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Sport: Großzügigkeit muss man sich leisten können

Eine mächtige Marke: Wie der FC Barcelona sein schillerndes Image pflegt

Als Ronaldinho vor kurzem gefragt wurde, wie viel er verdiene, zuckte der Weltfußballer nur kurz mit den Schultern. Die einzigen Geldscheine, die durch seine Hände gingen, seien jene, die er seinem Fahrer fürs Benzin in die Hand drücke. Dann zeigte der Brasilianer sein Strahlelächeln und verschwand. Gerügt hat ihn für seinen großspurigen Gestus keiner. Im Gegenteil: Ein bisschen Großmannsgehabe gehört einfach dazu beim FC Barcelona. Nach der Umverteilung der Schulden und ein paar Immobilienverkäufen gehört der ehemals mit 200 Millionen Euro verschuldete Klub heute mit einem Jahresbudget von 280 Millionen Euro zu den reichsten der Welt. Dank Doppelsieg in der spanischen Liga und der Champions League florieren die Werbeeinnahmen. Die Liga-Übertragungsrechte gingen im Sommer für eine Milliarde Euro an den Privatsender „La Sexta“. Nike hat einen Sponsorvertrag bis 2013 abgeschlossen, was dem Klub jährlich bis zu 50 Millionen Euro einbringen kann. Und demnächst sollen die 98 000 Plätze im Stadion Camp Nou um 15 000 erweitert werden. Das Geschäft läuft besser denn je.

Da kann man es sich schon mal leisten, auf Trikotwerbung zu verzichten und den Platz auf der Spielerbrust Unicef zu schenken. Solch karitative Imagepflege macht sich bezahlt: gesellschaftspolitisches Engagement zählt viel in Katalonien – und kurbelt den Verkauf der Barca-Devotionalien zusätzlich an. Die Agentur Global Players hat den Verein in einer Studie einmal als die „mächtigste Marke der Welt“ bezeichnet.

Der FC Barcelona weiß jedenfalls, was er der Stadt schuldig ist, die, wie ein Klubpräsident einmal gesagt hat, „unseren Namen trägt“. Neben dem menschenfreundlichen Image gehört dazu auch Großzügigkeit im richtigen Moment. Geschätzte fünf Millionen Euro kostete der Triumphzug der Champions-League-Gewinner im vergangenen Jahr, bei dem die Helden per Schnellboot zur jubelnden Menge chauffiert und abschließend im Stadion mit Feuerwerk und Konzert gefeiert wurden.

Die Spielergehälter, die etwas mehr als die Hälfte des Gesamtbudgets ausmachen, bewegen sich im siebenstelligen Bereich – für die netten Extras sorgen die Sponsoren. Der 19 Jahre alte Argentinier Lionel Messi soll nach Zeitungsberichten demnächst einen Vertrag über acht Jahre abschließen, der ihm 50 Millionen Euro einbringt. Plus dem, was er sich selbst noch nebenher erwirtschaftet. Ronaldinho wird ihm darin Vorbild sein. Die spanischen Fernsehsender können inzwischen ganze Werbeblocks mit Spots des Brasilianers bestücken: Ronaldinho wirbt für Vanillepudding, für Kartoffelchips und Kaugummis, er hat seine eigene Kleidermarke „10R“, dazu Verträge mit einem chinesischen Computerhersteller und einem brasilianischen Bierbrauer. Auf 26 Millionen Euro wird das Jahreseinkommen des bestverdienenden Fußballspielers der Welt geschätzt. Bei solchen Summen kann man schon einmal den Überblick verlieren.

Dass Trainer Frank Rijkaard seine Multimillionäre immer wieder zu Bescheidenheit mahnt, hat zumindest insofern Erfolg, als sich die privaten Eskapaden der Spieler in Grenzen halten. Obwohl sich auch der Holländer einen Hauch Extravaganz leistet. Damit sein Sohn nicht vergisst, wem er das Taschengeld verdankt, ist sein Kinderzimmer ganz dem Camp Nou nachempfunden: Mit grasgrünem Fußboden und Torwand hinterm Bett.

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