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Sport: Guter Polizist ...böser Polizist: Hitzfeld streichelt, Hoeneß grollt

Mit Schaum vorm Mund wollen die von Manager Uli Hoeneß an den Pranger gestellten Fußball-Stars des FC Bayern München gegen Bundesliga-Primus Borussia Dortmund die Antwort geben. "Man kann jeden Tag eine Sitzung machen und reden.

Mit Schaum vorm Mund wollen die von Manager Uli Hoeneß an den Pranger gestellten Fußball-Stars des FC Bayern München gegen Bundesliga-Primus Borussia Dortmund die Antwort geben. "Man kann jeden Tag eine Sitzung machen und reden. Der Franz (Beckenbauer), der Kalle (Rummenigge), der Dr. Scherer können kommen - das bringt alles nichts. Man muss auf dem Platz Leistung zeigen. Jeder muss gegen Dortmund bis zum Umfallen laufen und rennen für den anderen. Wir müssen gewinnen", sagte Giovane Elber gereizt.

Nach der bitteren 1:2-Blamage beim FC St. Pauli bläst der Wind vor dem erneuten "Spiel der letzten Chance" nicht nur den Pofis des Weltpokalsiegers ins Gesicht. Auch der bislang unantastbare Trainer Ottmar Hitzfeld spürt plötzlich Gegenwind. "Das ist legitim, der Trainer trägt die Verantwortung", sagte Hitzfeld, der sich am Freitag empört dagegen verwahrte, dass es innerhalb der Führungscrew erste Risse gebe. Die "Bild"-Schlagzeile, wonach Vizepräsident Karl-Heinz Rummenigge nach dem 1:2 bei St. Pauli im Kabinengang auf Hitzfeld "losgegangen" sei, nannte der Coach "an den Haaren herbeigezogen".

So sehr Hitzfeld die herbe Kritik von Hoeneß an den Spielern, die zuletzt nur noch "Dreck" gespielt hätten, teilt und unterstützt, so demonstrativ bekannte er sich zu seinen Spielern: "Ich stelle mich vor meine Mannschaft." Allerdings stellte er unmissverständlich Forderungen: "Nur noch Top-Leistungen müssen abgerufen werden." Er drohte zudem mit dem Strafenkatalog: "Man wird noch strenger."

Mit Durchhalteparolen im Titelkampf und dem Vertrauen auf alte Bayern-Tugenden ("Gegen große Mannschaften haben wir uns immer gesteigert.") hofft der ratlos wirkende Erfolgscoach auf das dringend nötige Erfolgserlebnis. "Es ist unsere letzte Chance im Titelkampf", meinte Hitzfeld, während Elber Resignation erkennen ließ: "Jeder hier will zum vierten Mal in Folge Meister werden. Das hat noch keiner geschafft. Und ich glaube, wir schaffen es auch nicht." Der Torjäger ließ nach seiner Pause gegen St. Pauli erkennen, wie umstritten Hitzfelds Rotationsprinzip intern ist. Er akzeptiere es, jedoch "nicht ganz freiwillig". Gegen Dortmund werden Elber ("Borussia ist Favorit") sowie Mehmet Scholl und vermutlich der wieder genesene Bixente Lizarazu zurück ins Team rotieren.

Trotz Platz eins, einer Erfolgsserie von elf Spielen ohne Niederlage und des imposanten Neun-Punkte-Vorsprungs auf die Bayern gibt sich der Spitzenreiter im Vorfeld kleinlaut. Denn statt Worten sind Taten gefordert beim dreiteiligen Meister-TÜV: Auf die Partie in München folgen das brisante Derby gegen Schalke 04 und das Duell mit dem derzeit größten Konkurrenten Bayer Leverkusen. Trainer Matthias Sammer, der gegen die Bayern wieder auf Regisseur Tomas Rosicky bauen kann, erinnerte zudem an das letzte Dortmunder Gastspiel in München: "Es wird sich zeigen, was meine Spieler aus der 2:6-Niederlage in der vorigen Saison gelernt haben", sagte der BVB-Coach. Der letzte BVB-Sieg in München liegt sogar schon elf Jahre zurück.

Angesichts der Brisanz der Partie könnte der Gang ins Olympiastadion für Nationalspieler Sebastian Kehl nach dem langen Transferstreit zwischen München und Dortmund etwas leichter werden. "Das Spiel hat solche Brisanz, da ist Sebastian Kehl ein kleines Licht", meinte zumindest Sammer.

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