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Sport: „Guten Tag, ich schon wieder da“

Giovanni Trapattoni unterschreibt beim VfB Stuttgart einen Zweijahresvertrag

Der Neue ließ sich viel Zeit. Vor einer halben Stunde schon sollte sich die schwere Tür im Konferenzraum des Stuttgarter Fußballstadions öffnen, doch erst um 14.32 Uhr herrschte Hektik auf dem Flur. Ein alter Bekannter schritt herein, in dunklem Anzug und gestreiftem Hemd. „Guten Tag, ich schon wieder da“, sagte Giovanni Trapattoni, ganz so, als wäre seine Tätigkeit bei Bayern München Ende der Neunziger erst ein paar Tage her. Für zwei Jahre hat der Trainer gestern beim Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart unterschrieben.

Neben ihm saß Erwin Staudt, der VfB- Präsident, und verkündete stolz, dass die Sache erst seit Mittwoch klar sei. Zwar hatten sich der Klub und Trapattoni am Wochenende zuvor in Mailand geeinigt, doch man hatte ein Detail nicht bedacht. „Wir mussten feststellen, dass es höhere Mächte gibt – Frau Trapattoni“, sagte Präsident Staudt. Paola Trapattoni wollte ihren Mann nicht erneut ziehen lassen, nachdem er erst im Sommer aus Portugal zurückgekehrt war, wo er Benfica Lissabon trainiert hatte. Deshalb war bis zuletzt auch der Norweger Trond Sollied im Gespräch, falls Trapattoni abgesagt hätte.

Trapattoni war gut gelaunt an seinem ersten Arbeitstag. „Das letzte Mal habe ich gesagt: Ich habe noch nicht fertig“, sagte der 66-Jährige in Anspielung auf seinen letzten Auftritt Anfang November. Damals hatte er mit Lissabon im Uefa-Pokal beim VfB verloren und trotzdem mit seinem Auftreten die Stuttgarter Verantwortlichen beeindruckt. Der Italiener ist nun Nachfolger von Matthias Sammer, den der Fünfte der Bundesligasaison nach dem Verpassen der Champions League vor zwei Wochen beurlaubt hatte. „Ich denke, ich hoffe, ich glaube, dass Stuttgart in den Uefa-Pokal muss. Champions League, warum nicht? Unser Ziel ist es, in die Spitze zu kommen“, sagte Trapattoni.

Mit dem Italiener kommt einer der erfolgreichsten Trainer der Welt nach Stuttgart. 19 Titel hat Trapattoni in seiner Karriere gewonnen. „Wir haben einen Trainer, der mit Leib und Seele sein Amt ausübt. Es war uns wichtig, dass wir eine Persönlichkeit finden“, sagte Präsident Staudt und wehrte sich gegen die zuletzt lauter gewordene Kritik, dass der Klub sich zu viel Zeit lasse bei der Trainersuche. „Irgendeinen Trainer finde ich in fünf Minuten. Was mir stinkt, ist Kritik von Leuten, die in ihrem Leben nie eine Führungskraft gesucht haben und sich dann darüber lustig machen.“

Ein entscheidendes Argument für die Verpflichtung Trapattonis, der 1997 mit dem FC Bayern München Deutscher Meister wurde, war der Wunsch des VfB, mehr als unter Sammer den Nachwuchs in den Profibereich einzubinden. „Wir wollten einen klassischen Fußball-Lehrer, der auch die Jugend ausbildet“, sagte Staudt. Bis zum Stuttgarter Trainingsauftakt am 27. Juni muss Trapattoni zahlreiche Personalien entscheiden. Am dringlichsten ist es im Fall von Mittelfeld-Regisseur Alexander Hleb, für den Arsenal London angeblich 15 Millionen Euro bietet. „Jetzt muss ich erst die Spieler kennen lernen“, sagte Trapattoni. „Danach suche ich mir eine Wohnung.“ Vielleicht schaut seine Frau Paola auch mal vorbei.

Klaus Teichmann[Stuttgart]

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