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Guido Buchwald: „In Japan weiß jeder, dass er sich dem Trainer unterzuordnen hat“

Fußball-Trainer Guido Buchwald über seine Entlassung beim Zweitligisten Alemannia Aachen wegen Autoritätsproblemen.

Herr Buchwald, Sie haben drei Jahre erfolgreich in Japan gearbeitet und waren sogar Trainer des Jahres. Jetzt sind Sie nach nur fünf Monaten vom Zweitligisten Alemannia Aachen entlassen worden. Ist Ihre Trainerkarriere in Deutschland schon beendet, bevor Sie richtig begonnen hat?

Das weiß ich nicht. Ich werde weiter arbeiten, und ich weiß, dass ich das erfolgreich tun kann. Meine sportliche Bilanz ist ja auch keineswegs erschreckend.

Aus dem Spielerkreis hört man, Sie hätten zu wenig Autorität ausgestrahlt. Sind Sie zu nett für die Bundesliga?

Nein, zu den Spielern war ich nicht zu nett. Sie meinen damit wohl das Verhältnis zu meinen engsten Mitarbeitern.

Sie waren also zu nett zu Ihren Kollegen im Trainerstab?

Ja, ich habe den Leuten, die schon vorher dagewesen sind, wohl nicht klipp und klar genug gesagt, so und so läuft es. Und da hat der eine oder andere dann die Freiräume genutzt, um ein bisschen Politik gegen mich zu machen. Nicht vor der Mannschaft, aber immer wieder im Gespräch mit Einzelnen.

Haben Sie das nicht bemerkt?

Doch, aber erst vor ungefähr drei Wochen. Ich wollte da in der Winterpause gegensteuern und habe das dem Manager Jörg Schmadtke auch so mitgeteilt.

Wäre Ihre Autorität in einem japanischen Team derart in Frage gestellt worden ?

Das wäre in Japan wahrscheinlich nicht so passiert. Da weiß jeder, dass er sich dem neuen Cheftrainer unterzuordnen hat.

Vermutlich haben Sie als der Neue aus Japan in Aachen auch nicht gleich den großen Mann markieren wollen?

Genau. Und es gab ja auch Dinge, die vorher gut funktioniert haben, also habe ich keine Veranlassung gesehen, da was zu ändern. Das war wahrscheinlich ein Fehler.

Werden Sie künftig nicht mehr so nett sein?

Ich werde meine Art nicht ändern. Aber klar, ich habe gelernt daraus. Die Mitarbeiter, mit denen man eng zusammenarbeitet, muss man auch eng halten – vor allem, wenn man sie noch nicht so kennt. Da darf man nicht zu optimistisch und positiv rangehen und muss auch immer wieder kontrollieren. Oder komplett seinen eigenen Trainerstab mitbringen. Ich werde künftig Dinge stärker einfordern und nicht so viel Freiräume lassen.

Aachens Manager Schmadtke hat Ihnen außerdem vorgeworfen, kein Konzept zu haben.

Ich habe ein klares Konzept. Ich werde es künftig nur von vornherein klarer vermitteln.

Das Gespräch führte Christian Hönicke.

Guido Buchwald, 46,

wurde diese Woche als Trainer in Aachen entlassen. Zuvor führte der Weltmeister von 1990 die Urawa Reds zum Double und wurde „Trainer des Jahres 2006“ in Japan.

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