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Kurz und knackig. Ricardo Moniz’ Anweisungen sind nicht so langatmig wie die Ansagen des am Montag entlassenen Trainers Bruno Labbadia.

© dpa

Hamburger SV: Ricardo Moniz: Kumpeltyp mit Autorität

Es wirkte schon etwas kurios, als bei Ricardo Moniz’ erster Übungseinheit als Cheftrainer des Hamburger SV die Maladen der letzten Tage springlebendig übers Feld liefen. Kaum war Bruno Labbadia weg, da fühlten sich Ruud van Nistelrooy, Zé Roberto und Guy Demel am Dienstag austrainiert genug.

Sie führten dem Neuen vor, dass sie auf jeden Fall in die Startelf für das große Spiel an diesem Donnerstag gehören. Es ist fast immer das Gleiche: Der Alte ist weg, und plötzlich haben alle wieder ganz viel Lust auf Fußball. Eine Wunderheilung.

Noch am Montag hatte es geheißen, ihr Einsatz im Rückspiel des Europa-League-Halbfinales beim FC Fulham (21.05 Uhr, live bei Sat 1 und Sky) sei gefährdet. Doch der Wechsel auf verantwortlicher Position scheint Berge zu versetzen. Die Spieler quellen fast über im Lob für den Mann, der sie seit Sommer 2008 als Techniktrainer anleitet und nun überraschend zum Chef für 17 Tage befördert worden ist. Aus Labbadias langatmigen Ansagen sind kurze, knackige geworden, aus seinem Schweigen am Trainingsplatz Aufmunterungen und laute Korrekturen. Und jeder Satz über Ricardo Moniz lässt sich auch gegen Labbadia verstehen. „Ricardos Begeisterung ist gut für uns“, sagt Abwehrchef Joris Mathijsen, „er ist ein Typ, der uns kennt und sofort hilft.“ Mladen Petric, einer der größten Labbadia-Kritiker, sagt: „Seine Ansprache an die Mannschaft ist super. Er ist ein Kumpeltyp mit Autorität.“

Der Mann, der den HSV nach dem 0:0 im Hinspiel ins Finale im eigenen Stadion bringen soll, hat sichtlich Freude an der neuen Rolle. Unter Martin Jol und Bruno Labbadia loyaler Gefolgsmann, kommt es dem 45 Jahre alten Niederländer nun zugute, bei der Mannschaft beliebt zu sein und den Job über knapp zwei Jahre vergleichsweise uneitel und humorvoll versehen zu haben. „Trainer nehmen sich oft zu wichtig, nur die Mannschaft ist wichtig“, sagt Moniz. Bisher war der ehemalige Profi ein Mann der zweiten Reihe; nur die U 19 des PSV Eindhoven hat er verantwortlich trainiert, dann in Belgien, England, der Schweiz und Holland als Techniktrainer die Fertigkeiten vom Innenristpass bis zum Kopfball vermittelt. Er war der Lehrer aus der Grundschule des Fußballs und hat auch beim HSV entdeckt, dass es vielen vermeintlichen Stars schon am kleinen Einmaleins fehlt. Nur hat er daraus kein großes Thema gemacht, sondern einfach versucht, die Dinge zu verbessern. „Er hat still mit uns gearbeitet“, sagt Dennis Aogo, „vor allem für uns junge Spieler war und ist er ganz wichtig.“

Auch in der Chefetage hat man gemerkt, dass es vielleicht ganz sinnvoll wäre, Moniz zu halten. Mündlich soll er dem früheren HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer zugesagt haben, ab Sommer die Trainerausbildung bei Red Bull in Salzburg zu übernehmen. Doch unumstößlich scheint das nicht zu sein. Moniz sagt, er habe nichts unterschrieben. Und der HSV braucht jemanden, der den Trainer gibt, bis der neue Chef gefunden ist. Das dürfte noch etwas dauern. Löw und Klinsmann hat Vorstandschef Bernd Hoffmann ausgeschlossen, Klopp hätte er gern, aber der wird Dortmund kaum verlassen. Marcel Koller stand schon mal auf Hoffmanns Zettel. Jetzt wieder.

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