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Zum Spucken. Zé Roberto (l.) scheint auf den HSV keine Lust mehr zu haben.

© dpa

Hamburger SV: Zé Roberto: Nur noch ein lustloser Spaziergänger

Es ist still geworden um Zé Roberto. Der beste Bundesligaspieler des Spätsommers 2009 fällt als Spaziergänger im Mittelfeld des Hamburger SV kaum noch auf. Seine Qualitäten als Anführer, Passgeber und Torschütze sind versandet.

Als ginge ihn das alles beim HSV nicht mehr so viel an, verrichtet er sein Tagwerk neben David Jarolim und verschleppt zusammen mit ihm das Tempo im Hamburger Spiel. Dabei staunte man vor einem halben Jahr doch noch darüber, wie schnell Zé laufen konnte. Er schien der Kopf einer meisterwürdigen Mannschaft zu werden, und niemand verstand, warum der FC Bayern ihn hatte ziehen lassen.

Nun geht Zé Roberto in einem lustlosen Team mit unter, das in der Bundesligarückrunde ganze vier Spiele gewonnen hat und sich allein noch durch die Aussicht auf das Europa-League-Finale am 12. Mai in Hamburg motiviert: An diesem Donnerstag spielt der HSV auf dem erhofften Weg zum Endspiel im eigenen Stadion im Halbfinale gegen den FC Fulham (20.15 Uhr, live bei Sat.1)

Niemanden würde es mehr überraschen, nähme der 35 Jahre alte Zé Roberto das Angebot des New Yorker Klubs Red Bull aus dem Brause-Imperium Dietrich Mateschitzs an. Als Sportmanager bei RB arbeitet der ehemalige Hamburger Sportchef Dietmar Beiersdorfer mit Verantwortung für die Fußballaktivitäten; er holte Zé im Sommer 2009 vom FC Bayern zum HSV und will nun dafür sorgen, dass er aus seinem Vertrag bis 2011 aussteigt und mit der Familie nach Amerika auswandert. Mehr als 3,5 Millionen Euro netto soll Zé Roberto dort pro Jahr verdienen, und das bis 2013 garantiert. Das wäre verglichen mit dem HSV eine Verdoppelung seiner Bezüge. In New York muss für die nächste Saison der Major League Soccer (MLS) eine Attraktion her; Real Madrids Raúl hat abgesagt.

Zé Roberto kommt mit Labbadia nicht klar

Das Angebot wurde vor vier Wochen bekannt. Zé Roberto behauptete sofort, er werde beim HSV bleiben. Doch zumindest solange Bruno Labbadia Trainer der Hamburger ist, dürfte Zé Roberto keine Zukunft für sich beim HSV sehen. Schon früh in der Saison störte es ihn, wie oft und lang Labbadia das Training unterbrach, um Fehler aufzuzeigen. Weil es gut lief, protestierte Zé Roberto damals nicht.

Doch inzwischen ist das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler angespannt, weil Bruno Labbadia im Januar darauf bestand, dass Zé Roberto seinen Bänder-Anriss im Knöchel vom November 2009 in Hamburg auskuriert, nicht daheim in Sao Paulo. Zé Roberto spielte in der Folge lahm und lustlos. Zuletzt soll er sich darüber beschwert haben, dass ein Trainer, der nur ein paar Jahre älter sei, ihm die Laufwege vorschreibe. Und der Brasilianer ist nicht der erste Spieler des HSV, mit dem es sich Labbadia durch Detailversessenheit und Sturheit verscherzt hat.

Der Fall Zé Roberto zeigt indes auch, wie machtlos ein Trainer gegen Verletzungen und Formschwankungen ist. Von Zé Roberto über Jansen und Elia bis zu Guerrero und Petric – fast die ganze Offensive des Hamburger SV ist in dieser Spielzeit schon mal kürzer oder länger ausgefallen. Dass Zé Roberto nun auch wieder austrainiert kaum etwas gelingt, hatte Uli Hoeneß schon beim Transfer im Sommer vorausgesagt: „Der Zé spielt immer nur gut, wenn es warm ist. Wartet mal ab, bis der Winter nach Hamburg kommt.“

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