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Kluger Kopf. Aronjan sitzt Modell beim Künstler Bertrand Freiesleben.

© Elena Pandouli

Sport: Große Brettspiele

Weltklasse-Duelle in der Schachbundesliga: Heute kann Aronjan in Berlin auf Anand treffen.

Berlin - Das Jahr hat gut begonnen für den Schachgroßmeister Levon Aronjan: Der Weltranglistenzweite mit Wohnsitz im Berliner Bezirk Hohenschönhausen und Armenien gewann in den Niederlanden das erste Turnier dieses Jahres, das voraussichtlich auch das stärkste Turnier des Jahres bleiben wird. In Wijk aan Zee verlor der 29-Jährige zwar zunächst gegen den Ranglistenersten Magnus Carlsen, später auch noch gegen den Tabellenletzten, doch kämpfte er sich mit insgesamt sieben Siegen in 13 Runden zurück.

In diesem Jahr wird es nicht oft Gelegenheit geben, am Stand der Weltrangliste zu rütteln. Im April wird Aronjan ein Trainingsmatch mit Wladimir Kramnik austragen. Zu gewinnen gibt es zwar auch Geld, doch wird dies vor allem die einzige Möglichkeit für beide Stars sein, ihren Platz im Ranking zu verändern. Aronjan könnte die Spitze erklimmen, und Ranglistendritter Kramnik befreit sich so aus einem halben Jahr ohne Praxis.

Aronjan spielt gerade in der Form seines Lebens – zwei sportliche Ziele fehlen aber: der Kampf um die Tabellenspitze und der Weltmeistertitel. Der Austragungsort für die WM-Kandidatenkämpfe in diesem Jahr ist noch nicht vergeben, doch bahnt sich ein Karriere-Rückschlag für den Berliner an. Ginge der Zuschlag an Aserbaidschan, sähe sich Aronjan außerstande, an dem Turnier teilzunehmen.

Das Spannungsverhältnis zwischen Armenien und Aserbaidschan mache es ihm unmöglich, ein gutes Turnier zu spielen, teilte Aronjan dem Weltverband mit. Auch wenn sich die Stars beider Länder gut verstehen – ihre Regierungen tun dies nicht. Ohnehin hat der Weltverband den Weltmeistertitel entwertet. Der Ära von Bobby Fischer, Anatoli Karpow und Garri Kasparow sind Weltmeister gefolgt, deren Bekanntheit gegen Null geht. Im Mai wird Anand gegen Boris Gelfand um den Titel spielen, auch wenn der Kampf sportlich gesehen zwischen Carlsen und Aronjan ausgetragen werden müsste.

An diesem Sonnabend aber tritt Aronjan zunächst im Rathaus Schöneberg mit den Schachfreunden Berlin gegen den Serienmeister OSG Baden-Baden an (14 Uhr, am Sonntag um 10 Uhr, Eintritt frei). Aronjan kam zu den Schachfreunden Berlin, weil er einen Klub suchte, der seinen Freund, den 22 Jahre alten Großmeister Hrant Melkumjan, am Spitzenbrett aufstellt. Dafür erklärte sich Aronjan bereit, freiwillig am zweiten Brett zu spielen. Die Berliner um Großmeister Rainer Polzin nahmen das Angebot dankend an.

Die Kämpfe gegen die Weltelite am Spitzenbrett sollen Melkumjan den gleichen Leistungsschub geben, den Aronjan damals im selben Alter erfuhr, als er zunächst für Wattenscheid, später dann für Kreuzberg spielte. Am Sonnabend könnte Aronjan im Rathaus Schöneberg auf Weltmeister Viswanathan Anand treffen, auf Carlsen oder auf den sechsmaligen russischen Meister Peter Swidler. Am Sonntag kämpfen die Berliner dann gegen den Tabellennachbarn aus Trier.

Fernando Offermann

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