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Sport: Hallen-Leichtathletik-WM: Immer wieder bei Null begonnen - Die Zeiten des Pechs sind für die Berlinerin Claudia Marx vorbei

"Seit Oktober geht es mir wirklich gut." Diesen Satz konnte Claudia Marx in den letzten Jahren nicht allzu oft sagen.

"Seit Oktober geht es mir wirklich gut." Diesen Satz konnte Claudia Marx in den letzten Jahren nicht allzu oft sagen. Ein Autounfall und sportbedingte Verletzungen hatten sie immer wieder zurückgeworfen. Doch nun ist die 22-jährige 400-m-Läuferin der LG Nike als einzige Berliner Athletin bei den Hallen-Weltmeisterschaften am Start. Zwar verpasste Claudia Marx die Einzelnorm von 52,00 Sekunden, doch mit ihrem zweiten Rang bei den Deutschen Hallenmeisterschaften hatte sie sich für die 4 x 400-m-Staffel qualifiziert.

"Ich denke, dass die Zeit als Ersatzläuferin nun endlich vorbei ist", sagt Claudia Marx. Zweimal war sie bereits für Großereignisse nominiert, ohne jedoch zum Einsatz in der Staffel zu kommen. Bei der Hallen-WM in Maebashi vor zwei Jahren fiel der Vorlauf aus, in dem die Berlinerin hätte laufen sollen. Und bei der WM im Sommer 1999 in Sevilla, als das deutsche Quartett Bronze gewann, war sie nur die zweite Ersatzläuferin. Vor einem Jahr gab sie dann bei der Hallen-EM in Gent ein überzeugendes Debüt bei einer großen Meisterschaft, doch das Pech blieb ihr treu. Im Finale wurde sie umgerannt von Daniela Georgiewa. Die Bulgarin wurde dafür disqualifiziert, doch das konnte Claudia Marx nicht trösten.

Die Situation in Gent war irgendwie bezeichnend. Vier Jahre zuvor hatte sich die Berliner Nachwuchshoffnung im Vorfeld der Junioren-WM von Sydney einen Ermüdungsbruch zugezogen. Deswegen war sie nur im Vorlauf zum Einsatz gekommen, erhielt aber regelgemäß trotzdem die Bronzemedaille, die die anderen dann im Finale erliefen. Nach einem fünften Platz bei der Junioren-EM 1997 kam es im Mai 1998 zu dem Autounfall in Brandenburg, in den ihr Trainer Bernd Knobloch als Fahrer schuldlos verwickelt worden war. Claudia Marx saß hinten und überlebte schwer verletzt mit sechs Rippenbrüchen und einer eingefallenen Lungenhälfte. Als sie aus einem künstlichen Koma erwachte, dachte sie, die Karriere sei vorbei. Doch schon im Spätsommer 1998 lief Claudia Marx wieder ein 400-m-Rennen in 54,90 Sekunden. "Trotzdem war nach meiner Zeit als Juniorin ausgerechnet das erste Frauenjahr verloren. Ich musste wieder bei Null anfangen."

Die Studentin der Sportwissenschaften erinnert sich auch an ein weiteres Missgeschick. Nach einer weiteren Verletzung "wurde mit zwei Metallklammern ein Band neu eingesetzt". Eine dieser Klammern hatte sich gelöst und einen Knorpelschaden verursacht. Statt der Vorbereitung auf die Olympiasaison folgte eine neue Operation. Die Spiele von Sydney 2000 waren nicht mehr zu erreichen.

Spätestens jetzt wird klar, warum gesund und verletzungsfrei zu sein so große Bedeutung für Claudia Marx hat. Doch nun hat sie sogar die große Chance, ihre erste wichtige Medaille zu gewinnen. Dabei hatte sie ihr Training insgesamt mehr auf die Sommer- als auf die Hallensaison ausgerichtet. Denn Priorität haben in diesem Jahr die Weltmeisterschaften in Edmonton im August. Vier Staffelplätze gibt es, rund zehn deutsche Läuferinnen streiten darum. Wer im Sommer zum WM-Quartett gehört, hat gute Medaillenchancen. Für Läuferinnen wie Claudia Marx ist es fast schon so: sich für die Staffel zu qualifizieren ist schwieriger als eine WM-Medaille zu gewinnen.

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