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Sport: Greene läuft gleich am Gold vorbei

Von Jörg Wenig Oslo. Ausgerechnet für Maurice Greene begann die Golden League mit einem Fehlstart.

Von Jörg Wenig

Oslo. Ausgerechnet für Maurice Greene begann die Golden League mit einem Fehlstart. Der US-Amerikaner ist einer von drei Stars, die vom Internationalen Leichtathletik-Verband (IAAF) für die komplette Serie mit sieben Stationen verpflichtet wurden. Doch schon in Runde eins dieser Formel 1 der Leichtathletik schied der 100-m-Weltrekordler aus dem Rennen um den mit 50 Kilogramm Gold dotierten Jackpot aus. Dwain Chambers sorgte beim Golden-League-Auftakt in Oslo für die Überraschung des Abends. Der Londoner gewann das 100-m-Rennen bei eher britischem als kalifornischem Wetter in 10,05 Sekunden hauchdünn vor dem großen Favoriten Greene aus Los Angeles (10,06). Da in diesem Jahr nicht mehr fünf sondern sieben Siege nötig sind, um etwas vom Gold abzubekommen, ist über 100 m nur noch Dwain Chambers im Rennen.

Vor rund einem Jahr hatte Maurice Greene zum letzten Mal ein 100-m-Rennen verloren. Das war in Glasgow, und sein Bezwinger hieß damals schon Dwain Chambers. „Maurice ist ein Aushängeschild für unseren Sport, eigentlich muss man zu ihm aufschauen. Es ist natürlich schön, ihn zu schlagen, denn er ist der schnellste der Welt“, sagte der 24-jährige Dwain Chambers.

An den Jackpot denkt der Brite nicht, seinen großen Saisonzielen ist er aber mit dem Osloer Sieg „einen großen Schritt näher gekommen". Chambers will die 100 m bei den Commonwealth Games und den Europameisterschaften in München gewinnen. „Man muss auch sehen, dass die Amerikaner erst vor kurzem neun Stunden lang hierher geflogen sind“, versuchte Chambers den Sieg angesichts möglicher Nachwirkungen eines Jetlags bei Greene richtig einzuordnen. Doch der Amerikaner erwiderte: „Ich war gut vorbereitet, mehr war heute für mich nicht drin. Dwain war besser, und das zeigt, dass man nie genau weiß, was in einem 100-m-Lauf passieren kann. Aber ich freue mich auf die nächsten Rennen.“

Die Golden-League-Meetings wird Maurice Greene trotz der Auftakt-Pleite bis zum Finale am 6. September beim Istaf laufen. Der verpassten Gold-Chance trauert er dabei nicht besonders nach. So groß ist sein Interesse am Jackpot ohnehin nicht. Vor zwei Jahren hatte er sich seinen Anteil am Gold erst gar nicht abgeholt. Die Serie hatte Greene zwar gewonnen, doch auf den für die Auszahlung des Goldes obligatorischen Start beim Grand-Prix-Finale verzichtet. Ein derartiges Problem bleibt der IAAF in diesem Jahr erspart. Die anderen beiden Stars, die der Weltverband für die Golden League verpflichtet hat, lösten ihre Aufgaben souverän: Marion Jones (USA) gewann die 100 m bei leichtem Gegenwind in 10,96 Sekunden, Hicham El Guerrouj (Marokko) dominierte die Meile und verbesserte seine Jahresweltbestzeit auf 3:50,12 Minuten. Diese zwei sowie die 100-m-Hürdensprint-Siegerin Gail Devers (USA/12,53 Sekunden) sind die Favoriten im Rennen um die 50 Kilogramm Gold.

Mit dem Speerwerfer Boris Henry (Saarbrücken/85,42 m) gab es überraschend auch einen deutschen Sieger in Oslo. Allerdings zählt sein Wettbewerb in diesem Jahr nicht zur Golden League. Bei den Frauen hatte es zuvor ein Comeback gegeben: Zum ersten Mal seit dem Olympiajahr 2000 ging Speerwerferin Tanja Damaske (OSC Berlin) wieder an den Start. Mit 57,65 m blieb der 30-Jährigen zwar nur der achte und letzten Platz in einem Weltklassefeld, aber wichtiger als das Resultat war für sie, überhaupt wieder zurückgekommen zu sein. „Nach so langer Zeit hatte ich ein komisches Gefühl vor dem Wettkampf“, sagte Tanja Damaske, die sich 1999 und 2000 jeweils die Achillessehne im linken Fuß gerissen hatte.

Daraufhin pausierte sie im vergangenen Jahr komplett und schrieb stattdessen ihre Diplomarbeit in Psychologie. Erst vor einem Monat hat die Berlinerin im Training wieder mit dem Speerwerfen begonnen. Nun will sie sich bei den Deutschen Meisterschaften am nächsten Wochenende in Wattenscheid noch für die EM qualifizieren. Den drei verletzten Leistungsträgern Heike Drechsler, Raymond Hecht und Grit Breuer hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) eine Verlängerung der Nominierungsfrist zugestanden. Tanja Damaske, die in München als Titelverteidigerin an den Start gehen würde, nicht. Offenbar hat man die Europameisterin von 1998 beim DLV schon vergessen.

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