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Sport: Gut gegrätscht

Der FC Energie Cottbus glaubt wieder an den Klassenerhalt

Von Karsten Doneck, dpa

Cottbus. Um Cottbus herum ist derzeit der Teufel los. Ob in Drachhausen, Peitz oder Drebkau – dort traf man am vergangenen Wochenende auf der Straße immer wieder kostümierte, fröhliche Menschen. Eine Region feiert Fastnacht und Karneval. Aber auch in Cottbus hält der Frohsinn Einzug. Und daran haben vor allem die Fußballer des FC Energie Anteil. Zur Jahreswende noch vom Fußball-Kaiser Franz Beckenbauer als „hoffnungsloser Fall“ in der Bundesliga abgestempelt, erhoben sich die Lausitzer mit ihrem 3:0-Sieg über Hannover 96 inzwischen zur besten Elf der Rückrunde. Zehn von zwölf möglichen Punkten hat Energie nach der Winterpause geholt, mehr als Bayern München oder Borussia Dortmund. Und das Selbstwertgefühl steigt. „Die Hinrunde – die kannst du getrost vergessen. Wir sind jetzt selbstbewusster, auch taktisch haben wir große Fortschritte erzielt“, diktierte Mittelfeldspieler Andrzej Kobylanski den Reportern hinterher in die Schreibblöcke.

Noch steht der FC Energie auf einem Abstiegsplatz, allerdings schon punktgleich mit dem Viertletzten Bayer Leverkusen. Die Mannschaft hat sich durch ihre Leistungen nach der Winterpause Vertrauen zurückerobert, die Zuschauer in Cottbus glauben wieder an den Klassenerhalt. Gegen Hannover kamen trotz bitterer Kälte 13 500 Zuschauer ins Stadion der Freundschaft. Das sind sicherlich nicht allzu viele, aber mehr als bisher im Saisondurchschnitt. Und das Publikum entwickelte während der 90 Minuten wieder jene, den Gegner einschüchternde Leidenschaft. „Seid ihr bereit? Wollt ihr alles geben für die Bundesliga?“, schrie Stadionsprecher Ronny Gersch zehn Minuten vor dem Anpfiff ins Stadionmikrofon. Und selbst von der Haupttribüne – dort, wo gewöhnlich die zahlungskräftige und etwas reserviertere Gesellschaft Platz nimmt – dröhnte ein lautes, vielstimmiges „Jaaaa!“ zurück.

Schönen Fußball bietet Energie nach wie vor nicht. Aber geht es darum im Abstiegskampf? Die Energie-Profis haben die Tugenden wieder entdeckt, die dem Klub nach dem Aufstieg schon zweimal den Bundesliga-Klassenerhalt ermöglicht haben. Es wird gerannt, gegrätscht, geackert, notfalls auch mal gefoult. Eine Wucht, die den Gegner schier erdrückt. „Wir haben nichts mehr zu verlieren. Also spielen wir jetzt einfach Fußball. Ich denke, wir schaffen das noch“, sagt Laurentiu-Aurelian Reghecampf, gegen Hannover der Torschütze des 2:0.

Und wieder einmal kam Energies Abwehr ohne Gegentor über die Runden. Erst einmal in vier Bundesligaspielen im neuen Jahr konnten die Gegner den Cottbuser Torwart André Lenz überwinden. In der Hinrunde hatten sich die Cottbuser in 17 Spielen noch stattliche 38 Gegentreffer eingefangen, mehr als alle anderen Bundesligisten.

Doch bei aller Freude über den geglückten Start in die Rückrunde: Trainer Eduard Geyer fühlt sich bemüßigt, auch eindringlich zu warnen. „Wir werden nicht jedes Spiel gewinnen können“, sagt er angesichts der kommenden schweren Aufgaben bei Werder Bremen und gegen Bayern München daheim. Eduard Geyer wird deshalb weiter hart mit den Spielern arbeiten. Karneval sollen in der Region um Cottbus ruhig die anderen feiern. Erstmal jedenfalls.

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