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Unglücklich. Christopher Trimmel (l.) war an beiden Elfmetern beteiligt.

© Tom Weller/dpa

Grobe Pannen kosten Punkte: Der 1. FC Union gibt sich selbstkritisch

Die Berliner brachten sich mit groben Pannen um den verdienten Lohn gegen Bremen. Verwunderlich ist, dass gerade die erfahrenen Kräfte patzten.

Von David Joram

Fehler im Fußball sind so selbstverständlich wie Goldfische in einem Goldfischglas, aber Unions Trainer Urs Fischer wollte nach dem 1:2 gegen Werder Bremen im Heimspiel am Samstag doch nochmal daran erinnern. „Und übrigens: Fußball ist ein Fehlerspiel, für die, die es noch nicht wissen“, sagte er. „Denn würde es keine Fehler geben, würden wir keine Tore sehen.“

Diese These basiert auf recht stabiler Quellengrundlage, und gerade deshalb hätte sich Fischer wohl mehr Sorgfalt im eigenen Team gewünscht. Stattdessen beobachtete der Trainer bei seiner Mannschaft eine seltsame Mischung aus Fahrlässigkeit und mangelnder Präzision. „Ich glaube, dass der eine oder andere Fehler geschieht, weil einfach auch die Erfahrung fehlt“, analysierte Fischer. Union habe gegen Bremen schließlich erst sein viertes Bundesligaspiel bestritten.

Das ist natürlich völlig richtig, die Statistik lügt in diesem Fall nicht. Und doch ein bisschen. Gegen Bremen patzten ja gerade die erfahrenen Kräfte, die entweder schon viel Bundesliga-Erfahrung gesammelt haben oder in der Aufstiegssaison zu den Stützpfeilern dieser Mannschaft zählten. Der zentrale Mittelfeldspieler Christian Gentner, der im Wechsel mit Robert Andrich den Spielaufbau aus der Tiefe des Raumes zu gestalten versuchte, erlaubte sich fahrlässige Ballverluste, die mit mangelnder Erfahrung kaum erklärt werden können. Gegen Bremen bestritt der 34-Jährige sein 380. Bundesligaspiel. Die Sicherheit, die er seinen Mitspielern geben soll, fehlt ihm in dieser Saison bislang aber.

Und Neven Subotic, wie Gentner zweimaliger Deutscher Meister und vielfach international erprobt, leistete sich den nächsten Platzverweis eines Innenverteidigers, nachdem bereits gegen Augsburg (der allerdings junge) Keven Schlotterbeck vorzeitig das Spiel beenden musste. Subotic, 30, kommt auf stattliche 212 Bundesligaeinsätze. Sicher ist, dass er den 213. nicht am nächsten Samstag in Leverkusen bekommen wird.

Erst sein viertes Bundesligaspiel machte Christopher Trimmel, der als Kapitän aber sowieso in der Verantwortung steht. Der Rechtsverteidiger, in der vergangenen Saison eine absolute Bank, war gegen Werder an beiden Elfmetern beteiligt, einmal indirekt, einmal direkt. Und Torwart Rafal Gikiewicz, der als Ziel mindestens acht Saisonspiele ohne Gegentor ausgegeben hatte, leistete sich die zweite Unachtsamkeit im vierten Spiel. Gegen Leipzig misslang ihm ein Abwurf, aus dem ein Gegentor resultierte. Am Samstag rutschte ihm der Ball unterm Fuß durch, dies mit der Folge: Ecke, Elfmeter (den er toll parierte), Ecke, Gegentor.

Diskussionen. Unions Neven Subotic sieht Rot.
Diskussionen. Unions Neven Subotic sieht Rot.

© Tom Weller/dpa

„Wir machen einen Fehler mehr als der Gegner und verlieren 1:2“, rechnete Gikiewicz im Fehlersummenspiel vor und sparte nicht an Selbstkritik. „Vor dem Strafstoß ist es mein kleiner Fehler wegen der Ballannahme.“ Am Gegentreffer zum 1:2 sei er deshalb zu „50, 60 Prozent“ beteiligt. Er warb um Verständnis dafür. „Ich bin ein normaler Mensch. Ich bin kein Roboter oder Robocop. Jeder macht Fehler.“

Gikiewicz trauert sogar drei Punkten nach

Ärgerlich war nur, dass Unions Führungsspieler, die gegen Dortmund teils herausragend aufgetreten waren, ihre Ungenauigkeiten zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt einstreuten. Gegen eine stark ersatzgeschwächte Bremer Mannschaft, die zehn Ausfälle verkraften musste, wäre mit etwas mehr Konsequenz wohl mehr drin gewesen wäre.

„Uns fehlt heute ein Punkt – und das nervt“, sagte Fischer. Gikiewicz fand, dass nun eher drei Punkte fehlen würden. Denn vier Punkte aus vier Spielen seien Minimum drei Punkte zu wenig. Allein am Defensivblock wollte der Torwart das allerdings nicht festmachen. Wenn Sebastian Andersson drei Minuten vor Schluss besser geschossen hätte, wäre noch das 2:2 gefallen, analysierte Gikiewicz. „Wir müssen Tore schießen und weniger Fehler als der Gegner machen“, resümierte er dementsprechend. Die Chance dazu bietet sich den Berlinern bereits am nächsten Samstag in Leverkusen.

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