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Saul Niguez (l.) trifft zum 1:0, Manuel Neuer streckt sich vergeblich.

© Reuters

Halbfinal-Hinspiel in der Champions League: FC Bayern verliert 0:1 bei Atletico Madrid

Kein Auswärtstor, dafür eine knappe Niederlage für den FC Bayern bei Atletico Madrid. Im Rückspiel wartet auf die Münchner nun eine anspruchsvolle Aufgabe.

Der Sturm tobte blau-weiß-rot, und vielleicht wird er Atletico Madrid bis nach Mailand blasen, ins Finale der Champions League. 1:0 (1:0) siegten die Spanier im Halbfinal-Hinspiel gegen den FC Bayern München. Vor 53.000 enthusiastischen Zuschauern im Estadio Vicente Calderón genügte Atlético eine sehr gute erste Halbzeit zur Schaffung einer kommoden Ausgangsposition für das Rückspiel am kommenden Dienstag. Und die Bayern laufen große Gefahr, zum dritten Mal in Folge im Halbfinale der Champions League an einer spanischen Mannschaft zu scheitern. Ein Hattrick der unangenehmen Art, er würde als Menetekel für die Amtszeit des scheidenden Münchner Trainers Pep Guardiola stehen.

Nun ist es aber kein Ding der Unmöglichkeit, den Rückstand von gerade einem Tor aufzuholen. "Wir haben noch 90 Minuten vor der Brust. Wir werden von Anfang an Gas geben und dann versuchen wir, das zu drehen", sagte dann auch Kapitän Philipp Lahm. Und die zweite Halbzeit machte auch durchaus Mut, als der Deutsche Meister seine riesige Überlegenheit in Sachen Ballbesitz in druckvolles Angriffsspiel ummünzte. Da wirkte Atlético verwundbar, aber am Ende fehlten den Bayern der Punch und ein bisschen auch das Glück, als David Alaba etwa nur die Latte traf.

Das alles entscheidende Tor stand am Ende einer anfänglichen Sturm-und-Drang-Phase, mit der die Bayern gerechnet hatten und der sie doch hilflos ausgeliefert waren. Erst hatten sie noch Glück, dass Saul Ñíguez nach ein paar Minuten im Münchner Strafraum über den Ball trat. Dann kam Fernando Torres über den rechten Flügel in eine gute Schussposition, brachte aber nicht genug Tempo hinter den Ball, als dass er Manuel Neuer in Verlegenheit hätte bringen können. Als der Sturm dann nach zehn Minuten endlich ein wenig abflaute, schlug es doch noch im Münchner Tor ein. Und was war das für ein großartiges Tor! Saul Ñíguez kam im diffusen Mittelfeld an den Ball, aber er nahm schnell Tempo auf, ließ Thiago, Juan Bernat und Xabi Alonso stehen, dann war er auch schon im Strafraum, wand sich auch noch um David Alaba und zirkelte den Ball mit dem linken Fuß über den linken Innenpfosten ins Tor. Und das Estadio Vicente Calderón tobte.

Thomas Müller saß beim FC Bayern zunächst nur auf der Bank

Es war dies ein Kunststück, wie es auch in der Champions League nur selten vorgeführt wird, wenn begünstigt durch indiskutables Münchner Defensivverhalten. Guardiola hatte seine Innenverteidigung doch ein wenig unerwartet mit Alaba und Javi Martínez besetzt. Jerome Boateng, der sich dreieinhalb Monate nach seiner schweren Muskelverletzung selbst für ein Comeback ins Gespräch gebracht hatte, gehörte nicht mal zum Kader. Guardiolas Innenverteidiger-Entdeckung Joshua Kimmich saß nur auf der Bank, wie auch der zuletzt schwächelnde Thomas Müller.

"Wir haben in den letzten Tagen oft über die ersten Minuten von Atlético gesprochen. Das Ergebnis ist kein tolles Ergebnis. Aber wir haben noch 90 Minuten und werden es probieren. Wir müssen daraus lernen und schauen, dass uns das nächsten Dienstag nicht wieder passiert. In der Champions League braucht man 90 gute Minuten, nicht 75, das wissen wir", sagte Guardiola.

Mit dem frühen Führungstor hatte Atlético ein Spiel vor den Füßen, wie es sich Diego Simeone schöner nicht hätte malen können. Der Argentinier tanzte mal wieder wie ein Derwisch durch seine Coaching-Zone und darüber hinaus – kleine Kompensation dafür, dass er den Rest der spanischen Ligasaison auf der Tribüne verbringen muss. Der spanische Verband sperrte Atléticos Trainer für drei Spiele wegen seiner Teilhaberschaft am Wurf eines zweiten Spielballs auf den Platz am vergangenen Samstag beim Spiel gegen Malaga.

Weil diese Sanktion in der Champions League nicht greift, war Simeone am Mittwoch dabei und wird es auch im Rückspiel sein. Kann sein, dass Atlético daraus noch ein bisschen mehr Motivation bezieht. Der Zweite der Primera Division zwang dem einsamen Bundesligaersten sein aggressives Konterspiel in der ersten Halbzeit so zwingend auf, wie das kaum jemand für möglich gehalten hatte.

Die Bayern sonnten sich zu lange in gefälligem Ballbesitz und kamen erst in der zweiten Halbzeit auf Betriebstemperatur. Dann aber ging es zuweilen hoch her im Madrider Strafraum. Alabas Distanzschuss prallte an die Unterkante der Latte, nach Douglas Costas Ecke köpfte Martínez den Ball in die Arme von Jan Oblak.

Franck Ribéry kam für Kingsley Coman und Müller für Thiago. Costas Heber strich über das Tor, Arturo Vidal zwang Oblak zu einer Flugeinlage. Bayern drückte bis zum Schluss, aber die größte Chance hatte Atlético. Eine Viertelstunde vor Schluss, als erst Torres nach einem Konter den Pfosten traf und Neuer großartig gegen den nachsetzenden Koke parierte. Ein zweites Tor hätte die Münchner Finalchancen wohl auf ein Minimum reduziert.

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