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Vorsprung für eine Woche. Füchse-Profi Mark Bult darf bis zum kommenden Sonntag jubeln, dann empfangen die Hamburger um Igor Vori die Berliner zum Rückspiel. Foto: dpa

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Sport: Großer Traum, kleines Polster

Die Füchse besiegen den HSV Hamburg im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League mit 32:30.

Berlin - Sie wollten das „Wunder von Berlin“ schaffen. So jedenfalls hatten es die Füchse vor dem Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen den HSV Hamburg versprochen. Ohne Scheu vor dem Deutschen Meister, aber auch mit dem nötigen Respekt vor dem Gegner mit dem doppelt so hohen Etat. Wer hätte aber daran geglaubt, dass die Berliner ihr Vorhaben tatsächlich verwirklichen könnten? Doch der Favorit wurde in die Knie gezwungen, mit 32:30 (15:15) sogar ein kleines Polster für das Rückspiel am kommenden Sonntag erkämpft. Jetzt brauchen die Füchse noch das „Wunder von Hamburg“, um bei ihrer Premiere in dem höchsten internationalen Wettbewerb, den der Klub-Handball zu bieten hat, für eine weitere Sensation zu sorgen.

„Wenn man bedenkt, wie knapp unsere Vergleiche mit dem HSV zuletzt waren, sind zwei Treffer schon etwas“, sagte Füchse-Kapitän Torsten Laen. Obwohl noch längst nichts entschieden ist, hat sich das Team von Trainer Dagur Sigurdsson jetzt schon einen international hervorragenden Ruf erarbeitet, der noch lange nachhallen wird. Auch die 8904 Zuschauer in der Schmeling-Halle können nun vom Viertelfinale träumen. „Erst einmal sind wir stolz darauf, als erstes Team den HSV in dieser Saison in der Champions League besiegt zu haben“, sagte Sigurdsson, sprach aber auch davon, dass man erst mittendrin sei und „ein paar technische Fehler zu gemacht“ worden waren.

Mit viel Selbstvertrauen waren die Füchse in das für sie wichtigste Spiel ihrer noch kurzen Klub-Geschichte gestartet, zumal der Gegner zuletzt einige Probleme hatte und auch in Berlin auf Spieler wie Bertrand Gille, Pascal Hens und Stefan Schröder verzichten musste. Bei den Gästen hatte zwar Präsident Martin Schwalb wieder auf der Trainerbank Platz genommen, der Meister-Coach des Vorjahres, aber die Füchse setzten diesem psychologischen Plus ihren schon oft demonstrierten Kampfgeist entgegen. Beim 7:4 nach 13 Minuten schienen sie den HSV ganz gut im Griff zu haben – aber die Hamburger haben immer noch genügend Klassespieler in ihren Reihen, um sich nicht frühzeitig abhängen zu lassen. Wie wäre das Spiel wohl gelaufen, wenn die Sperre gegen Sven-Sören Christophersen vom Europäischen Handball-Verband (EHF) in zweiter Instanz nicht doch noch aufgehoben worden wäre? Mit sechs seiner insgesamt acht Tore hielt er die Füchse immer wieder knapp vorn. Oder er sorgte dafür, dass sie nicht klar in Rückstand gerieten, wie beim 13:14 und 14:15 kurz vor der Pause. Die Füchse-Abwehr, mit einem gut haltenden Silvio Heinevetter im Tor, konnte schließlich den Erfolg nicht allein sichern, Ideen und Tore mussten her.

Damit klappte es dann auch, der HSV brachte deshalb in der zweiten Halbzeit Dan Beutler für Johannes Bitter ins Tor. Der hielt auch tatsächlich besser, doch schließlich fanden die Füchse-Angreifer auch bei ihm die Lücken. Vom 20:22 bis zum 26:24 steigerten sie sich noch einmal erheblich. Längst hatte auch Sigurdsson mit dem Torhüterwechsel von Heinevetter zu Petr Stochl einen neuen Akzent gesetzt, während es der HSV mit einer offensiven Deckungsvariante versuchte und damit auch mehr Erfolg zu haben schien. Zwei Minuten vor Schluss führten die Gäste 30:29. Aber die Füchse hatte ja mit den Worten ihres Geschäftsführers Bob Hanning das Wunder versprochen, was ihnen ganz offensichtlich noch einmal zusätzliche Kräfte verlieh. Markus Richwien und zweimal der überragende Bartlomiej Jaszka überwanden Beutler unter dem ohrenbetäubenden Lärm ihrer Fans.

Die Gäste allerdings zeigten sich nicht niedergeschlagen. „Ich sehe das Gesicht des HSV wieder positiv“, sagte Schwalb und versprach: „Wir werden am Sonntag alles reinwerfen.“ Die Hamburger glauben daran, das „Wunder von Hamburg“ der Füchse abwenden zu können. Der Vorteil liegt jetzt allerdings eindeutig bei den Berlinern.

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