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Sport: Hamburg tut sich selbst weh

Beim 1:1 in Bielefeld kassiert der Abstiegskandidat den Ausgleich in vorletzter Minute

Als Schiedsrichter Michael Weiner den finalen Pfiff ausstieß, ließ sich David Jarolim auf den Rasen fallen. Dann schlug der Tscheche sich die Hände vors blasse Gesicht, schüttelte im Anstoßkreis immer wieder den Kopf. Der Ersatzkapitän des Hamburger SV wollte nicht wahrhaben, dass den akut abstiegsbedrohten Traditionsverein auch im neuen Jahr die alten Leiden verfolgen. „Es tut weh“, klagte Jarolim später, „es ist einfach unglaublich.“ Bis eine Minute vor Schluss hatten die Hamburger mit 1:0 bei Arminia Bielefeld geführt, als eine letzte Standardsituation die Ostwestfalen in Freude versetzte und die Hanseaten in Trauer stürzte. Der bis dahin indisponierte Abwehrspieler Mario Borges verlängerte den Ball nach einem Korzynietz-Freistoß ins Netz: 1:1.

Beim Hamburger SV herrschte Endzeitstimmung. „Ich habe schon viel erlebt“, sagte der ehemalige Bielefelder Bastian Reinhardt, „aber selbst als wir mit der Arminia abgestiegen sind, haben wir nicht so viele Tiefschläge hinnehmen müssen.“ Reinhardt sei sich ganz sicher gewesen, „dieses Ding zu schaukeln, wenn wir aber 20 Standardsituationen verursachen, rappelt es irgendwann in der Kiste.“ Der Hamburger Trainer Thomas Doll machte seine zentralen Abwehrspieler für das Gegentor in einer wenig ansehnlichen Bundesliga-Partie verantwortlich: „Der Ball ist 40 Meter in der Luft und dann ist das Zentrum nicht kompakt genug.“

Die Hilflosigkeit, die Doll noch zum Ende der Hinrunde nach einem ähnlichen K.-o.-Schlag in Aachen – beim 3:3 durch Reinhardts Eigentor in letzter Minute – verbreitete, wird nun überlagert von einem zur Schau getragenen Optimismus. Doll kündigte an, am Mittwoch gegen Cottbus ein Zeichen zu setzen“ Denn: „Ein Fortschritt war das mit Sicherheit nicht.“

Nur eine Halbzeit lang waren gute Ansätze zu beobachten. Zum Beispiel als Alexander Laas den serbischen Stürmer Danijel Ljuboja bediente, der zum 1:0 traf. „Dann waren wir nicht heiß genug, den Sack zuzumachen“, sagte Doll zerknirscht. Sein am Saisonende bei der Arminia ausscheidender Kollege Thomas von Heesen blieb nichts übrig, als ihm Mut zuzusprechen. „Was dem HSV passiert, ist brutal. Ich kann nur sagen: Wir haben uns diesen Job auch ausgesucht, weil man so viel leidet.“ Dummerweise sind zu wenig Anzeichen zu erkennen, dass Dolls Leiden endlich sind – es sei denn, der HSV-Vorstand erlöst ihn vorzeitig.

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