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Sport: Gut reiten, heißt gut fühlen

Für den 53jährigen "Pferdemann" Achaz von Buchwaldt gibt es noch immer HerausforderungenVON FRIEDHARD TEUFFEL BERLIN.Ein einziges Wort erzählt fast eine ganze Lebensgeschichte: Pferdemann.

Für den 53jährigen "Pferdemann" Achaz von Buchwaldt gibt es noch immer HerausforderungenVON FRIEDHARD TEUFFEL BERLIN.Ein einziges Wort erzählt fast eine ganze Lebensgeschichte: Pferdemann.Wie so manche schlaue Bezeichnung kommt es aus dem Englischen: "Horseman" heißt zwar eigentlich nur "gelernter Reiter", aber ein richtiger Horseman kann man nicht werden.Entweder man ist einer oder man ist keiner.Im Grunde ist ein Horseman jemand, für den Pferde Lebensgefährten sind, der mit ihnen aufgewachsen ist und mehrere Generationen erlebt, beritten, gepflegt hat.Ein Horseman zu sein, erklärt vieles.Zum Beispiel warum der Springreiter Achaz von Buchwaldt immer noch ganz vorne mitreitet, obwohl er nicht als hemmungslos ehrgeizig gilt und mittlerweile 53 Jahre alt ist."Ich bin eben ein Pferdemann", sagt er.Danke, das genügt schon.Aber es noch genauer zu erfahren, wäre sicher interessant.Die vielleicht sportlich wichtigsten Punkte im Lebenslauf von Achaz von Buchwaldt, der beim CSI Reitturnier im Olympia-Stadion an diesem Wochenende zu den populärsten Teilnehmern gehört, sind die beiden Siege beim Deutschen Springderby.1982 hat er in Hamburg gewonnen und 1996 nochmal.Da war von Buchwaldt schon 52."Ab und zu muß ich einfach noch gewinnen, sonst werde ich nicht mehr mit dem nötigen Respekt behandelt", sagt er augenzwinkernd."Wenn man noch fit ist und nicht dick, kann man auch noch in meinem Alter mitreiten." Dick ist von Buchwaldt schon mal nicht, eher zierlich.Und fit sieht er auf jeden Fall noch aus mit seiner gesunden Gesichtsfarbe.Aber zum Erfolg braucht ein alter Hase ein begabtes Pferd."Je älter man wird, desto schwerer ist es, an talentierte Pferde heranzukommen", erklärt von Buchwaldt.Wie es sich für einen Pferdemann gehört, betreibt er auf seiner Reitanlage in Hamburg-Blankenese zwar selbst Zucht, "aber wenn ich heute ein Pferd herausgebracht habe und es verkaufen kann, tue ich das auch." Von Preisgeldern kann er nicht leben.Wegen der Prämie kommt er sowieso nicht nach Berlin."Es ist eine Herausforderung, auf diesem einmaligen Platz zu reiten." Außerdem ist von Buchwaldt nicht nur als Aktiver dabei, sondern auch als Trainer der 22jährigen Nachwuchsspringreiterin Pia-Luise Aufrecht.Der kann er natürlich viel erzählen aus seiner langen Reiterlaufbahn.Von seiner Gründung bis 1996 war von Buchwaldt Mitglied des Bundeskaders, 1969 wurde er Europameister der Ländlichen Reiter in der Military und 1982 gewann er gemeinsam mit Michael Rüping, Paul Schockemöhle und dem verstorbenen Gert Wiltfang die Bronzemedaille bei er EM in Hickstead.Die absolute Spitzenposition hatte der Hamburger nie inne.Aber die Konstanz seiner Leistung machte ihn zu einem der außergewöhnlichsten Springreiter der Republik.Inzwischen hat auch ein Schüler von ihm den Sprung in die Weltelite geschafft.Lars Nieberg wurde jüngst Zweiter im Weltcup.All das ist harte Arbeit."Ich stehe eigentlich jeden Tag um halb sieben auf.Dann müssen die Pferde beritten und gepflegt werden.Außerdem fallen noch jede Menge Verwaltungsarbeiten an", erzählt von Buchwaldt, der auch eine kaufmännische Ausbildung besitzt.Obendrein tritt er noch als Chauffeur für seine Pferde auf."Ich bin der einzige auf unserer Anlage, der einen Lkw-Führerschein Klasse zwei hat." Das Leben eines prominenten Springreiters hätte man sich anders vorgestellt.Achaz von Buchwaldt ist nicht nur für seine konstanten Leistungen und seine Erfahrung im Reitsport bekannt, sondern auch für seinen besonderen Umgang mit Pferden.Sie als lebende Partner und nicht als Sportgeräte zu behandeln, ist ihm durch seine Herkunft nicht fremd."Ich komme eben aus der Ländlichen Reiterei.Heute kaufen sich die Leute in der Stadt ein Pferd und überfordern es oft." So hat von Buchwaldt ein Gespür für Pferde entwickelt, über das wohl nur ganz wenige Springreiter verfügen.Gerade mit ängstlichen Pferden kann von Buchwaldt besonders gut umgehen."Mein erster Reitlehrer hat zu mir gesagt: Gut reiten, heißt gut fühlen." Das muß auch ein Pferdemann gewesen sein.

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