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Sport: Gutes Neues

Die Deutschen springen bei der Vierschanzentournee aus der Krise, Georg Späth wird Dritter

Dort, wo die Wahrscheinlichkeit am größten ist, einen Skispringer zu treffen, bei den weißen Containern hinter dem Olympiastadion von Garmisch-Partenkirchen, hörte man gestern einen Satz besonders oft. „Toni, ein gutes neues Jahr“, sagte der deutsche Mannschaftsarzt Ernst Jakob zu Toni Innauer. „Ein gutes neues“, antwortete der Österreicher, doch Jakob hört schon nicht mehr zu. Er wünschte dem Skispringer Martin Höllwarth „ein gutes neues“. Bei den deutschen Skispringern bekam die Höflichkeitsfloskel am Neujahrsmorgen einige Stunden später eine neue Bedeutung. Eine wörtliche. Das neue Jahr begann tatsächlich gut.

„Die deutschen Springer haben es endlich geschafft, ihre normale Leistung abzurufen“, sagte Sven Hannawald, der das Neujahrsspringen beim Fernsehsender RTL kommentierte. Er sah seinen früheren Mannschaftskameraden Georg Späth auf Platz drei springen. Michael Uhrmann folgte trotz großer Magen-Darm-Probleme auf Rang fünf. „Er hat sich sogar übergeben müssen“, sagte Bundestrainer Peter Rohwein.

Für den Sieger Janne Ahonen begann das neue Jahr genauso gut, wie das alte geendet hatte. Mit 124 und 128 Metern sprang der Finne in beiden Durchgängen Bestweite. So weit flog Ahonen, dass er bei seiner Landung einmal kurz mit dem Po den Schnee touchierte, doch die Punkte der Wertungsrichter reichten noch deutlich zu Platz eins vor dem Österreicher Thomas Morgenstern. Nach dem zehnten Weltcupspringen dieses Winters hieß der Sieger zum neunten Mal Ahonen. Seine Form ist überragend, und es wäre eine Überraschung, wenn er nicht alle vier Springen dieser Tournee gewänne. „Ich bin jetzt schon glücklich, alles passt zurzeit“, sagte Ahonen. Bereits heute (13.45 Uhr, live in RTL) kann er in der Qualifikation für das morgige Springen in Innsbruck dem Rest wieder davonfliegen.

Georg Späth aber folgte ihm gestern nicht mehr mit einem so großen Abstand. Rang drei war ihm auch im Vorjahr beim Neujahrsspringen gelungen, doch diesmal waren seine Sprünge auf 120,5 und 118,5 Meter für das deutsche Team noch wichtiger, weil sie nach dem Debakel von Oberstdorf wieder einen Aufwärtstrend erkennen lassen. „Die Tournee ging mit Platz 21 nicht gut los für mich, das war ärgerlich“, sagte Späth, „deswegen ist das Ergebnis für mich eine Erleichterung.“ Im Gesamtklassement liegt er nun auf Rang zehn, Michael Uhrmann belegt Rang sechs. Michael Neumayer ist Fünfzehnter. Damit liegt das deutsche Team zur Halbzeit der Tournee innerhalb der Zielvorgabe des Bundestrainers. Er hatte drei Plätze unter den ersten 15 gefordert.

Sogar Martin Schmitt, der Problemfall im deutschen Team, zeigte eine sanfte Steigerung. Mit Platz 27 holte er erstmals in dieser Saison ein paar Weltcuppunkte. Allerdings hatte Schmitt auch großes Glück, seinen Gegner Michael Möllinger im K.-o.-Springen mit 0,1 Punkten schlagen zu können. Mit 105 Metern wäre er nur auf Rang 38 des ersten Durchgangs gelandet. Nur die Regeln des K.-o.-Modus halfen ihm in den zweiten Durchgang der letzten 30 Springer. „Natürlich habe ich mir mehr vorgestellt, aber angesichts der Vorleistung war das ein kleiner Schritt nach vorne“, sagte der 26-Jährige. Nach seinem vorletzten Platz in Oberstdorf kursierten bereits Spekulationen, dass ihn das Trainerteam aus der Vierschanzentournee nehmen würde. Nun sagte Peter Rohwein: „Er wird in Innsbruck springen, wir haben das schon vorher besprochen.“ Eine Wettkampfpause wird Martin Schmitt erst nach dem Weltcup im heimischen Willingen am kommenden Wochenende einlegen. Rohwein deutete an, dass Schmitt dennoch voraussichtlich als vierter deutscher Springer bei der Weltmeisterschaft im Februar in Oberstdorf starten werde.

Inzwischen weiß der Bundestrainer auch, woran es beim ersten Springen haperte. „Wir waren zu selbstsicher, das war unser Fehler“, sagte er. Nun aber konnte seine Mannschaft die Leistungen aus dem Training auch im Wettkampf umsetzen. „Ich habe immer an die Jungs geglaubt, das wissen sie auch“, sagte der Bundestrainer. Für seine Sportart war es besonders wichtig, sich beim Neujahrsspringen, das im Fernsehen stets die besten Quoten liefert, gut zu präsentieren. „Die Medien werden sich jetzt etwas beruhigen“, glaubt Sven Hannawald. „Ich bin erleichtert“, sagte der Bundestrainer. Für ihn hatte das Jahr exakt so angefangen, wie es ihm die Springer zwischen den weißen Containern hinter der Olympiaschanze gewünscht haben.

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