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Sport: "Große Fahrt" auf Tegeler See

Kanutin Nicole Wäschke ist schon Klasse als JuniorinVON MICHAEL FISCHER BERLIN.Nicole Wäschkes Ziele klingen bescheiden: "Ich möchte einmal Deutsche Meisterin werden", sagt die Nachwuchs-Kanutin vom Heiligenseer Kanu-Club.

Kanutin Nicole Wäschke ist schon Klasse als JuniorinVON MICHAEL FISCHER BERLIN.Nicole Wäschkes Ziele klingen bescheiden: "Ich möchte einmal Deutsche Meisterin werden", sagt die Nachwuchs-Kanutin vom Heiligenseer Kanu-Club.Soviel Zurückhaltung verwundert auf den ersten Blick.Schließlich hat sie bereits viel mehr erreicht, kann einen WM-Titel im Vierer-Kajak bei den Juniorinnen vorweisen.Allerdings war die damals 16jährige erst kurz vor der Weltmeisterschaft im finnischen Lahti - bei einem letzten Leistungstest in Duisburg - noch ins Boot "gerutscht"."Mit überzeugenden Ergebnissen bei sogenannten "Meßbootfahrten", bei denen die Kraftübertragung auf das Paddel ermittelt wird, hat sie sich am Ende empfohlen", erinnert sich Landestrainerin Kerstin Feister.Im Finallauf rackerte die Schülerin schließlich, ohne nach rechts und links zu schauen, und fragte nach Überqueren der Ziellinie: "Welchen Platz haben wir denn nun eigentlich belegt?" Daß sie soeben den WM-Titel geholt hatte, war ihr überhaupt nicht klar - den Sprung von einem hinteren Kaderplatz im Winter zuvor aufs oberste Treppchen konnte sie einfach nicht fassen.Seit rund drei Jahren paddelt Nicole Wäschke "ernsthaft", wie sie sagt: "Nachdem ich es anfangs, allerdings nur hobbymäßig, mit Schwimmen und Judo probiert habe, stieg ich als Zehnjährige zum ersten Mal ins Boot.Nach zwei Monaten habe ich aber schon wieder aufgehört, weil es mir keinen Spaß gemacht hat." Doch ihr Vater, selbst erfolgreicher Kanute, überredete sie später, es noch einmal zu versuchen.Beim zweiten Anlauf blieb die Wittenauerin dabei, steigerte ihr Training kontinuierlich und ist "jetzt auch vom Kopf her voll bei der Sache".Sechs Tage in der Woche widmet sie mittlerweile ihrem Sport, zwischen 12 und 15 Stunden kommen dabei locker zusammen."Arbeit an den Hanteln, Laufen und Dehnungsgymnastik gehören dazu, doch das Wassertraining ist natürlich am wichtigsten und macht auch am meisten Spaß", meint die Gymnasiastin.Und so dreht sie, wenn es das Wetter zuläßt, ihre Runden im Borsighafen am Landesleistungszentrum oder es geht auf "große Fahrt" auf den Tegeler See.Doch trotz des milden Winters war Nicole in den letzten Wochen nicht allzu viel draußen, weshalb sie morgen zu einem zweiwöchigen "Warmwasserlehrgang" des Berliner Verbandes auf der olympischen Ruderstrecke bei Barcelona aufbricht."Dank der Kooperationsbereitschaft des Humboldt-Gymnasiums, das ja keine sportbetonte Schule ist, kann Nicole teilnehmen", berichtet Kerstin Feister, die gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Matern die Kanutin betreut, über ihre Erfahrungen bei der Freistellung von Talenten.Über Sichtungen im April und Mai sowie internationale Regatten hofft Nicole wieder in die Nationalmannschaft zu kommen."Unser Saisonhöhepunkt in diesem Jahr ist sicherlich die Junioren-Europameisterschaft Ende Juli im schwedischen Nyköping." Der letzte Kadertest im Herbst verlief sehr vielversprechend: Die 17jährige belegte auf den geforderten Strecken einen ersten und einen zweiten Platz.Und auch die Trainerin ist sicher, daß sie es "packt".Nicole ist gut über den Winter gekommen, ohne ernsthafte Verletzungen und Erkrankungen." Von den Voraussetzungen einer Körpergröße über 1,80 m und der Statur her sei ihrem Schützling auch beim Wechsel in die "Leistungsklasse" der Erwachsenen im kommenden Jahr noch einiges zuzutrauen.Kerstin Feister: "Sie bringt ihre Kraft gut auf das Paddel, auf Platz vier schiebt sie das Boot hervorragend an.Ihr einziges Manko ist noch die Schnelligkeit, die Schlagfrequenz.Daran muß sie noch arbeiten", urteilt die Trainerin.Das weiß auch die Sportlerin selbst: "Da fehlt mir noch einiges.Über 500 m bin ich von der absoluten Spitze, die um 1:50 Minuten fährt, noch etwa zehn Sekunden entfernt." Doch nachdem in der Leistungsklasse die 1000-m-Distanz ins Programm aufgenommen worden ist, könnte für die mehrfache Junioren-Vizemeisterin bei den "Erwachsenen" der Traum von einem nationalen Titel durchaus in Erfüllung gehen."Diese Strecke wird ihr liegen.Vielleicht reicht es nicht gleich im ersten Jahr zu vorderen Plätzen.Aber Nicole ist auf dem besten Wege, auch dort erfolgreich zu starten", ist die Trainerin optimistisch.

MICHAEL FISCHER

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