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Sport: Große Fußball-Koalition

Beim FC Bundestag vertragen sich Politiker – nun schon seit 40 Jahren

Von Katrin Schulze

Berlin - In der Politik ist es der Verteidigungsminister gewohnt, Anweisungen auszugeben und Aufgaben zu delegieren. Am Dienstagabend wechselte Franz Josef Jung seine Rollen. Als Spieler der zweiten Mannschaft des FC Bundestag befolgte Jung die Anweisungen seiner Mitspieler. „Franz Josef, komm mal runter und erhol dich“, rief ihm da einer zu. Und Franz Josef ging vom Feld.

Beim Benefizturnier anlässlich des 40. Geburtstags der Abgeordnetenmannschaft spielt Jung in einer kleinen Turnhalle im Keller des Lüders-Hauses, direkt unter Sitzungssälen und Abgeordnetenbüros. Die Turnmatten und die Sprossenwand erinnern an eine Schulsporthalle, nur das Catering vermittelt einen elitären Charakter. Für die Hobbykicker gab es Schnittchen und Erdbeeren.

Die Gesetze der Politik sind beim Parlamentsfußball außer Kraft gesetzt. Es geht um Spaß, Kameradschaft und Erlöse für einen guten Zweck, sagen alle Teilnehmer. „Dabei sein, das ist für uns alles, obwohl man jedes Spiel gewinnen möchte“, meint Klaus Riegert, CDU-Abgeordneter und Spielführer der Bundestagsmannschaft. Dies gelingt dem FC Bundestag auch fast. Erst im Finale müssen sich die Politiker dem Team eines Wirtschaftsunternehmens geschlagen geben.

Seit Gründung des Teams 1967 trainieren die Parlamentarier jeden Dienstag in den Sitzungswochen. Der Erlös der etwa 20 Spiele im Jahr kommt Sozialprojekten zugute. Danach wird in der Kneipe angestoßen. Eine kurze Pause im hektischen Berliner Politikbetrieb.

Viele bekannte Politiker haben in den 40 Jahren beim FC Bundestag mitgespielt: Peter Struck, Joschka Fischer oder Theo Waigel. Eine aktive Mitgliedschaft wird mit zunehmenden politischen Aufgaben allerdings fast unmöglich. „Wer ein Amt übernimmt, kann die Mannschaft nur noch selten unterstützen“, sagt Riegert. Das ist auch der Grund, warum Bundesminister Jung im vergangenen Jahr nur ein Spiel für den FC Bundestag bestritten hat.

Die Struktur des aktuellen Teams spiegelt die Mehrheitsverhältnisse im Bundestag wider. Der Kapitän kommt aus der CDU. Die meisten Spieler stammen von den Volksparteien, von FDP und Linkspartei ist jeweils nur ein Abgeordneter dabei. Allein von den Grünen spielt niemand mit. Parteizugehörigkeit sei aber unbedeutend, sagt Riegert, es ginge vielmehr um die Pflege von Freundschaften. Dennoch räumt er ein, dass er Spieler seiner Mannschaft bei politischen Konflikten „besser einschätzen kann“. Dem stimmt Minister Jung zu: „Das Zusammenspiel beim FC Bundestag kann eine gute Grundlage für politische Entscheidungen sein.“

Jung, dessen Trikot mit dem Bundesadler eng am Körper anliegt, war früher auf dem Feld ein Verteidiger. Beim Jubiläumsturnier spielt er kämpferisch, im Spiel gegen ein Versicherungsteam setzt er einen strammen Schuss an den Pfosten. „Eine Taktik gibt es beim Hallenfußball nicht“, sagt Jung, dem es nichts ausmacht, auch mal ausgewechselt zu werden. Dann sammelt er Kondition für die nächste Offensive. „Angriff ist die beste Verteidigung“, sagt der Verteidigungsminister, bevor er wieder aufs Feld stürmt.

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