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Sport: Größe zeigen

FC Bayern will sich in der Champions League gegen Juventus Turin beweisen

Mit einiger Verve hatten sich die Münchner Wortführer vor Wochen gegen voreilige Glückwunschbekundungen gewehrt. Nachdem sie die längste Siegesserie der Bundesliga-Geschichte ausgebaut hatten, wurden die Bayern allenthalben als unantastbare Super-Equipe gepriesen, die der Liga fortan nichts als Langeweile bescheren und ihre einzige Herausforderung auf europäischer Ebene finden werde. Insbesondere Manager Uli Hoeneß ordnete solche Einschätzungen als unqualifizierte Meinungsbeiträge ein. „Die Mannschaft ist gut, sehr gut sogar, aber sie ist keine Übermannschaft“, hatte er immer wieder gesagt, „sobald die englischen Wochen beginnen, wird es schwer für uns.“

Nach neun Spieltagen hat sich seine Prognose als stichhaltig erwiesen. Durch das unglückliche 1:1 auf Schalke hat Bayern in der Liga die Tabellenführung verloren, nicht nur deshalb stellt sich die Frage, zu welcher Leistung die Mannschaft von Felix Magath derzeit im Stande ist. Als Ziel hat der Trainer ausgegeben, in der Champions League um den Titel mitzuspielen. Den dafür benötigten Qualitätsnachweis können sie schon heute Abend erbringen: Juventus Turin ist zu Gast, ein gleichermaßen harter wie willkommener Prüfstein (20.45 Uhr, live in Sat. 1 und Premiere).

„Diese Aufgabe kommt uns sehr gelegen“, sagte Magath gestern vor dem Abschlusstraining, die Mannschaft könne sich an den eigenen „hohen Ansprüchen messen und dazu wird sie an die Leistungsgrenze gehen.“ Auf Schalke orteten die Verantwortlichen trotz des enttäuschenden Finales eine Steigerung gegenüber den vorherigen Auftritten, eine Stunde lang sah Manager Uli Hoeneß Bayerns „bestes Saisonspiel“. Magath wittert nun eine erstklassige Gelegenheit, „diesen Aufwärtstrend fortzusetzen. Wir können mit einer guten Leistung diese Phase beenden, in der wir uns in den letzten Wochen mit nicht so tollen Spielen zum Sieg gezittert haben.“

Möglicherweise auch mit Blick auf seine persönliche Zukunft erwartet Michael Ballack von dem Spiel eine Antwort auf die Frage, „ob wir in Europa wieder einen Schritt nach vorn gemacht haben.“ Dank zweier mit nachgerade juventinischem Minimalismus erwirtschafteten 1:0-Siege in Wien und gegen Brügge befinden sich die Bayern in einer bequemen Situation – selbst eine Niederlage würde den Einzug ins Achtelfinale vorerst nicht gefährden. Angesichts der eigenen Zielsetzung erzeugt Ballack vorsorglich selbst ein wenig Druck: „Erzählen kann man viel. Gegen Mannschaften wie Juve zeigt sich, ob wir das Zeug haben, gegen die ganz Großen mitzuhalten oder ob insgesamt noch was fehlt.“

Turin, selbstredend ebenfalls mit zwei Siegen in die Champions League gestartet, gewann am Sonnabend 1:0 gegen Messina. Es war der siebte Sieg im siebten Meisterschaftsspiel, weshalb das halbe Land die Schwarzweiß-Gestreiften wieder mal als unbarmherzige Spaßverderber verflucht. Zumindest in dieser Beziehung sind die Bayern ihrem Gegner derzeit einen Schritt voraus.

Daniel Pontzen[München]

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