gemacht hatten. Viele technische Fehler mischten sich in ihr Spiel. Hertha konnte offensiv kaum Dynamik oder Druck entwickeln. Zu oft wurde quer oder nach hinten gespielt. Und das lag nicht unbedingt am Gegner. Wenn die Berliner unter Druck gerieten, dann meist durch eigene Unzulänglichkeiten, wie nach einer halben Stunde, als Torwart Kraft bei der Annahme eines harmlosen Rückpasses ins Trudeln geriet. „Es war ein enges Spiel“, sagte Herthas Trainer hinterher, „wir konnten Gott sei Dank das eine Tor erzielen.“

Seine Mannschaft startete in den zweiten Abschnitt agiler. Wenige Minuten nach Wiederbeginn bot sich Hertha nach einer schönen Kombination eine klare Torchance. Doch erst scheiterte Änis Ben-Hatira am Hamburger Nationaltorwart Rene Adler, im Nachschuss dann auch noch Ramos. Doch immer wieder drohte Hertha in alte Muster zu verfallen. Torwart Kraft ließ sich nach einem Rückpass in ein Dribbling mit dem Hamburger Kapitän Rafael van der Vaart ein. In Phasen, in denen das eigene Vorwärtsspiel nicht funktioniere, müsse man wenigstens Stabilität zeigen, hatte Luhukay gepredigt. Das gelang seiner Mannschaft, wenn auch mit Glück.

Nach einer Stunde kam für den blassen Sami Allagui der Aufstiegsheld Ronny – und mit ihm mehr Witz und Vertikalität ins Spiel. Kaum war der Brasilianer auf dem Feld, spielte er einen Steilpass direkt in den Lauf von Ramos, der dieses Mal noch kurz vor dem Einschuss geblockt wurde.

Zehn Minuten später aber erlöste Ramos die Berliner. Nach einem klugen Rückpass vom inzwischen mitstürmenden Schulz erzielte der Kolumbianer sein drittes Saisontor zum 1:0. Hertha war nun präsenter, aber kurz vor dem Ende musste Thomas Kraft zweimal gegen einschussbereite Hamburger parieren. Schließlich rettete der Schlusspfiff den Berlinern einen wackeligen, aber nicht unverdienten Heimsieg.

Michael Rosentritt

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