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Da kann Axel Witsel (am Boden) nur staunen. Qin Sheng (26) tritt erst zu und muss nun zahlen.

© AFP

Härte in Chinas Fußball: Stollen zu Pflugscharen

Weil er Gegenspieler Axel Witsel mit voller Absicht auf den Fuß gestiegen ist, muss der chinesische Profi Qin Sheng von Shanghai Shenhua umgerechnet 41 000 Euro zahlen. Das lässt aufhorchen. Ein Kommentar.

Asiaten gelten gemeinhin als höfliche und rücksichtsvolle Menschen. Rüdes Benehmen passt nicht ins Bild, weder im Sport noch in der Gesellschaft. Nur konsequent, dass der chinesische Fußball-Profi Qin Sheng von Shanghai Shenhua umgerechnet 41 000 Euro zahlen muss, weil er seinem Gegenspieler Axel Witsel mit voller Absicht auf den Fuß gestiegen ist. War auch nicht das erste Mal.

Qin Sheng ist ein staatlich anerkannter Bösewicht, geradezu spezialisiert auf hinterhältige Fouls. Bei einem Kaliber und Yuan-Millionär wie Qin Sheng ist es mit einer läppischen Geldstrafe nicht getan, findet sein Klub. Der Übeltäter wurde in die zweite Mannschaft strafversetzt, dazu erwägt Shanghai eine Gehaltskürzung, sofern sich der 30-Jährige nicht öffentlich und mit aller Demut beim armen Belgier Axel Witsel entschuldigt. Was sollen denn sonst die anderen mäßig bezahlten Legionäre denken, die derzeit so lustvoll nach China kommen? Will sich doch niemand für ein paar Yuan die Knochen polieren lassen.

Chinas Fußball soll fair und sauber sein, als hätte die führende Staatspartei per Dekret einen Verhaltenskodex ausgegeben. Stollen zu Pflugscharen. Bei derart pazifistischen Zügen stellt sich rauflustigen Europäern die Frage: Wo wäre der Weltfußball heute mit ein bisschen mehr asiatischer Attitüde? Karrieren wie die von Vinnie Jones (Kampfname: The Axt), Andoni Goikoetxea (Der Schlächter von Bilbao) oder Ulli Borowka (Eisenfuß) wären wohl schon nach dem ersten Foul beendet gewesen. Und einer wie Gennaro Gattuso würde vor lauter aus Strafen resultierender Schulden kaum mehr in den Schlaf finden.

Chinas Vereine verfolgen scheinbar eine unkonventionelle Strategie, das zuvor üppig von ihnen ausgegebene Geld wieder reinzubekommen. Spielern vom Typ Arturo Vidals dürfte das eine Warnung sein. Um vermögend zu bleiben, empfiehlt sich aus ihrer Sicht am Karriereende eher ein Wechsel in die USA.

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