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Hamburger SV: Stevens soll die Wende bringen

Als Tabellenletzter steckt der HSV bis zum Hals im Abstiegskampf. Der Niederländer Huub Stevens will den Spielern jetzt verloren gegangenes Vertrauen zurückgeben - und schnell punkten.

Hamburg - Die Profis des Hamburger SV haben im Existenz-Kampf in der Fußball-Bundesliga den Tunnelblick aufgesetzt. Beim Tabellenletzten interessiert jetzt weder links noch rechts, weder oben noch unten. Punkte müssen her, egal wie. An Trainer Huub Stevens als neuem Kommandogeber im HSV-Krisenstab knüpft der Vereinsvorstand seine verzweifelte Hoffnung. Der 53-jährige Niederländer soll den letzten verblieben Bundesliga-Dino "über den Strich" führen, wie Vereinschef Bernd Hoffmann formulierte. Gemeint ist die Trennlinie zwischen Platz 16 und 15, zwischen Albtraum und Glückseligkeit, zwischen Magerkost und gefüllten Fleischtöpfen.

Stevens sieht ausreichend Potenzial im Team, ist mit seinen Prognosen aber vorsichtig. Er will den Spielern verloren gegangenes Vertrauen zurückgeben, führt deshalb vermehrt Einzelgespräche und will wieder Lachen auf dem Trainingsplatz hören. "Wir hatten viel Spaß beim Training", meint der Niederländer über seine ersten Arbeitstage, beklagt aber auch Zeitnot vor dem Heimspiel gegen Borussia Dortmund. "Für mich ist es ganz schwer, bis Samstag eine taktische Grundeinstellung hinzukriegen." Nach der Schupperstunde auf der Trainerbank im jüngsten Spiel bei Hertha BSC (1:2), wo er eigentlich nur Präsenz zeigte, ohne echt eingreifen zu können, ist die Partie gegen Dortmund seine richtige Premiere als HSV-Coach.

Disziplin und Ordnung

Stevens, dem nachgesagt wird, ein "harter Hund" zu sein, wandelt auf schmalem Grat. Zum einen soll er die demoralisierten Kicker nach nur einem Sieg in 20 Spielen aufrichten und ihnen Selbstvertrauen geben, zum anderen will er sie mit eiserner Hand zu größerer Disziplin und Ordnung zwingen. Die von ihm verhängte Rundum-Betreuung im Stadion mit Frühstück, Mittagessen und Schlafeinheiten im Ruheraum zwischen den Trainingseinheiten soll die Konzentration auf die Aufgabe erhöhen und das Team zusammenschweißen. "Das ist profihaft", erklärt der Nachfolger von Thomas Doll.

"Ich hoffe, dass die Spieler verstanden haben, dass wir noch 14 Endspiele haben", fasst Stevens seinen Eindrücke nach zahlreichen Gesprächen zusammen. Dass gerade in der ersten Partie dieser vermutlich dramatischen Serie ein Angstgegner in der AOL-Arena aufläuft, stört ihn dabei nicht. Seit neun Jahren ist der HSV daheim gegen Dortmund ohne Sieg, in den letzten drei Begegnungen gab es gar nur Niederlagen. Der letzte Heimsieg gegen die Borussen datiert vom 24. Mai 1997 (2:1). "Ich finde Serien nicht wichtig", kontert Stevens. "Wichtig ist, was heute ist und morgen kommt. Die Vergangenheit spielt nicht mit."

Letzter Heimsieg im April

Deshalb möchte der frühere Trainer von Schalke 04, Hertha BSC und dem 1. FC Köln auch erst gar nicht in die Abgründe der Heimbilanz seines Teams in dieser Saison eingeweiht werden. Am 9. April 2006 durfte das stets scharenweise ins heimische Stadion stürmende Publikum letztmals über drei Punkte jubeln. Seither sind die Fans auf Entzug: 11 Spiele, vier Niederlagen, sieben Unentschieden.

Nicht nur dem Geschehen auf dem Rasen wird Stevens seine Aufmerksamkeit widmen, auch die Diskussionen hinter den Kulissen wecken sein Interesse. Der HSV-Aufsichtsrat, dessen Vorsitzender Udo Bandow am Freitag aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat, tagt am Wochenende und will sich auch über den in der Kritik stehenden Dietmar Beiersdorfer austauschen. Dem Sportchef wird die Talfahrt des diesjährigen Champions-League-Starters zu großen Teilen angelastet. Beiersdorfer: "Das belastet mich nicht. Ich gebe mein Bestes für den Verein". (Von Franko Koitzsch, dpa)

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