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© dpa

Hambüchen vor der Turn-EM: Dieses Reck ist nicht zu fassen

Bei der Turn-Europameisterschaft in Mailand will Fabian Hambüchen an diesem Wochenende seinen Titel am Reck verteidigen. Doch nach einigen Stürzen in letzter Zeit muss er zunächst seine alte Sicherheit wiederfinden.

Berlin - Fabian Hambüchens Beziehung zum Reck war auch schon mal besser. Vor einigen Wochen in Cottbus flog er in hohem Bogen von seinem Lieblingsgerät herunter. Beim Podiumstraining der Europameisterschaft in Mailand in dieser Woche schaffte er zweimal hintereinander den Kovacs-Salto nicht und turnte seine Übung erst im dritten Versuch zu Ende. Dabei gab es bis zum vergangenen Jahr keinen, der besser mit der Reckstange umgehen konnte als er, der Weltmeister.

Ein vorzeitiger Abgang sollte Hambüchen an diesem Freitag nicht passieren, dann findet die Qualifikation der Europameisterschaft statt. Ein Sturz vom Reck – und Hambüchen könnte am Wochenende seinen Titel im Finale nicht verteidigen. „Am Reck haben mich zunächst die Aufbauten an der Hallendecke etwas geblendet. Aber dann ist ja alles gut gegangen. Ich bin guter Dinge“, sagte Hambüchen nach dem Training der Deutschen Presseagentur.

Kleine Fehler beim Podiumstraining, eine Art Generalprobe vor Beginn der Meisterschaft, kommen regelmäßig vor. Dennoch entwickeln sich Hambüchens Fehlgriffe zu einer unglücklichen Fortsetzungsgeschichte. Bis zu den Olympischen Spielen in Peking war Hambüchen der Souverän des Recks. Er galt als Kandidat für die Goldmedaille, vor allem er selbst rechnete mit seinem Olympiasieg. Dann fiel er sowohl im Mannschaftsfinale als auch im Mehrkampffinale vom Gerät, und bei seiner letzten Chance auf Gold, im Einzelfinale, vergriff er sich und zeigte nicht die geplante Übung. Mit seiner Bronzemedaille schloss Hambüchen erst einige Zeit nach den Olympischen Spielen Freundschaft.

Ein Tiefpunkt war der Sturz beim Turnier der Meister in Cottbus. Hambüchen verlor die Kontrolle, knallte aus vollem Schwung neben die Matte und blieb zum Entsetzen der Zuschauer dort erst einmal liegen. Erst später stellte sich heraus, dass der Sturz dramatischer aussah, als er eigentlich war. Es blieben nur Schürfwunden. „Ich finde, Fabian hat das sogar noch sehr souverän gemeistert, weil er noch im Fallen geschaut hat, wo und wie er hinfällt“, sagt Eberhard Gienger, der 1974 selbst Weltmeister am Reck war.

Auch ihm ist einmal eine Serie von Fehlern unterlaufen, bei der EM und WM 1979 flog er beide Male beim selben Übungsteil vom Gerät – bei dem nach ihm benannten Gienger-Salto. Sein Rezept gegen eine Serie von Fehlern sei dies gewesen: „Ich habe mich immer in eine Ecke verzogen und mir gesagt: Ich bin der Beste, Schönste, Tollste.“ Das hat offenbar gewirkt: 1981 wurde er noch einmal Europameister.

Seitdem sei es am Reck aber noch einmal schwieriger geworden, findet Gienger. „Die Turner werden beim Finale in die Halle reingeführt und fangen gleich an“, sagt Gienger. So hätten sie nicht die Gelegenheit, das Gerät noch einmal einzustellen, das müsse ihr Trainer nach Gefühl machen. Dabei sei es für das Gefühl der Turner wichtig, wie hart oder weich die Stange ist und wie straff die Aufhängung des Geräts gezogen ist.

Für Hambüchens kleine Unsicherheiten hat Gienger aber noch eine andere, ganz einfache Erklärung: „Er ist gerade in einer unglücklichen Phase, die jeden Spitzensportler einmal trifft.“

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