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Sport: Halbe Strecke mit ganzer Kraft

Am Sonntag erlebt die Berliner Laufsaison mit dem Halbmarathon ihren ersten Höhepunkt

Berlin - Paul Kosgei wird starten, das ist eine gute Nachricht für Mark Milde. Der Kenianer Kosgei hat vor zwei Jahren beim 25-Kilometer-Lauf von Berlin einen Weltrekord aufgestellt mit 1:12,45 Stunden. Er ist eine feste Größe im Langstreckenlauf. Deshalb ist Mark Milde, der Renndirektor des Berliner Halbmarathons (Sonntag, 10.20 Uhr, Start Unter den Linden), auch froh, dass er den 27 Jahre alten Kenianer im Feld hat. Seine Halbmarathonbestzeit steht bei 59:58 Minuten. Gut möglich, dass er von den erwarteten 16 500 teilnehmenden Läufern der schnellste sein wird.

Kosgei wird also starten, das ist auch für Lennart Sponar eine gute Nachricht. Sponar hat nur eine Bestzeit von 66:48 Minuten, er ist aber immerhin der derzeit beste Berliner Langstreckenläufer, und er will unbedingt am Sonntag persönliche Bestzeit laufen. „Ich hoffe, dass ich im Sog von Kosgei unter meinem bisherigen Rekord bleibe“, sagt er. Den Sog von Kosgei wird der 25-Jährige vom Berliner SV 1892 auf der Strecke bald nicht mehr spüren, das weiß er. Ihm geht es aber vor allem um einen guten Einstieg in die Saison. Ein Halbmarathon ist ein guter Einstieg. „Bei Halbmarathons können auch Langstrecken-Spezialisten starten, die sonst nur auf der Bahn laufen“, sagt Sponar. Für solche Athleten sind die Marathonläufe einfach zu anstrengend. Und für die Marathon-Spezialisten sind Halbmarathons eine gute Standortbestimmung. „Es gibt kaum reine Halbmarathon-Spezialisten“, sagt Sponar. Dort sind Preisgelder und sportliche Anerkennung einfach zu gering. 2500 Euro bekommen die Sieger bei den Männern und Frauen, beim Marathon erhält der Schnellste 40 000 Euro.

Doch die Attraktivität der Halbmarathons wird immer größer. Wenn am Sonntag tatsächlich 16 500 Läufer starten, wären das nach Mildes Aussage etwa 2000 mehr als im Vorjahr. Dazu kommen noch mehr als 1500 Skater sowie Handbiker und Rollstuhlfahrer für die 21,0975 Kilometer lange Strecke. Insgesamt werden mehr als 20 000 Teilnehmer erwartet. Die Grenzen des Wachstums habe der Halbmarathon längst nicht erreicht. „Beim Marathon stagniert die Entwicklung ein wenig, auch weil die Straßen von Berlin nicht viel mehr als unsere 40 000 Teilnehmer aushalten können. Beim Halbmarathon können wir uns noch steigern“, sagt Milde. Andere Halbmarathons haben weit höhere Teilnehmerzahlen. In Lissabon sind am vergangenen Wochenende 36 000 Läufer an den Start gegangen.

Allen recht machen können es aber die Veranstalter vom SC Charlottenburg nicht. Der frühe Termin im April ist vor allem für die Spitzenläufer günstig. „Alle Läufer, die bei den Marathons in Hamburg oder London starten, haben hier einen guten Test“, sagt Milde. Und den Anspruch, Treffpunkt für Spitzenathleten zu sein, will der SCC für den halben Marathon auch nicht aufgeben. In diesem Jahr wird die US-Amerikanerin Deena Kastor versuchen, gleich drei Landesrekorde aufzustellen: über zehn Meilen, über 20 Kilometer und auf der Halbmarathondistanz. Kastor gewann bei Olympia in Athen Bronze im Marathon.

Kastor hat sich bewusst für Berlin entschieden. Für Freizeitläufer wäre ein späterer Termin wegen des Wetters vielleicht günstiger. „Mit diesem Termin gehen wir immer ein kleines Risiko ein“, sagt Milde. Aber fände der Halbmarathon erst im Mai statt, würde er sich mit einem anderen bedeutenden Lauf in Berlin um Teilnehmer streiten: Am 7. Mai findet der 25-Kilometer-Lauf statt. Aber auch im April hofft Milde auf weitere Teilnehmerrekorde: „Der Halbmarathon ist bei entsprechender Vorbereitung für fast jeden machbar.“

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