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Haile Gebrselassie entthront: Kenianer Makau läuft Berlin-Marathon in Weltrekordzeit

2:03:38 Stunden: Der Kenianer Patrick Makau hat den 38. Berlin-Marathon gewonnen und einen neuen Weltrekord aufgestellt. Er entthronte den Favoriten Haile Gebrselassie. Warum Makaus Sieg ein wenig unheimlich ist.

Erst mit einem Weltrekord anfangen und sich dann langsam steigern. Nach dieser Regieanweisung schien der Kenianer Patrick Makau am Sonntag beim Berlin-Marathon vorzugehen. Die 42,195 Kilometer legte er so schnell zurück wie kein Mensch zuvor, in 2:03:38 Stunden, 21 Sekunden weniger als der bisherige Weltrekordhalter Haile Gebrselassie. Aber ein Weltrekord, der kann ja mal vorkommen in der Leichtathletik. Richtig ungewöhnlich wurde es erst danach. Nach einer Verschnaufpause von geschätzten eineinhalb Sekunden rappelte sich der Kenianer wieder vom Asphalt auf und rannte leichtfüßig eine riesige Ehrenrunde, als ob er eine Kurzstrecke hinter sich hätte. Anschließend erklärte er auch noch: „Heute morgen vor dem Rennen habe ich mich nicht so gut gefühlt.“

Dieser Patrick Makau kann einem wirklich unheimlich werden. 2007 gewann er in Berlin den 25-Kilometer-Lauf. Nach dem Rennen sagte er: „In vier Jahren will ich hier den Marathon-Weltrekord angreifen.“ Am Sonntag hat er seinen Vierjahresplan erfüllt. Und noch etwas: Im vergangenen Jahr hatte Makau den Berlin-Marathon auch schon gewonnen. Bei Regen siegte er in 2:05:08 Stunden und erklärte nach dem Rennen, dass ihn das Wetter eineinhalb Minuten gekostet habe. 2:05:08 minus eineinhalb Minuten ergibt 2:03:38, exakt seine Siegeszeit vom Sonntag.

Unterwegs hatte es Makau schon geschafft, den großen Marathon-Helden Haile Gebrselassie zu verwirren. 40 963 Läufer hatten sich für den Berlin-Marathon angemeldet, aber an der Spitze sollte es ein Duell werden. Makau, 26 Jahre alt, gegen Gebrselassie, 38, ist schließlich auch Kenia gegen Äthiopien, jüngere Laufgeneration gegen ältere Laufgeneration, schüchtern gegen extrovertiert. Doch das Duell endete bei Kilometer 27. Da lief Makau im Zickzack vor Gebrselassie her. „Ich wollte alleine sein, also bin ich auf die eine Straßenseite gelaufen, aber er ist mir gefolgt. Dann bin ich auf die andere Seite gelaufen, er ist mir wieder gefolgt“, erzählte Makau. „Und dann bin ich noch mal auf die andere Seite, dann war er müde.“

So locker läuft man Weltrekord. Patrick Makau wirkt im Ziel nicht ausgelaugt.
So locker läuft man Weltrekord. Patrick Makau wirkt im Ziel nicht ausgelaugt.

© dpa

Müde war noch freundlich ausgedrückt. Gebrselassie, der Weltrekordhalter, konnte das Tempo nicht mehr halten, verkrampfte und musste sogar eine Pause am Straßenrand einlegen. „Bis dahin ist er wie ein Uhrwerk gelaufen“, sagte Renndirektor Mark Milde, der wie immer auf dem Fahrrad neben der Spitzengruppe herfuhr. Milde hielt neben Gebrselassie an und redete ihm gut zu. Doch der Äthiopier fasste sich nur an die Brust, hustete und krümmte sich. Ein paar Sekunden später nahm er das Rennen noch einmal auf. Bis Kilometer 35 hielt er durch, dann gab er auf. „Es war ein Problem mit der Atmung. Seine Lungen sind nicht mehr die eines jungen Mannes“, sagte sein Manager Jos Hermens. Doch Gebrselassies Karriere gehe weiter. Im November des vergangenen Jahres war Gebrselassie beim New-York-Marathon mit einem entzündeten Knie ausgestiegen und hatte danach spontan seine Karriere für beendet erklärt. Kurz darauf kehrte er wieder zurück, auch mit dem Ziel, 2012 in London olympisches Gold zu gewinnen. Von Rücktritt habe er daher am Sonntag auch nicht sprechen wollen. „Ich brauche mehr Tempotraining war einer der ersten Sätze, die er mir nach dem Rennen gesagt hat“, sagte Hermens.

Vielleicht hätte er dann auch Makau folgen können, der bei Kilometer 27 so rasant beschleunigt hatte. Im Schnelldurchlauf nahm er Gebrselassie mit 1:27:38 Stunden auch noch den Weltrekord über 30 Kilometer um elf Sekunden ab. Bei Kilometer 32 hatte Makau dann den letzten Tempomacher abgehängt und lief ein einsames Rennen. Wenn er auf diesen zehn Kilometern auch noch personelle Unterstützung gehabt hätte, wäre er auf jeden Fall noch schneller gelaufen. Traut er sich zu, schneller als 2:03 Stunden zu laufen? „Das ist sehr gut möglich“, sagte er. Wenigstens hat er diesmal offen gelassen, wann es so weit sein wird.

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