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Peter Draisaitl, 52, war von 1983 bis 2001 als Eishockeyprofi in Mannheim, Köln, Essen und Oberhausen aktiv. Er nahm mit dem deutschen Nationalteam drei Mal an Olympischen Spielen teil, legendär ist bis heute sein Penaltyschuss im Viertelfinale 1992 in Albertville gegen Kanada, als der Puck auf der Torlinie liegen blieb. Seit November ist Draisaitl Trainer der Kölner Haie, die heute (Beginn 19.30 Uhr) bei den Eisbären in der Arena am Ostbahnhof antreten. Draisaitls Sohn Leon spielt bei den Edmonton Oilers in der NHL.

© picture alliance / Bernd Thissen

Haie-Trainer Peter Draisaitl: "In Köln habe ich meinen Traumjob"

Peter Draisaitl spricht im Interview über sein Traineramt bei den Haien, seinen Sohn Leon und das Spiel am Freitag bei den Eisbären Berlin.

Peter Draisaitl, Sie wären fast mal in Berlin gelandet als Trainer. Erinnern Sie sich noch?

Natürlich, das ist 15 Jahre her. Da sollte ich damals die Preussen in der zweiten Liga betreuen. Aber von heute auf morgen war plötzlich Schluss.

Die Preussen waren ein Jahr zuvor aus der Deutschen Eishockey-Liga abgestiegen, wollten einen Neuanfang in der Zweitklassigkeit machen. Doch dann zogen sie sich im Juni 2002 aus finanziellen Gründen zurück.

Ich war zuvor schon zur Vorstellung in Berlin, der Lenz Funk hat das damals gemanagt. Leider weilt er ja nun nicht mehr unter uns. Ein toller Kerl, ein guter Mensch. Er war sehr, sehr wichtig für das deutsche Eishockey. Jammerschade war das, ich hätte das damals in Berlin sehr gerne gemacht.

Das Berliner Fast-Engagement war am Anfang Ihrer Trainerkarriere, die sie zuletzt fünf Jahre in Tschechien bei drei verschiedenen Klubs verbracht haben. Ihre Eltern kamen seinerzeit aus der Tschechoslowakei nach Deutschland. Sie hatten aber nie dort gespielt als Profi und sagten vor dem Wechsel nach Budweis, ihre Sprachkenntnisse im Tschechischen seien eingerostet. Wie wurden Sie im Eishockeyland Tschechien als deutscher Trainer wahrgenommen?

Also ich hatte damit keine Probleme, die dort aber zunächst mit mir schon. Was will der Deutsche denn hier, haben die Leute gesagt. Wir haben das Eishockeyspielen doch erfunden, wir wissen alles. Was will der uns schon erzählen? Wir wissen doch schon alles. Der wird hier gar nichts schaffen.

Sie waren dann aber recht erfolgreich – als erster deutsche Trainer überhaupt in der tschechischen Extraliga...

Und es hat mir auch gut gefallen. Ich würde schon sagen, dass das Spiel dort etwas kreativer als in Deutschland ist. Der ganz große Unterschied ist die Strukturiertheit, hier bei uns in der deutschen Liga ist das alles einfacher gestrickt.

Trotzdem sind sie nun in der DEL und das in Köln, wo sie einst auch selbst gespielt haben. Ihr Traumjob sei das bei den Haien, haben sie gesagt. Ist das nicht etwas übertrieben?

Nein, das stimmt. Das ist einfach so und jetzt nicht an den Haaren herbeigezogen. Kein anderer Klub als die Haie, keine Stadt liegt mir näher als Köln. Die Verbindung war immer da. Meine Frau kommt aus Köln, meine Kinder sind hier geboren. Ich habe hier als Profi gespielt. Die Verbindung zur Liga war übrigens auch immer da, ich habe die DEL immer auf dem Schirm gehabt.

Nun sind sie bei einem großen Traditionsverein des deutschen Eishockeys, der allerdings seinen großen Erfolgen hinterherläuft. Ihre ersten Ergebnisse waren ganz ordentlich, oder?

Ja, aber leider haben wir nun die letzten beiden Heimspiele verloren, das war nicht gut. Vor den eigenen Zuschauern zu verlieren, ist nie günstig. Aber wir haben jetzt ein paar wichtige Punkte schon erkannt, werden einiges verbessern können.

Brauchen Sie nicht Zeit und Geduld, um die Haie wieder nach oben zu führen? Die letzte Meisterschaft in Köln gab es vor 15 Jahren.

Geduld ist eine schwieriges Thema im Profisport. Erst einmal geht es um die Gegenwart und die jetzige Situation, die muss besser werden. Natürlich gibt es Gespräche über die Zukunft, aber jetzt habe ich erst einmal bis zum Ende der Saison Vertrag.

Sie spielten 146 Mal für Deutschland und kommen aus einer Generation, in der Eishockeystars in Deutschland auch Stars außerhalb dieser Sportart waren. Viele Menschen kennen Sie eher als ihren Sohn Leon, der einer der besten Spielmacher im Welteishockey ist. Wie sehen Sie das?

Ich habe mich nie so wahnsinnig wichtig genommen. Das ist für mich alles nicht so eine große Sache, ehrlich gesagt. Wichtig ist für mich vor allem die Gegenwart. Und die spielt sich bei den Kölner Haien ab.

Die bringt für sie am Freitag das Auswärtsspiel bei den Eisbären. Wie beurteilen Sie, dass die Berliner jetzt nach zum Teil durchwachsenen fünf Jahren wieder ganz oben stehen?

Die Eisbären sind da, wo sie auch von ihrem Selbstverständnis her sein sollten, das ist noch der große Unterschied auch zu uns, da stimmt der sportliche Teil.

Wie sehr verfolgen Sie den deutschen Eishockeynachwuchs? Das U-20-Team wird bei der B-WM den Aufstieg wieder einmal verpassen. Was sagt der ehemalige Nationalspieler Peter Draisaitl dazu?

Ehrlich gesagt, es betrübt mich natürlich, wenn die das nicht schaffen sollten. Aber ich hatte jetzt noch nicht die Zeit, mir die Spiele anzuschauen.

Was hat denn ihr Sohn besser gemacht als fast alle anderen jungen deutschen Eishockeyprofis?

Leon war und ist von der Persönlichkeit her klar strukturiert. Er wollte das immer schaffen, er hat schon als junger Kerl dieses große Ziel gehabt, ganz nach oben zu kommen als Eishockeyprofi.

Sicher hat der Vater auch geholfen?

Leon hat zum Erreichen seines Zieles NHL alles entscheidende gemacht. Wie gesagt: Ich nehme mich nicht so wahnsinnig wichtig.

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