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Skepsis eines Centers. Ali Traoré weiß, dass er nach fünf Monaten Verletzungspause noch nicht hundertprozentig fit ist. Foto: p-a/dpa

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Sport: Großer Name, großes Fragezeichen

Alba Berlin verpflichtet den Center Ali Traoré – doch wann der Franzose spielen kann, ist noch unklar.

Berlin - Ali Traoré schaute verwundert drein. Bei der Vorstellungsrunde in der Trainingshalle hatte ein Reporter dem Neuzugang von Alba Berlin gesagt, dass er doch eigentlich ganz fit wirke. „Finden Sie?“, fragte der Franzose skeptisch nach. Da hatte der Hüne mit den eher dünnen Beinen gerade eine Trainingseinheit hinter sich, in der er doch noch etwas unrund gelaufen war, bei einigen Spielzügen korrigiert werden musste. Und nach der er einen dicken Eisbeutel auf das linke Knie legte. Er brauche noch Training nach seiner Patellasehnenverletzung, die ihn fünf Monate außer Gefecht gesetzt hatte, fand der selbst. „In anderthalb Wochen sollte ich soweit sein, ein paar Minuten zu spielen“, sagte der 27-Jährige optimistischer.

Albas jüngster Transfer ist ein großer Name und ein fast ebenso großes Fragezeichen: Traoré kann als Center und Power Forward auflaufen, ist langjähriger französischer Nationalspieler und nahm an den Olympischen Spielen 2012 teil. Seitdem hat er aber nur zwei Spiele absolviert, im Dezember wurde sein Vertrag beim russischen Spitzenklub Krasnodar aufgelöst. „Wir sind uns bewusst, dass Ali noch nicht bei 100 Prozent ist, das wird zwei bis drei Wochen dauern“, sagte Albas Sportdirektor Mithat Demirel. „Er soll so schnell wie möglich Spielpraxis bekommen, wir werden aber nichts überstürzen.“

Seit vergangener Woche weilt Traoré, in Berlin, Alba nutzte die Gelegenheit, um Gesundheit und Fitness des 2,08-Meter-Mannes ausgiebig zu testen. „Man kann sehen, dass er noch Form braucht, aber er erholt sich schnell“, sagte Trainer Sasa Obradovic. „Wann er spielt, ist eine Entscheidung, die wir von Tag zu Tag treffen.“ Von der Verpflichtung erhofft er sich vor allem mehr Punkte unter dem Korb. „Wir haben viele Spiele verloren, weil wir dort nicht genug gepunktet haben“, sagte Obradovic. Traoré könne unter dem Korb Topscorer Deon Thompson entlasten.

Albas bisheriges Center-Duo konnte dies nicht konstant liefern: Yassin Idbihis Leistungen schwanken im bisherigen Saisonverlauf sehr stark. Und dem Spanier Albert Miralles tut man sicher kein Unrecht, wenn man seine Stärken im kämpferischen Bereich verortet. „Wenn ich Manager in Berlin wäre, würde ich den auch holen“, sagte Idbihi verständnisvoll. In Frankreich, bei Virtus Rom und in Russland sammelte Traoré Europapokalerfahrung, bei der EM 2011 gewann er mit Frankreich Silber. Um sich den Traum Olympia zu erfüllen, schleppte er sich mit der Verletzung durch das Turnier. Der Preis war hoch. Auch sein Vertrag bei Roter Stern Belgrad, den er Anfang des Jahres unterschrieb, wurde noch vor dem ersten Spiel aufgelöst. Traoré benötige noch einen Monat, um wirklich fit zu werden, hieß es. Die langwierige Rehabilitation in seiner Heimatstadt Paris könnte nun Albas Glück sein. „Normalerweise wäre er finanziell sehr weit weg von uns“, sagte Demirel. „Es war eine schwierige Zeit“, sagte Traoré selbst, „ich hatte Sorge, ob ich mit einem guten Knie zurückkehre, aber ich bin auf einem guten Weg.“ Alba könne er vor allem Offensive im Innenspiel geben, beschreibt der an der Elfenbeinküste geborene Traoré die eigenen Stärken. Dazu sei er jemand „der die Stimmung in der Kabine auflockert“. Auch über das Saison- und Vertragsende hinaus? „Warum nicht, wenn alles gut läuft?“, sagt Traoré, der klarstellt, dass es ihm wichtig ist, auf höchstem europäischen Niveau zu spielen.

In der Liga müssen dagegen künftig zwei Spieler aussetzen, weil Alba nun acht Ausländer im Kader hat, zwei zuviel. „Ich hoffe, alle bleiben weiter bei uns“, sagte Obradovic vieldeutig.

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